Rezeptur
Praxiswissen
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Frage aus der Rezeptur: Herstellung von Imiquimod-Analtampons

Hand im blauen Gummihandschuh hält Zäpfchen hoch
Wie stellt man Analtampons, z. B. zur Behandlung von Feigwarzen, in der Rezeptur her? | Bild: Racle blinova / AdobeStock

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

In letzter Zeit bekommen wir häufiger ärztliche Verordnungen über Analtampons mit Imiquimod 6,25 mg. Können Sie uns Tipps zur Herstellung dieser wirkstoffhaltigen Zäpfchen mit Mulleinlage geben?

Zur Behandlung von Feigwarzen im Genital- und Analbereich

Imiquimod wird zur topischen Behandlung äußerlicher Feigwarzen im Genital- und Analbereich bei Erwachsenen angewendet. Feigwarzen oder Kondylome sind gutartige Hautwucherungen, die durch humane Papillomaviren (HPV) verursacht werden. Diese Viren gelangen vorwiegend über ungeschützten Sexualkontakt in den Körper. Der Wirkstoff Imiquimod aktiviert das Abwehrsystem der Haut, dadurch können körpereigene Immunzellen die Viren verstärkt bekämpfen. 

Bedarf für Rezepturarzneimittel

Bedarf zur Herstellung Imiquimod-haltiger Zubereitungen in der Apotheke kann sich daraus ergeben, dass der Arzt neben der als Fertigarzneimittel erhältlichen Creme andere Darreichungsformen anwenden möchte. Nach einer Entfernung intraanaler Feigwarzen wird Imiquimod häufig zur Nachbehandlung eingesetzt und soll ein Wiederauftreten der Kondylome verhindern. Für diesen Zweck bietet sich eine Applikation als wirkstoffhaltige Analtampons an. Durch einen integrierten Mullstreifen wird bei dieser speziellen Arzneiform ein Hochgleiten in höhere Abschnitte des Enddarms verhindert. Außerdem kann der Anwender mithilfe des Mullstreifens selbst den korrekten Sitz des Zäpfchens überprüfen und wenn nötig korrigieren. 

Herstellung aus dem Fertigarzneimittel

Da Imiquimod als Rezepturgrundstoff nicht erhältlich ist, ist eine Verarbeitung zu Rezepturen nur durch die Verwendung von Fertigarzneimitteln möglich. Eine Herstellung von Analtampons sollte dabei mit Hilfe der 5-prozentigen Creme (Aldara®) erfolgen, da nur diese eine Zulassung zur Behandlung äußerlicher Feigwarzen besitzt. Ein Beutel des eingesetzten Fertigarzneimittels enthält dabei 0,25 Gramm nichtionische hydrophile Creme mit je 12,5 mg Imiquimod. 

Vorschlag für eine Rezepturformel

Im Rezepturenfinder des DAC/NRF lässt sich dazu folgender Rezepturvorschlag finden: 

Imiquimod-Analtampons 6,25 mg

  • Imiquimod-Creme 5% 0,125 g
  • Hartfett zur Vorbereitung der Mulleinlage nach Bedarf
  • Mullkompresse 5 cm x 5 cm 1 Stück
  • Hartfett 1,87 g

Die obigen Angaben gelten dabei für ein Zäpfchen in Torpedo-Form zu je 2 g, der Kalibrierwert Ē der verwendeten Gießform beträgt 1,99 g. Bei der Herstellung ist auch zu beachten, dass es nicht möglich ist, aus einem Beutel Creme die gesamte Masse von 0,25 g zu erhalten. Es ist daher grundsätzlich nötig, mehr Beutel zur Herstellung einzuplanen.

Vorbereitung der Mulleinlage

Bild: Sprecher/PTAheute.de

Bei der Herstellung von Zäpfchen mit Mulleinlage in der Rezeptur müssen vor der eigentlichen Anfertigung die zu verwendenden Mullstreifen entsprechend vorbereitet werden (1). Diese werden zunächst vollständig auseinander und anschließend zu einem schmalen Rechteck gefaltet (2). Beide Enden können dann zur Mitte geklappt werden (3, 4) und sollten anschließend möglichst gleich lang sein. Die spitze Seite wird nun in sich verdrillt (5), in ein Becherglas mit klar geschmolzenem Hartfett getaucht und auf Aluminiumfolie getrocknet. 

Bestimmung des Kalibrierwertes

Sofern der Kalibrierwert Ē für Zäpfchen mit Mulleinlage nicht aus einer überprüften Rezepturvorschrift berücksichtigt werden kann, muss dieser bestimmt werden. Nur so ist eine korrekte Dosierung der fertigen Suppositorien gewährleistet. Die Bestimmung kann dabei in gewohnter Weise in Anlehnung an die DAC-Anlage F erfolgen. Zur Herstellung der Analtampons wird ein Zehner-Folienstreifen von Gießfolien aus Kunststoff verwendet. Der Kalibrierwert wird dabei aus der Massendifferenz der leeren und der mit Hartfett gefüllten Gießfolie berechnet. Als Besonderheit bei dieser Arzneiform kommt hinzu, dass als Leerwert der gesamte Folienstreifen und zehn mit Hartfett imprägnierte Mullstreifen gilt. Nach dem Ausgießen des geschmolzenen Hartfetts und dem Abkühlen der Grundlage bis zum cremigen Zustand können diese Mulleinlagen in die Formen eingebracht werden. 

Eigentliche Herstellung

Die wirkstoffhaltigen Zäpfchen können dann mit Hilfe der Gießtechnik mit einer Spritzflasche hergestellt werden, in jedes Zäpfchen ist dabei eine Mulleinlage einzuarbeiten. Die benötigte Menge an Hartfett kann folgendermaßen berechnet werden: 

Formel zur Berechnung der Hartfettmenge

MN = N x (Ē – m(Creme) x f(Creme))

  • MN: erforderliche Einwaage an Hartfett (g)
  • N: Anzahl der herzustellenden Zäpfchen (inklusive Überschuss) 
  • Ē: Kalibrierwert; durchschnittliche Masse eines Zäpfchens aus reinem Hartfett
  • f: Verdrängungsfaktor

Der Verdrängungsfaktor f kann laut NRF aufgrund des geringen Anteils an der Zäpfchenmasse ohne großen Fehler mit 1,0 angenommen werden. Nach dem Berechnen der Masse an Hartfett (MN) wird diese abgewogen und mit einem Trichter in die Gießflasche überführt. Die Imiquimod-Creme 5% wird dazu gewogen und der Ansatz bei etwa 40 °C auf dem Wasserbad geschmolzen. 

Um eine homogene Schmelze zu erhalten, ist es nun wichtig kräftig zu schütteln. Auch ist bei der Herstellung von Emulsionszäpfchen darauf zu achten, dass das verwendete Hartfett ein gutes Emulgiervermögen besitzt. Hartfettmassen mit hoher Hydroxylzahl sind dazu nämlich nicht gut geeignet. 

Unter kontinuierlichem Schwenken muss nun gewartet werden, bis die wirkstoffhaltige Grundlage trübe wird und eine cremige Konsistenz bekommt. Dann darf bis ungefähr 1 bis 2 mm unter den Rand der Gießfolie ausgegossen werden. Anschließend können die vorbereiteten Mulleinlagen in die fast erstarrte Zäpfchenmasse gesteckt werden. Bei dieser Herstellungstechnik darf keine Gießschwarte als Überstand entstehen, da diese aufgrund der eingesteckten Mullstreifen nicht mehr abgekratzt werden kann. 

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

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