Einige Arzneistoffe gibt es in unterschiedlichen Dosierungen: etwa Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen. Je nach Dosierung und Einnahmeschema kann ein Wirkstoff unterschiedliche therapeutische Effekte erzielen und daher dosisabhängig in verschiedenen Indikationen eingesetzt werden. Welche weiteren gängigen Arzneistoffe dazu gehören und für welche Indikationen diese jeweils eingesetzt werden, das erfahren Sie in dieser Serie.
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Ramipril: Wann ist der ACE-Hemmer indiziert?

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland für die meisten Sterbefälle verantwortlich. Die Behandlung chronischer Erkrankungen wie Bluthochdruck (Hypertonie) und Herzinsuffizienz spielt daher eine wichtige Rolle.

Bei Erwachsenen kommt zur Therapie häufig der Wirkstoff Ramipril zum Einsatz. Die rezeptpflichtige Substanz aus der Gruppe der ACE-Hemmer kann dabei einzeln als Monotherapie oder auch in Kombination mit anderen Antihypertensiva wie Calciumkanalblockern oder Diuretika angewendet werden.
In Apotheken ist Ramipril in Form von Tabletten mit einer Dosierung von 1,25 mg bis 10 mg erhältlich.
Wann wird Ramipril angewendet?
Wie bereits erwähnt sind die Haupteinsatzgebiete von Ramipril Bluthochdruck und Herzinsuffizienz. Aber auch zur kardiovaskulären Prävention, also zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt, wird der Wirkstoff häufig verschrieben.
Ebenso findet Ramipril bei Nierenerkrankungen mit beginnender Nierenschädigung Anwendung.
Gut zu wissen: Wird Ramipril auch bei Kindern eingesetzt?
Leiden Kinder unter Bluthochdruck, kommen grundsätzlich die gleichen Arzneistoffe wie bei Erwachsenen zum Einsatz. Die meisten Substanzen besitzen allerdings keine spezielle Zulassung für Kinder und Jugendliche, daher erfolgt die Anwendung in dieser Altersgruppe im Off-Label-Use.
Das gilt auch für Ramipril. Die Wirksamkeit und Sicherheit der Substanz wurde bei Kindern bisher nicht nachgewiesen. Wenden Ärzte den Wirkstoff also bei Kindern an, kommt ein zugelassenes Fertigarzneimittel außerhalb seiner eigentlichen Zulassung zum Einsatz.
Wie ist der genaue Wirkmechanismus von Ramipril?
Bei dem Arzneistoff Ramipril handelt es sich um ein Prodrug (Vorstufe), welches in der Leber zunächst in seine aktive Form Ramiprilat metabolisiert wird. Ramipril gehört zur Wirkstoffklasse der ACE-Hemmer (ACE = Angiotensin-Converting-Enzym).
ACE-Hemmer beeinflussen den Regelkreis der körpereigenen Regulation des Blutdrucks an mehreren Stellen: Sie blockieren das Angiotensin-Converting-Enzym, das für eine Umwandlung von Angiotensin I in Angiotensin II nötig ist. Angiotensin II ist dabei im Körper eine der am stärksten blutdrucksteigernden Substanzen, und sorgt durch Freisetzung von Catecholaminen aus dem Nebennierenmark für eine Gefäßverengung an den Blutgefäßen.
Durch eine verringerte Konzentration an Angiotensin II nimmt der Widerstand in den arteriellen Gefäßen ab und es kommt zu einer Senkung des Blutdrucks. Durch die verminderte Bildung von Angiotensin II wird auch weniger Aldosteron in der Nebennierenrinde freigesetzt, dieses Hormon fördert normalerweise den Rücktransport von Natrium-Ionen und Wasser in den Nieren und trägt so zu einer Erhöhung des Blutdrucks bei.
Weiterhin mindern ACE-Hemmer auch den Abbau des Hormons Bradykinin. Diese Substanz erweitert die Blutgefäße und sorgt für einen Abfall des Blutdrucks.
Gut zu wissen: Entwicklung von ACE-Hemmern aus Schlangengift
Die Wirkungsweise der ACE-Hemmer wurde erstmals mithilfe eines Schlangengifts festgestellt. Schon länger war bekannt, dass der Biss einer brasilianischen Jararaca-Lanzenotter zu einem plötzlichen, oft tödlichen Abfall des Blutdrucks führt.
Mitte der 1960er-Jahre konnte erstmals das dafür verantwortliche Peptid aus dem Gift isoliert werden. Im Tiermodell konnte gezeigt werden, dass das Eiweiß-Gemisch das Angiotensin-Converting-Enzym hemmt.
Durch Abwandlung der Struktur konnte Captopril als erster ACE-Hemmer entwickelt werden. Im Jahr 1990 kam dann Ramipril in Deutschland auf den Markt.
Wie wird Ramipril dosiert?
Um zu Behandlungsbeginn einen zu starken Abfall des Blutdrucks zu vermeiden, wird die Dosis von Ramipril langsam gesteigert. Die maximale Wirkung einer Einzeldosis Ramipril wird normalerweise nach drei bis sechs Stunden erreicht und die blutdrucksenkende Wirkung hält dann für 24 Stunden an.
Anhand folgender Indikationen wird Ramipril unterschiedlich dosiert:
- Zur Behandlung der Hypertonie und zur kardiovaskulären Prävention: Anfangsdosis 2,5 mg täglich, schrittweise Steigerung auf maximal 10 mg täglich
- Zur Behandlung der Herzinsuffizienz: Anfangsdosis 1,25 mg täglich, schrittweise Steigerung auf maximal 10 mg täglich
- Zur Behandlung von Nierenerkrankungen: Anfangsdosis 1,25 mg täglich, schrittweise Steigerung auf maximal 5 mg täglich
Präparatebeispiele: Ramipril Hexal® 1,25 mg Tabletten, Delix® 2,5 mg Tabletten, RamiLich 5 mg Tabletten, Ramipril-1A Pharma® 7,5 mg Tabletten, Ramipril-ratiopharm® 10 mg Tabletten
Gut zu wissen: Einnahme von Ramipril unter Diuretika-Therapie
Besonders zu Beginn der Behandlung mit Ramipril kann es zu einer ausgeprägten Senkung des Blutdrucks kommen. Nimmt der Patient bereits ein Diuretikum ein, besteht möglicherweise ein Flüssigkeits- und Salzmangel und die Wahrscheinlichkeit für einen Blutdruckabfall ist erhöht.
Daher sollte das Diuretikum einige Tage vor einer Therapie mit Ramipril abgesetzt werden. Soll das Diuretikum weiter eingenommen werden, wird die Behandlung üblicherweise mit einer niedrigen Startdosis von 1,25 mg begonnen.
Welche Nebenwirkungen können unter Ramipril auftreten?
Bei bestimmungsgemäßer Anwendung gilt Ramipril wie alle ACE-Hemmer als gut verträglicher Arzneistoff.
Mit einer Häufigkeit von 5 bis 10 % tritt Reizhusten als häufigste Nebenwirkung auf, der meist in den ersten Wochen der Therapie beginnt. Neben der Umwandlung von Angiotensin I zu Angiotensin II katalysiert das Angiotensin-Converting-Enzym auch den Abbau von Bradykinin. Bei einer Hemmung des Enzyms steigt daher der Bradykinin-Spiegel an und kann den typischen trockenen Hustenreiz verursachen.
Als häufige Nebenwirkung – gerade zu Behandlungsbeginn – kann es auch zu einer verstärkten Blutdrucksenkung kommen. Dies macht sich durch Schwindel, Kopfschmerzen sowie Müdigkeit und in seltenen Fällen durch eine Ohnmacht bemerkbar. Betroffene müssen dann die weitere Vorgehensweise mit dem Arzt besprechen. Möglicherweise muss die Dosis reduziert werden.
Welche Wechselwirkungen sind bei der Einnahme von Ramipril möglich?
ACE-Hemmer sollten nicht gleichzeitig mit Angiotensin-II-Rezeptorblockern (Sartane) eingenommen werden. Bei einer Kombination von Ramipril mit Sartanen besteht die Gefahr für einen zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie) und ein akutes Nierenversagen.
Auch eine gleichzeitige Einnahme mit kaliumsparenden Diuretika, wie Spironolacton, sollte unterbleiben, da es zu einer gefährlichen Hyperkaliämie (erhöhte Konzentration an Kalium im Blut) kommen kann.
Eine Dauermedikation mit nichtsteroidalen Antiphlogistika, wie Ibuprofen und Diclofenac, schwächt die blutdrucksenkende Wirkung von Ramipril, das gilt aber nicht für eine gleichzeitige Einnahme mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure.
Eine Kombination von Ramipril mit blutzuckersenkenden Wirkstoffen wie Insulin und Sulfonylharnstoffen kann zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) führen.
Weiterhin kann Ramipril das Auftreten allergischer Reaktionen fördern, aus diesem Grund sollten während der Therapie keine Hyposensibilisierung durchgeführt werden.
Ramipril in Schwangerschaft und Stillzeit?
Wie alle ACE-Hemmer ist Ramipril im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimester kontraindiziert. Ebenso sollte der Wirkstoff nicht in den ersten Wochen einer Schwangerschaft eingesetzt werden. Bei einer Therapie mit Ramipril kann es beim ungeborenen Kind unter anderen zu einer verminderten Nierenfunktion und zu Nierenversagen kommen. Ebenso kann in der Fruchtblase zu wenig Fruchtwasser gebildet werden.
Patientinnen, die planen schwanger zu werden, sollten daher rechtzeitig auf eine alternative antihypertensive Therapie umgestellt werden.
Zur Anwendung von Ramipril in der Stillzeit liegen bisher nur ungenügende Erkenntnisse vor, deshalb kann eine Einnahme nicht empfohlen werden.
Ramipril: Wichtige Hinweise für die Beratung
Bei der Abgabe von Ramipril-haltigen Präparaten sollten die Patienten über weitere wichtige Dinge informiert werden:
Zunächst einmal wird empfohlen, den Blutdrucksenker täglich zur selben Tageszeit einzunehmen, dabei kann die Einnahme unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Gut zu wissen: Ramipril morgens oder abends einnehmen?
Zahlreiche Studien haben sich mit der Frage beschäftigt, wann der beste Einnahmezeitpunkt für blutdrucksenkende Arzneimittel ist. Bisher gibt es jedoch keinen Hinweis darauf, dass der Einnahmezeitpunkt für den Erfolg der Therapie eine Rolle spielt.
Momentan werden ACE-Hemmer bei einer einmal täglichen Anwendung meist am Morgen eingenommen. Eine klare Empfehlung für einen bestimmten Einnahmezeitpunkt gibt es aber nicht.
Berichten Patienten in der Apotheke darüber, dass sie seit der Einnahme von Ramipril unter Reizhusten leiden, sollten sie an einen Arzt verwiesen werden. Dieser kann dann entscheiden, ob eine Reduzierung der Dosis oder ein Wechsel des Präparats notwendig ist. Ein medikamenteninduzierter Husten ist jedenfalls kein Fall für die Selbstmedikation. Quellen:
- https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Ramipril_10240
- Fachinformation Ramipril-ratiopharm® Tabletten
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/11/01/ace-hemmer