Rezeptur
Praxiswissen
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Frage aus der Rezeptur: Herstellung von Tacrolimus-Zäpfchen

Zäpfchen in Gießform
Wie werden Suppositorien mit Tacrolimus hergestellt? | Bild: cuhle-fotos / AdobeStock

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

Wir sollen in unserer Apotheke 30 Suppositorien mit 2 mg Tacrolimus als Wirkstoff zubereiten. Zur Herstellung möchten wir Hartkapseln Tacrolimus 5 mg verwenden. Können Sie uns Tipps zur Herstellung geben?

Tacrolimus-Zäpfchen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

Tacrolimus ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der sogenannten Calcineurin-Inhibitoren. Er besitzt eine immunsuppressive Wirkung und wird daher normalerweise zur Verhinderung von Abstoßungsreaktionen nach einer Organtransplantation eingesetzt. In Form von Zäpfchen wird Tacrolimus bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen angewendet. Die Dosierung liegt hier üblicherweise bei 2 bis 4 mg Wirkstoff täglich. 

Herstellung aus Hartkapseln

Zur rezepturmäßigen Herstellung von Zäpfchen kann der Inhalt von Kapseln verwendet werden. Geeignet wäre beispielsweise das Fertigarzneimittel Prograf® 5 mg Hartkapseln. Damit sollte eine Herstellung von Suppositorien auf Hartfett-Basis möglich sein. Auf Grund der schlechten Wasserlöslichkeit von Tacrolimus werden der Wirkstoff sowie die Hilfsstoffe aus der Kapsel in der geschmolzenen Zäpfchenmasse suspendiert vorliegen. 

Arbeiten mit Überschuss

Herstellungsbedingt treten bei der rezepturmäßigen Zubereitung von Hartfett-Zäpfchen immer Verluste auf. Bei allen Zäpfchen-Vorschriften wird daher mit einem Verlustzuschlag gearbeitet. Im Rezepturbetrieb verwendet man dabei mindestens 10% Zuschlag für Wirkstoff und Grundlage. Bei Verwendung von Hartkapseln müssen diese daher auch im Überschuss eingesetzt werden. 

Zur Berechnung der Hartfett-Menge wird der Verdrängungsfaktor benötigt. Dieser kann für den Inhalt der 5-mg-Tacrolimus-Kapseln mit dem Wert von 1,0 mit hinreichender Genauigkeit angenommen werden. Zusätzlich muss auch das Kalibriervolumen der verwendeten Gießform bekannt sein. Dies muss vor der Herstellung in der Apotheke mit reiner, geschmolzener Grundlage bestimmt werden. 

Beispielrechnung

Um 30 Suppositorien korrekt herstellen zu können, würde ich Ihnen einen Überschuss von fünf Zäpfchen empfehlen. Um die dafür benötigte Menge an Tacrolimus von 70 mg zu erhalten, werden also 14 Hartkapseln Prograf® 5 mg benötigt. Der Inhalt einer Kapsel wiegt dabei 0,140 g. Die Durchschnittmasse eines Zäpfchens aus reiner Grundlage liegt normalerweise im Bereich von 2,1 g.

Hartfettmenge: 

35 x 2,1 g = 73,5 g reines Hartfett

tatsächlicher Bedarf: 73,5 g – (14 x 0,140 g) = 71,54 g

Tacrolimus 2 mg Suppositorien 

Prograf® Hartkapseln 5 mg 14 Stück

Hartfett 71,54 g

Eigentliche Herstellung

Die benötigte Menge an Hartfett wird auf dem Wasserbad in einer Metallschale bei ungefähr 40 Grad Celsius geschmolzen. Die Hartkapseln im Überschuss werden möglichst unter dem Abzug geöffnet und der Inhalt in eine Schale entleert. Das Pulver wird anschließend zum geschmolzenen Hartfett gegeben und suspendiert. 

Beim Ausgießen darf die geschmolzene Zäpfchenmasse nicht zu heiß sein, da es sonst leicht zur Sedimentation der Feststoffe kommen kann. Zur Herstellung wäre daher auch die Spritztechnik mit der Zäpfchengießflasche gut geeignet. Die Temperatur und Konsistenz kann dabei gut reguliert und die Grundmasse regelmäßig umgeschüttelt werden. 

Nach dem Ausgießen in Erwachsenen-Zäpfchenformen wird der Überstand entfernt und die Gießform mit einem Klebeband verschlossen. Laut DAC/NRF-Rezepturenfinder sind die Zäpfchen zur sofortigen Verwendung bestimmt und haben eine Aufbrauchsfrist von 3 Monaten.

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

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