Heikle Themen professionell ansprechen
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Heikle Themen professionell ansprechen: Überlastung im Job – wie sage ich es meiner Chefin?

Wenn die Chefin immer mehr Aufgaben auf die eigene To-do-Liste setzt, ist das Limit irgendwann erreicht. | Bild: Charnelle VDR/peopleimages.com / AdobeStock

Stellen Sie sich vor, Ihre Chefin ist nur selten in der Apotheke anwesend, bringt aber, wenn sie denn einmal vor Ort ist, ständig neue, sofort umzusetzende Ideen mit. Wie kann man die damit verbundene Überforderung ansprechen, ohne als arbeitsunwillig zu gelten und die professionelle Ebene zu verlassen?

„Meine Chefin ist nur unregelmäßig in der Apotheke. Doch wenn sie dann da ist, hat sie laufend neue Ideen, die sie am liebsten auch direkt umgesetzt haben will. Ich kann einfach nicht mehr und merke, wie mir alles über den Kopf wächst. Eigentlich möchte ich nicht kündigen, doch bald weiß ich keinen Ausweg mehr.“

PTA Alexandra C., Homburg (Name von der Redaktion geändert)

Jeder von uns ist hin und wieder überfordert und fühlt sich ausgelaugt.

Wichtig ist, dass solche Momente nicht zum Dauerzustand werden oder Sie am Abend vor der Arbeit schon ein mieses Gefühl haben, schlecht schlafen, oder mit Bauchschmerzen an den nächsten Tag denken. In diesem Fall sollten Sie unbedingt ein ehrliches Vieraugengespräch mit Ihrer Chefin führen.

Überrasches Sie sie damit am besten nicht. Bitten Sie sie im ersten Schritt um einen geeigneten Termin, machen Sie jedoch durchaus deutlich, dass es Ihnen wichtig ist, zeitnah mit ihr zu sprechen, und sage Sie auch worüber es in dem Gespräch gehen soll. Zum Beispiel können Sie sagen: „Es gibt ein paar Punkte, mit denen ich mich gerade nicht sehr wohl fühle. Darüber möchte ich mit Ihnen sprechen. Bitte geben Sie mir nächste Woche einen Termin.“

Gut zu wissen: Vorbereitung auf ein Gespräch mit der Chefin

Bereiten Sie das Gespräch wirklich vor und bringen Sie Fakten auf den Tisch. Dafür können Sie sich im Vorfeld solche Fragen stellen:

  • Wie fühlen Sie sich momentan bei der Arbeit?
  • Wieso fühlen Sie sich so?
  • Welche Projekte liegen derzeit auf Ihrem Tisch?
  • Welche Deadlines setzen Sie unter Zeitdruck?
  • Gibt es weitere Belastungen im Arbeitsalltag wie Konflikte mit Kollegen?
  • Fühlen Sie sich von Ihrem Team unterstützt oder im Stich gelassen?
  • Fehlen Ihnen für gewisse Projekte oder Verantwortungen eventuell Know-how beziehungsweise wichtige Kompetenzen?

Notieren Sie diese Gedanken schriftlich und bringen Sie die Notizen zum Gespräch mit. 

Am besten funktionieren Veränderungen immer, wenn Sie sich bereits Gedanken über mögliche Lösungswege gemacht haben:

  • Welche Projekte oder Verantwortungsbereiche können Sie vielleicht abgeben und an wen?
  • Welche Maßnahmen würden Ihrem Wohlbefinden derzeit guttun?
  • Wo könnte Ihnen vielleicht das Team, ein Praktikant oder eine andere Person unter die Arme greifen?
  • Gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten, um fehlende Kompetenzen zu erwerben?
  • Könnte ein externer Coach das Team unterstützen?

Mit konkreten Ideen machen Sie es auch Ihrer Chefin leichter, Sie zu unterstützen. Es liegt auch an Ihnen, ihr durch Ihre Offenheit eine echte Chance zu geben, Ihre Situation zu verbessern. Doch natürlich sollte es nicht dabei bleiben, sondern auf lange Sicht muss sich Ihr Arbeitsalltag auch tatsächlich (wieder) zum Besseren wenden. Dokumentieren Sie deshalb das Gespräch schriftlich und bitten Sie um ein Wiederholungsgespräch ein paar Wochen später.

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