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Zum Tag des Knoblauchs am 19. April: Knoblauch: Welche Interaktionen sind möglich?

Knoblauchzehen und Kapseln rollen aus dem Topf
Knoblauchpräparate erscheinen so manchem Anwender harmlos. Doch sind Wechselwirkungen mit einigen Arzneimitteln denkbar. | Bild: NIKCOA / AdobeStock

Die Zwiebeln des Knoblauchs (Allium sativum) sind nicht nur als Gewürz beliebt – sie werden in Form von Extrakten auch unterstützend zur Senkung erhöhter Blutfettwerte und zur Vorbeugung altersbedingter Gefäßveränderungen eingesetzt. 

Doch so harmlos die entsprechenden Produkte auch daherkommen mögen, ganz unbedenklich sind sie nicht. Denn die Einnahme von Knoblauchpräparaten kann die Wirkung anderer Arzneimittel verstärken und auch abschwächen. Zum Tag des Knoblauch, am 19. April, haben wir uns einmal angeschaut, auf welche Interaktionen daher zu achten ist.

Knoblauch und Antikoagulanzien

In Laborversuchen konnte ein hemmender Effekt von Knoblauchextrakt auf die CYP-Enzyme in der Leber nachgewiesen werden. Dieser Mechanismus könnte den Anstieg des INR-Wertes bei Studienteilnehmern erklären, die zusätzlich zur Therapie mit Antikoagulanzien Knoblauchpräparate einnahmen.  

Zur Erinnerung: Was ist der INR-Wert?

INR steht für International Normalized Ratio. Dahinter verbirgt sich ein Wert, der zur Beurteilung der Blutgerinnung dient. Er wird z. B. genutzt, um den Verlauf einer Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten zu kontrollieren, und gibt an, um welchen Faktor die Gerinnungszeit durch die Einnahme des Gerinnungshemmers verlängert wird. /sn   

Erhöhte Blutungsneigung durch Abbauprodukt

Eine andere Studie fand eine verringerte Plättchenfunktion sowie eine erhöhte Blutungsneigung bei den Probanden, die neben der Einnahme von Gerinnungshemmern exzessiv Knoblauch verzehrten. Dieser Effekt lässt sich über ein Abbauprodukt der in Knoblauch enthaltenen Aminosäure Alliin erklären: Ajoen hemmt die Thromboxansynthese und interagiert mit dem P-Glykoproteinrezeptor, an dem Fibrinogen (Gerinnungsfaktor I) angreift.

Weitere Studien konnten die beschriebenen Effekte nicht bestätigen, sodass die Interaktion zwischen Knoblauchpräparaten und Gerinnungshemmern bzw. Thrombozytenaggregationshemmern nicht abschließend geklärt ist. 

Zur Erinnerung: Was ist Thromboxan?

Thromboxan ist ein in Thrombozyten (Blutplättchen) gebildetes Molekül, das zur Gefäßengstellung führt und die Thrombozytenaggregation fördert. Es entsteht, ähnlich den Prostaglandinen, mittels des Enzyms Cyclooxigenase – dem Angriffspunkt von Acetylsalicylsäure (ASS). /sn

Entwarnung für Knoblauch als Gewürz 

Sicher ist jedoch: Bei Knoblauchverzehr in Gewürzmenge werden weder die Plättchenfunktion noch der INR klinisch relevant beeinflusst. Durch exzessiven Verzehr bzw. durch die Einnahme von hochdosierten Knoblauchpräparaten lassen sich eventuell im Einzelfall erhöhte INR-Werte erklären.

Knoblauch und Protease-Hemmer

Eine Studie an gesunden Probanden brachte die Erkenntnis, dass die Bioverfügbarkeit des zur Behandlung von HIV-Patienten eingesetzten Protease-Hemmstoffes Saquinavir um 50% sinkt, wenn zeitgleich ein auf Allicin standardisiertes Knoblauchpräparat gegeben wird. Die Erklärung dafür dürfte in der bereits genannten Beeinflussung von CYP-Enzymen und P-Glykoproteinen liegen. 

Gut zu wissen: Was ist Allicin?

Allicin ist der Hauptbestandteil des Knoblauchs und ein Spaltungsprodukt der Aminosäure Alliin. Wird die Knoblauchzehe verletzt, beginnen Enzyme damit, Alliin zu Allicin und weiteren Aromastoffen abzubauen. Charakteristisch dafür ist der typisch strenge Geruch des Knoblauchs.

Ob diese Beobachtung tatsächlich praxisrelevant ist, ist nicht abschließend geklärt: Saquinavir ist nicht für die Monotherapie zugelassen und für die Kombinationstherapie liegen bisher keine Untersuchungen zu entsprechenden Wechselwirkungen vor. 

Zur Sicherheit: Knoblauchpräparate bei Saquinavir kontraindiziert

Hinzu kommt, dass die auf dem Markt befindlichen Knoblauchpräparate auf unterschiedliche Inhaltsstoffe standardisiert sind. Auch hier stellt sich die Frage, ob die für Allicin gewonnenen Erkenntnisse auf andere Fertigarzneimittel oder auch auf den Verzehr als Gewürz zu übertragen sind. Um kein Risiko einzugehen, ist die Einnahme von Knoblauchpräparaten unter der Therapie mit Saquinavir kontraindiziert.

Knoblauch und Metformin bzw. Atorvastatin

Neben den genannten unerwünschten Nebenwirkungen kann Knoblauch auch gewollte Wirkungen potenzieren. So konnte in Studien gezeigt werden, dass die Einnahme eines Knoblauchpräparates den kardioprotektiven Effekt von Metformin erhöhen bzw. die Wirkung von Atorvastatin verstärken kann. Quellen:
Smollich/Podlogar: „Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln“, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2016;
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34527070/;
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22529485/
 

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