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Migräne und Depression: Wie gut hilft Fremanezumab?

junge Frau siotzitzt auf dem Sofa und hält den Kopf gestützt in der Hand
Betroffene von Migräne weisen oft auch depressive Episoden auf. | Bild: ponta1414 / AdobeStock

Fremanezumab wird zur Migräne­prophylaxe bei Erwachsenen eingesetzt, die monatlich an mindestens vier Tagen unter Migräne leiden. Der Calci­tonin-Gene-Related-Peptide­(CGRP)-Antikörper wird über eine Fertigspritze entweder monatlich (225 mg) oder alle drei Monate (675 mg) unter die Haut injiziert. Die Injektion erfolgt vorzugsweise in den Bauch, den Oberschenkel oder die Außenseite des Oberarms. Wichtig dabei ist, die Einstichstellen regelmäßig zu wechseln.

Neben der lindernden Wirkung auf Migräneattacken könnte der Antikörper auch depressive Symptome positiv beeinflussen. Das zeigen die Ergebnisse einer neuen aktuellen doppelblinden, placebokontrollierten, ran­domisierten Studie, an der 353 Patienten teilnahmen, die an episodischer oder chronischer Migräne und an einer Major Depression erkrankt sind.

Gut zu wissen: Was versteht man unter einer Major Depression?

Als Major Depression werden schwere depressive Episoden bezeichnet. Dabei kommt es zu starken depressiven Symptomen, wie beispielsweise gedrückte Stimmung, Interessenverlust, verminderter Antrieb. Eine Major Depression wird häufig auch von Suizidgedanken und -handlungen begleitet. /vs

Studie: Weniger depressive Symptome unter Fremanezumab

In der Doppelblindphase erhielten je 50 % der Teilnehmenden entweder monatlich Fremanezumab (225 mg) oder Placebo. Um die depressiven Symptome zu beurteilen, wurde von den Wissenschaftlern die Hamilton-Depression-Rating-Skala (HDRS) verwendet.

Gut zu wissen: Was ist die Hamilton-Depression-Rating-Skala? 

Die Hamilton-Depression-Rating-Skala (HDRS) ist eine Fremdbeurteilungsskala zur Einschätzung des Schweregrades einer Depression. 

Sie wurde 1960 von Max Hamilton eingeführt und bestand ursprünglich aus 17 Fragen (HDRS17). Andere Versionen enthalten 21 (HDRS21) oder 24 Fragen (HDRS24). Den Patienten werden unter anderem Fragen gestellt zu

  • depressiver Stimmung,
  • Schuldgefühlen,
  • Suizidalität,
  • Einschlafstörungen
  • gastrointestinalen Symptomen (z. B. Appetitverlust) oder
  • allgemeinen körperlichen Symptomen (z. B. Kopfschmerzen).

/vs

Das Ergebnis: In der Antikörper-Gruppe reduzierten sich im Vergleich zu Placebo die monatlichen Migränetage um −5,1 im Vergleich zu −2,9 in der Placebo-Gruppe. 

Außerdem kam es zu einem Rückgang um −6,0 Punkte im Vergleich zu −4,6 Punkten auf der HDRS in Woche acht. Die Wirkung hielt bis zum Ende der Studie nach zwölf Wochen an, mit einer Abnahme der HDRS um 6,7 Punkte gegenüber 5,4 Punkten in der Vergleichsgruppe. 

Wirkung von Fremanezumab bei Depressionen noch nicht vollständig geklärt

Wie genau der Antikörper die depressiven Symptomwerte verringert, ist noch nicht vollständig verstanden. Die Autoren vermuten einen indirekten Effekt, indem er die Migränehäufigkeit reduziert. 

Gleichzeitig könnte CGRP eine Rolle bei der Pathophysiologie von Depressionen spielen, da eine erhöhte CGRP-Aktivität im Gehirn bei depressiven Patienten nachgewiesen werden konnte – nicht jedoch bei Menschen mit Schizophrenie oder gesunden Kontrollpersonen.

Die Studienergebnisse deuten laut den Autoren darauf hin, dass Fremanezumab nicht nur gegen die migränebedingten Kopfschmerzen hilft, sondern vielleicht auch gegen die psychische Belastung, die viele Migränepatienten zusätzlich haben. Insgesamt könnte sich also die Gesamtbelastung der Betroffenen deutlich verringern. Quelle:
- Lipton RB, Ramirez Campos V, Roth-Ben Arie Z et al. Fremanezumab for the Treatment of Patients With Migraine and Comorbid Major Depressive Disorder: The UNITE Randomized Clinical Trial. JAMA Neurol. 2025;82(6):560–569. doi:10.1001/jamaneurol.2025.0806