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Hilft Liraglutid bei Migräne?

junge Frau steht in der Apotheke und fasst sich mit der Hand an den Kopf
Liraglutid kann laut einer Studie die Tage an Migräne reduzieren. | Bild: Marc Calleja / AdobeStock

Liraglutid ist bereits zugelassen – in Saxenda® zur Gewichtsreduktion und in Victoza® bei Diabetes mellitus. Doch scheinen Glucagon-like-Peptide-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) weiteres Potenzial zu bergen.

In Mäusen zeigten Wissenschaftler im Jahr 2021, dass GLP-1-Rezeptoragonisten die CGRP-Expression verringern können, und Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) spielt nach derzeitigem Stand der Wissenschaft eine wichtige Rolle in der Pathogenese von Migräne.

Zur Erinnerung: Was sind Calcitonin Gene-Related Peptide?

Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) ist ein Neuropeptid, das aus 37 Aminosäuren besteht. Es wird durch dasselbe Gen wie das Hormon Calcitonin kodiert.

CGRP zählt zu den stärksten vasodilatativen Substanzen und spielt eine wichtige Rolle bei der Pathophysiologie der Migräne. Quelle: doccheck / vs 

Studie: Weniger Kopfschmerzen unter Liraglutid

In einer kleinen prospektiven Pilotstudie – veröffentlicht im Fachjournal „Headache“Headache: "Effectiveness and tolerability of liraglutide as add-on treatment in patients with obesity and high-frequency or chronic migraine: A prospective pilot study", Stand: 06/2025  – mit 31 stark übergewichtigen (> 30 kg/m2) Migränepatienten (26 Frauen, 5 Männer) konnten Wissenschaftler nun ebenfalls einen positiven Effekt von GLP-1-RA bei Migräne feststellen. 

Die Patienten litten bei Studienbeginn an mindestens acht Tagen pro Monat an Kopfschmerzen, die meisten an chronischer Migräne. Durchschnittlich berichteten die Patienten zu Studienbeginn über 19,8 Kopfschmerztage monatlich. Sie hatten auf mindestens zwei Behandlungen (inklusive Antikörper im CGRP-System) nicht angesprochen. In der Studie erhielten sie über einen Zeitraum von zwölf Wochen täglich 1,2 mg Liraglutid (Run-in mit 0,6 mg für eine Woche) als Add-on-Therapie zu ihrer Migräneprävention. 

Unter Liraglutid verringerten sich die Kopfschmerztage statistisch signifikant auf 10,7 Tage. Etwa die Hälfte der Patienten berichtete über eine mindestens 50-prozentige Reduktion, ein Patient hatte gar keine Kopfschmerzen mehr.

Gewichtsreduktion unter Liraglutid

Die Migränepatienten verloren auch leicht an Gewicht (statistisch nicht signifikant), und der BMI verringerte sich von durchschnittlich 34 kg/m2 auf 33,9 kg/m2. Der positive Effekt von Liraglutid auf Migräne dürfte somit unabhängig von der Gewichtsreduktion sein.  

Die Nebenwirkungen beschreiben die Studienautoren als „mild“. Sie traten bei 42 Prozent der Studienteilnehmenden auf. Vor allem kam es zu gastrointestinalen Beschwerden, die unter Liraglutid bekannt und zu erwarten sind.

Liraglutid zur Migräneprophylaxe bedarf weiterer Forschung

Die Studienautoren erklären, dass GLP-1-RA den intrakraniellen Druck (ICP) senken könnten. Zudem hätten mehrere Studien gezeigt, dass eine Verringerung des intrakraniellen Drucks eine Migräne lindert. Durch die Senkung des intrakraniellen Drucks könnten GLP-1-Rezeptoragonisten die Freisetzung von CGRP reduzieren, was zu ihrer Wirksamkeit in der Migräneprävention beitrage, überlegen die Studienautoren. 

In jedem Fall bedarf es größerer Untersuchungen, um das Potenzial von Liraglutid in der Migräneprävention besser zu verstehen. Quellen:
- Jing F, et al. Activation of microglial GLP-1R in the trigeminal nucleus caudalis suppresses central sensitization of chronic migraine after recurrent nitroglycerin stimulation. J Headache Pain. 2021 Jul 29;22(1):86.
- Braca, S et al. Effectiveness and tolerability of liraglutide as add-on treatment in patients with obesity and high-frequency or chronic migraine: A prospective pilot study. Headache. 2025 Jun 17.