Rezeptur
Praxiswissen
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Frage aus der Rezeptur: Plausibel? Ichthyol® in Kühlsalbe DAB

PTA in Labor prüft Rezept
Zubereitungen mit Kühlsalbe DAB sind genau zu prüfen. Auch wenn die fertige Zubereitung optisch einwandfrei erscheint, können beim Auftragen auf die Haut unerwünschte Effekte auftreten. | Bild: wildworx / AdobeStock

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

In unserer Apotheke kommen immer wieder Rezepturen mit Ichthyol® und Kühlsalbe als Grundlage vor. Die Salbe sieht optisch einwandfrei aus. Ist eine gemeinsame Herstellung plausibel und welche Aufbrauchsfrist ist dann anzugeben?

Der Wirkstoff Ichthyol® heißt auch Ammoniumbituminosulfonat und wird aufgrund seiner antiinflammatorischen, juckreizstillenden und antiseptischen Wirkung häufig bei entzündlichen Hauterkrankungen verordnet. Der Wirkstoff hat dabei eine große therapeutische Breite für die dermale Anwendung und ist im Vergleich zu Teerverbindungen nahezu frei von kanzerogen wirkenden polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. 

Bei der Verarbeitung der Substanz kommt es allerdings häufig zu Unverträglichkeiten mit der jeweiligen Grundlage, da es sich bei Ammoniumbituminosulfonat um einen grenzflächenaktiven Wirkstoff handelt. Probleme bereitet die Substanz vor allem beim Zusammentreffen mit wasserreichen Grundlagen. Der Arzneistoff stört dabei den Emulgator an der Grenzfläche zwischen Fett- und Wasserphase. Erkennbar ist diese manifeste Unverträglichkeit an der plötzlichen Verflüssigung der Grundlage und dem anschließenden Austritt von Wasser. Zur Vermeidung solcher Inkompatibilitäten sollen grenzflächenaktive Wirkstoffe wie Ichthyol® aber auch Polidocanol vorzugsweise mit wasserfreien Grundlagen verarbeitet werden. 

Kühlsalbe als Grundlage

Aufgrund ihrer kühlenden Wirkung wird die Kühlsalbe DAB häufig bei Juckreiz aber auch bei atopischer Dermatitis eingesetzt. Es handelt sich dabei um eine Art Quasi-Emulsion ohne Emulgator. Die hydrophile Wasserphase wird durch die lipophile Phase mechanisch festgehalten. Nach dem Auftragen auf die Haut bricht die Pseudoemulsion, das austretende Wasser verdunstet und erzeugt so einen Kühleffekt. Solche Quasiemulsionen sind normalerweise zur Kombination mit Arzneistoffen kaum geeignet, möglich ist lediglich die Einarbeitung lipophiler Wirkstoffe wie Menthol oder niedrig dosierte und suspendiert vorliegende Glucocorticoide. 

Kombination mit Ichthyol®

Laut Informationen der Herstellerfirma ist Ammoniumbituminosulfonat mit Kühlsalbe DAB bis zu einem Anteil von 3% verträglich, die Aufbrauchsfrist ist dann auf 4 Wochen zu begrenzen. Von einer gemeinsamen Verarbeitung bei höheren Konzentrationen ist auf jeden Fall abzuraten. Selbst wenn die Zubereitung optisch einwandfrei aussieht, ändern sich die Voraussetzungen sobald die Creme auf die Haut aufgetragen wird: Durch die gewollte Brechung der Emulsion mit Kühleffekt kann eine gleichmäßige Verteilung des flüssig vorliegenden Wirkstoffes nicht mehr gewährleistet werden. 

Kompatibel ist Ichthyol® auf jeden Fall mit wasserfreien Grundlagen wie Wollwachsalkoholsalbe DAB, ein Kühleffekt kann so natürlich nicht erzielt werden. Dazu müsste dann im zeitlichen Abstand die Kühlsalbe DAB appliziert werden. 

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

Jetzt einsenden

Zurück