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Kind krank: Wie sage ich es meinem Chef?

Mutter fühlt krankem Kind die Stirn und hält Smartphone in Hand
Bild: sementsova321 / AdobeStock

In manchen Monaten scheint es so, als würden Kinder von einer Infektion zur nächsten wandern. Erst ist es die Grippe, dann RSV und später vielleicht noch ein Magen-Darm-Virus. Häufig hört man auch Sätze wie „Zehn Infekte im Jahr sind normal“, schließlich müsse das Immunsystem trainiert werden.

Doch nicht jeder Chef zeigt Verständnis dafür, dass der besorgte Elternteil bei seinem kranken Kind zu Hause bleiben möchte. Viele Arbeitnehmer sitzen dann zwischen den Stühlen: Wie sollen sie den Ansprüchen der Vorgesetzten gerecht werden und sich gleichzeitig um das eigene Kind kümmern?

Besteht Anspruch auf Kinderkrankentage?

Prinzipiell gilt: Ein Elternteil darf zu Hause bleiben, wenn das eigene Kind akut erkrankt und seine Betreuung nicht anders gewährleistet werden kann. Dieser Anspruch ist gesetzlich geregelt (§ 616 BGB). Der Arbeitgeber kann seinem Mitarbeiter also nicht verbieten, das kranke Kind aus der Kita oder Schule abzuholen und zu Hause zu pflegen. 

Ob auch für solche Krankheitsfälle jedes Mal ein Attest vorgelegt werden muss, entscheidet jedoch der Arbeitgeber. Manche fordern ab dem ersten Krankheitstag ein Attest, anderen reicht dieses ab dem dritten. 

Es ist also ratsam, im Vorfeld eines akuten Falles mit dem Vorgesetzten das gewünschte Prozedere zu klären, wenn dies nicht im Arbeitsvertrag schriftlich festgehalten wurde.

Gespräch suchen und Absprachen treffen

Doch trotz des gesetzlichen Anspruchs zeigt sich nicht jeder Vorgesetzte verständnisvoll, wenn man sich während der Arbeitszeit abmelden muss, um ein krankes Kind zu versorgen. Vielleicht unterstellt er Ihnen sogar fehlendes Pflichtbewusstsein. Dies sorgt natürlich für ein unangenehmes Arbeitsklima. Auch hier kann ein Gespräch helfen, um Missverständnissen und falschen Vorstellungen entgegenzuwirken.

Gehen Sie offen auf Ihren Vorgesetzten zu und erklären Sie ihm, in welcher Zwickmühle Sie sich befinden: Einerseits liegt Ihnen Ihre Arbeit sehr am Herzen und Sie wollen diese gewissenhaft ausführen. Andererseits ist es Ihnen wichtig, die Betreuung Ihrer Kinder sicherzustellen. 

Einen Krankheitsfall kann man nicht planen, aber vielleicht finden Sie gemeinsam Aufgaben, die Sie in solchen Fällen übernehmen können. Seien Sie hierbei offen für Kompromisse.

Apothekenteam miteinbeziehen

Beziehen Sie auch Ihre Kollegen mit ein! Denn das ganze Team merkt es, wenn ein Kollege plötzlich ausfällt. Schließlich kann es vorkommen, dass Ihre Kollegen unter Umständen einige Aufgaben übernehmen müssen. 

Damit es die Kollegen nicht unvorbereitet trifft, schildern Sie ihnen offen Ihre Situation. Zum Beispiel könnten Sie sagen: „Derzeit sind viele Kinder krank und auch meine Kinder werden mich öfter zu Hause brauchen. Bitte gebt mir Bescheid, wie ich euch in der Zwischenzeit am besten unterstützen kann.“

So signalisieren Sie, dass Ihnen bewusst ist, dass spontane Krankenausfälle auch für das Team eine Herausforderung darstellen. Gleichzeitig geben Sie Ihren Kollegen so die Möglichkeit, sich auf Ihre Situation besser einzustellen.

Alternative Arbeitsmodelle zur Entlastung

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele eine Herausforderung. Bevor Sie eine Anstellung antreten, kann es daher sinnvoll sein, die eigene Arbeitszeit und -leistung realistisch einzuschätzen. Wie viel Zeit können und wollen Sie in der Apotheke arbeiten? Welche Aufgaben können und wollen Sie übernehmen?

Sich diese Fragen ehrlich zu beantworten, kann Klarheit schaffen und falschen Erwartungen vorbeugen.

Eine Veränderung der Arbeitszeit muss nicht automatisch mit Gehaltseinbußen einhergehen. Mittlerweile gibt es auch in Apotheken moderne Arbeitsmodelle, mit denen sich Familie und Beruf gut vereinbaren lassen.

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