Heimische Heilpflanzen
In unserer Serie „Heimische Heilpflanzen“ stellen wir Ihnen wichtige Arzneipflanzen vor. Dabei greifen wir solche heraus, die in der Apotheke bekannte Therapeutika sind und gleichzeitig sozusagen vor der Haustür wachsen. Auch wenn sich manche dieser heimischen Heilpflanzen eher unscheinbar präsentieren, hat bei genauerer Betrachtung doch jede ein paar Besonderheiten zu bieten. 
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Mutterkraut – pflanzliche Migräneprophylaxe?

viele Mutterkrautpflanzen in Nahaufnahme
Das Mutterkraut sieht der Kamille sehr ähnlich. | Bild: nadin333 / AdobeStock

Mutterkraut (Tanacetum parthenium) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Tanacetum innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Aus dem östlichen Mittelmeerraum stammend, verbreitete sich die auch Falsche Kamille, Zierkamille oder Fieberkraut genannte Pflanze seit dem Mittelalter auch in Mitteleuropa.

In Deutschland ist Mutterkraut vor allem als Gartenzierpflanze im Gebrauch und durch Verwilderung häufig an Zäunen, Hecken und Wegrändern sowie auf Friedhöfen und Schuttplätzen anzutreffen.

Die aromatisch riechende mehrjährige Pflanze erreicht Höhen zwischen 30 und 100 Zentimetern und besitzt einen aufrechten, verzweigten Stängel, an dem flächige Laubblätter wechselseitig ansetzen. Die Blütenstände bestehen aus fünf bis 30 locker angeordneten körbchenförmigen Einzelblüten. Die Blütezeit reicht von Juni bis September.  

Die Geschichte des Mutterkrauts als Heilpflanze

Bereits im 1. Jahrhundert hat der in römischen Diensten stehende griechische Arzt Dioskurides das Mutterkraut als Heilpflanze beschrieben, und spätestens im Mittelalter wurde es in größerem Maßstab gegen Fieber und Kopfschmerzen eingesetzt.  

Der Trivialname „Mutterkraut“ stammt von der Verwendung der Heilpflanze als Abtreibungsmittel: Das Kraut wurde benutzt, um die Ablösung der Plazenta zu fördern und so die Menstruation auszulösen.

Heute wird das Mutterkraut überwiegend zur Migräneprävention eingesetzt. Allerdings kam ein Cochrane-Review zu dem Schluss, dass die Studien, die eine mögliche Wirksamkeit in diesem Anwendungsbereich nahelegten, von schlechter Qualität seien.  

Das HMPC (Herbal Medicinal Product Committee) hat Mutterkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann es laut dem europäischen Ausschuss, der Arzneimittel in „well-established use“ und „traditional use“ einteilt, zur Prophylaxe von Migräne verwendet werden, wenn ärztlicherseits keine Bedenken bestehen.

Inhaltsstoffe und Wirkungsweise von Mutterkraut

Für Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel wird das zur Blütezeit geerntete Kraut (Tanaceti parthenii herba), bestehend aus Blättern, Stängeln und Blüten, pulverisiert und zu Dragees oder Tabletten verarbeitet. (Die ebenfalls erhältlichen Teezubereitungen sind wenig sinnvoll, da die Wirkstoffe kaum in das Wasser übergehen.)  

Mutterkraut enthält 0,5 bis 0,9 Prozent ätherisches Öl mit den Hauptkomponenten Kampfer und Chrysanthenylacetat. Daneben kommen zu 0,5 bis 2 Prozent Sesquiterpenlactone vor, unter anderem der Inhaltsstoff Parthenolid.

In Laborexperimenten zeigen Zubereitungen aus Mutterkraut verschiedene Effekte, die vor allem auf das Parthenolid zurückgeführt werden: Wie es scheint, verringert die Substanz die Freisetzung des Botenstoffes Serotonin aus Zellen, wirkt Entzündungen entgegen und hemmt die Blutgerinnung.  

Da Serotonin wohl an der Entstehung von Migräneanfällen mitwirkt, liegt eine vorbeugende Wirkung von Mutterkraut zumindest theoretisch nahe. Die wissenschaftlichen Beweise für diesen Zusammenhang fehlen jedoch bislang.

Gut zu wissen: Nebenwirkungen und Gegenanzeigen zu Mutterkraut

Mutterkraut gilt als gut verträglich, es können allenfalls leichte Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Wechselwirkungen mit anderen Arzneien sind nicht bekannt.

Menschen, die auf Korbblütler allergisch reagieren, sollten wegen einer möglichen Kreuzallergie auf die Einnahme von Mutterkraut verzichten. 

Aufgrund mangelnder Erkenntnisse wird auch Schwangeren, Stillenden und Kindern unter 18 Jahren von Mutterkraut abgeraten.  

Traditionelle Arzneimittel mit Mutterkraut

Neben zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln mit Mutterkraut stehen auch traditionelle Arzneimittel mit dieser Heilpflanze zur Verfügung. 

In letzterer Kategorie sind vor allem Dr. Böhm Mutterkraut 200 mg Filmtabletten von Apomedica und Mutterkraut Heumann 200 mg Filmtabletten zu nennen. Beide sollen sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität von Migräneanfällen verringern. Quellen:
- https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/heilpflanzen/mutterkraut-733513.html
- https://arzneipflanzenlexikon.info/mutterkraut.php
- https://de.wikipedia.org/wiki/Mutterkraut
- Deutsche Apotheker Zeitung
 

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