Rezeptur
Praxiswissen
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Frage aus der Rezeptur: Herstellung einer Lösung mit Clotrimazol und Betamethasondipropionat

PTA hält prüfend große Braunglasflasche hoch
Ethanolhaltige Lösungen können dazu führen, dass die Haut austrocknet. Deshalb werden oft flüssige Lipide zugesetzt. Doch sind nicht alle Alkohol-Lipid-Mischungen geeignet. | Bild: Racle Fotodesign / AdobeStock 

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

Wir haben ein Rezept über folgende Zubereitung bekommen: 

  • Clotrimazol 1,0 g
  • Betamethasondipropionat 0,1 g
  • Oleum Olivarum 3,0 g
  • Spiritus dilutus 50% zu 100,0 g

Wir sind uns unsicher bezüglich der Löslichkeit der beiden Wirkstoffe, können Sie uns weiterhelfen?

DAC/NRF-Rezepturhinweise als Unterstützung

Bei der verordneten Zubereitung handelt es sich um eine Lösung, bei der definitionsgemäß alle eingesetzten Substanzen gelöst vorliegen müssen. Informationen zur Löslichkeit von rezepturrelevanten Wirk- und Hilfsstoffen können unter anderem in den DAC/NRF-Rezepturhinweisen gefunden werden. Bei diesen Rezepturhinweisen handelt es sich um einen kostenlosen Online-Service für DAC/NRF-Abonnenten. Mit ihrer Hilfe können gezielt Informationen zu Ausgangsstoffen nachgelesen werden. Sowohl für das Antimykotikum Clotrimazol als auch für das Glucocorticoid Betamethasondipropionat existiert jeweils ein eigener Rezepturhinweis. Hier können neben Informationen zu chemischen, physikalischen und galenischen Eigenschaften auch wertvolle Tipps zur Stabilität und Verarbeitung gefunden werden. 

Lösungsmittel Ethanol 50%

Die beiden Wirkstoffe sollen laut Verordnung in Spiritus dilutus 50% gelöst werden. Zur Herstellung dieser wässrig-alkoholischen Lösung müssen laut Arzneibuch 45,2 g Ethanol 96% mit Gereinigtem Wasser zu 100,0 g verdünnt werden. Clotrimazol ist als lipophile Substanz in Wasser praktisch unlöslich, zeigt aber eine ausreichende Löslichkeit in Ethanol 96%. Ähnlich verhält es sich beim zweiten Arzneistoff, beim Betamethasondipropionat handelt es sich ebenfalls um einen lipophilen Stoff, der sich in Ethanol 96% ohne Probleme auflösen lässt. 

Problem Olivenöl

Der kurzkettige Alkohol Ethanol spielt in dieser Zubereitung zur Lösung der beiden unpolaren Wirkstoffe also eine entscheidende Rolle. Ein grundsätzlicher Nachteil von Alkoholen ist allerdings, dass sowohl Ethanol als auch 2-Propanol bei wiederholter Anwendung auf der Haut austrocknend und entfettend wirken. Aus diesem Grund enthalten entsprechende Zubereitungen oft flüssige Lipide zur Rückfettung der Haut. 

Der Arzt hat in seiner Verordnung dafür Natives Olivenöl ausgewählt. Allerdings können Alkohol-Wasser-Gemische immer nur eine gewisse Lipidmenge aufnehmen, ansonsten wird keine klare Flüssigkeit mehr erhalten. Olivenöl lässt sich jedoch selbst in kleinen Mengen nicht in Ethanol 90% einarbeiten, eine Verarbeitung der Flüssigkeit mit dem in der Rezeptur gewünschten Alkohol-Wasser-Gemisch Ethanol 50% ist schon gar nicht möglich. Normalerweise steigt die Mischbarkeit von Lipiden mit wässrig-alkoholischen Lösungen mit der Alkoholkonzentration an, bei einem höheren Alkoholanteil lassen sich auch größere Mengen an Lipiden lösen. 

Rücksprache mit dem Arzt empfehlenswert

Ich würde oben beschriebene Problematik mit dem Arzt besprechen und ihm zwei Möglichkeiten vorschlagen. Zunächst einmal kann das verordnete Olivenöl weggelassen und dann auch die ursprüngliche Konzentration an Ethanol beibehalten werden. Möchte der Arzt ein rückfettendes Lipid in der Vorschrift lassen, dann kann auf Octyldodecanol ausgewichen werden. Dieser in alkoholischen Lösungen häufig eingesetzte Fettalkohol lässt sich allerdings mit Ethanol 50% nicht verarbeiten. Es wird kein einphasiges System erhalten und es sind deutliche Lipidtröpfchen zu erkennen. Als Lösungsmittel kann aber Ethanol 90% verwendet werden, denn diese Alkohol-Wasser-Mischung lässt sich problemlos mit Octyldodecanol mischen. 

Optimierte Rezeptur

  • Clotrimazol 1,0 g
  • Betamethasondipropionat 0,1 g
  • Octyldodecanol 10,0 g
  • Ethanol 96% 81,2 g
  • Gereinigtes Wasser 7,7 g

Zur Herstellung werden die beiden Wirkstoffe in reinem Ethanol gelöst, anschließend wird durch Zugabe von Wasser die Ethanol-Konzentration 90% erreicht. Am Schluss kann die Flüssigkeit Octyldodecanol dazugegeben werden. 

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

Jetzt einsenden

Zurück