Selbsttests aus der Apotheke
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Sind Selbsttests für Vitamin D zuverlässig?

Kapsel mit Vitamin D
Vitamin D ist wichtig für unsere Knochen. Doch wie testet man am besten, ob der Körper genug Reserven hat? | Bild: Yauhen / AdobeStock

Vitamin D besteht aus einer Gruppe fettlöslicher Vitamine, deren wichtigster Vertreter das Vitamin D3 (Colecalciferol) ist. Da die Verbindung im Körper selbst gebildet werden kann, handelt es sich dabei eher um ein Hormon als um ein klassisches Vitamin. 

Die Synthese läuft dabei in mehreren Schritten ab. Unter dem Einfluss von UV-B-Strahlen des Sonnenlichts bildet sich in der Haut aus verschiedenen Vorstufen Vitamin D3, dies ist allerdings noch nicht wirksam. Um die biologisch aktive Form zu erhalten, wird in der Leber eine Hydroxylgruppe am C-Atom 25 eingeführt und es entsteht 25-Hydroxy-Vitamin-D3 (Calcidiol). Der letzte Reaktionsschritt findet dann in der Niere statt.

Am C-Atom 1 kommt eine weitere Hydroxylgruppe dazu und es entsteht die aktive Form 1,25-Dihydroxy-Vitamin D3 (Calcitriol). Dieses Calcitriol ist für die physiologische Bedeutung von Vitamin D3 verantwortlich. Es fördert unter anderem die Calciumaufnahme aus dem Darm und die Mineralisierung der Knochen. 

Die Aufnahme über die Nahrung spielt beim Vitamin D3 übrigens nur eine untergeordnete Rolle. Bei regelmäßigem Aufenthalt im Freien können bis zu 90% der benötigten Menge selbst im Körper gebildet werden. 

Grafik zur Bildung von Vitamin D im Körper
Stoffwechsel von Vitamin D3 | Quelle: PTAheute

Wie wird Vitamin D3 im Körper gemessen?

Bei der Bestimmung von Vitamin D3 im Blut wird nicht das biologisch aktive Calcitriol gemessen. Die Konzentration der Verbindung im Blut ist sehr niedrig und mit normalen Routine-Messverfahren nur schwierig zu bestimmen. Zudem schwankt der Wert im Laufe des Tages und hat daher nur eine begrenzte Aussagekraft. 

Ob im Körper ein Mangel an Vitamin D3 vorliegt, wird deshalb durch Messung der Konzentration an Calcidiol bestimmt. Diese Substanz liegt in rund 1.000-fach höherer Konzentration vor und lässt sich daher wesentlich genauer messen. 

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Vitamin-D3-Bestimmung nur bei medizinischer Notwendigkeit. Gemeint sind damit Erkrankungen wie Rachitis bei Säuglingen und Kindern oder Osteoporose bei Erwachsenen, die nachweislich durch einen Mangel an Vitamin D ausgelöst werden. Möchte der Patient dagegen seinen Vitamin-D-Spiegel auf eigenen Wunsch bestimmen lassen, muss er die Kosten dafür selbst tragen. 

Methoden zur Vitamin-D3-Bestimmung

Eine Vitamin-D3-Bestimmung erfolgt aus dem Blut, Messungen in anderen Körperflüssigkeiten wie Urin oder Speichel sind dazu nicht geeignet. Routinemäßig kommen dabei sogenannte immunologische Methoden zum Einsatz. 

Proteine oder Hormone wie Vitamin D3 werden dabei mithilfe spezifischer Antikörper-Antigen-Reaktionen nachgewiesen. Eine Quantifizierung erfolgt meist über passende Farbreaktionen. Diese Methoden gelten aber bei der Bestimmung von Vitamin D3 als störanfällig, das betrifft die Tests auf immunologischer Basis (also die ELISA-Testverfahren). 

Häufig werden zu niedrige Werte gemessen, weil das Vitamin D3 häufig an ein Trägerprotein im Blut gebunden vorliegt und dann nicht zuverlässig nachgewiesen werden kann. Dies spielt vor allem bei Lebererkrankungen, aber auch während einer Schwangerschaft eine Rolle. Zudem unterscheiden sich die erhaltenen Werte von Labor zu Labor oft deutlich und sind nicht unbedingt miteinander zu vergleichen. 

Welcher Wert bei Vitamin D3 ist normal?

Bei der Interpretation der Messergebnisse ist es wichtig zu wissen, dass die Konzentration an Calcidiol in zwei Einheiten angegeben werden kann. Üblich ist dabei die Angabe in nmol/l oder in ng/ml. Zur Umrechnung wird der Wert in nmol/l durch 2,5 geteilt. 

Bei Calcidiol-Werten von 20 ng/ml (50 nmol/l) und höher kann von einer ausreichenden Versorgung ausgegangen werden. Bei Werten zwischen 12 bis unter 20 ng/ml (30 bis 50 nmol/l) spricht man von einer suboptimalen Versorgung mit Folgen für die Knochengesundheit. Zur Beurteilung der Calcidiol-Werte kann die auch vom Robert Koch-Institut verwendete Einteilung verwendet werden: 

Calcidiol
(25-Hydroxy-Vitamin-D3)

[ng/ml]

Calcidiol 
(25-Hydroxy-Vitamin-D3)

[nmol/l]

 

Aussage
kleiner 12kleiner 30mangelhafte Versorgung mit einem erhöhten Risiko für Knochenerkrankungen
12 bis unter 2030 bis unter 50suboptimale Versorgung mit möglichen Folgen für die Knochengesundheit
20 bis 2950 bis 74ausreichende Versorgung in Bezug auf die Knochengesundheit
30 bis 4975 bis 124ausreichende Versorgung in Bezug auf die Knochengesundheit, ohne weiteren Nutzen für die Gesundheit
ab 50ab 125mögliche Überversorgung mit möglicherweise negativen gesundheitlichen Folgen


Bereits ab einem leichten Mangel an Vitamin D3 kommt es im Körper zu einer verminderten Calciumaufnahme und zu einem gesteigerten Knochenabbau. Eine Unterversorgung gehört daher zu den wichtigsten Risikofaktoren für eine Osteoporose. 

Unbestritten wirkt sich eine unzureichende Versorgung mit Vitamin D3 negativ auf die Gesundheit der Knochen aus. In den letzten Jahren wurden auch Zusammenhänge zwischen einer Unterversorgung mit Vitamin D3 und beispielsweise dem Auftreten von Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2, Müdigkeit und Infektanfälligkeit gefunden. Ob hier tatsächlich eine kausale Beziehung besteht, ist aber noch unklar und bedarf weiterer Forschung. 

Wie hilfreich ist ein Schnelltest auf Vitamin D3?

Zur Bestimmung des Vitamin-D3-Status werden mittlerweile auch Schnelltests angeboten, die zu Hause durchgeführt werden können. Diese sind unter anderem auch in Apotheken erhältlich. Die Testverfahren weisen aber eine große Messunsicherheit auf. 

Sie funktionieren prinzipiell nach dem gleichen Verfahren wie die bereits vorgestellten Bluttests beim Arzt. Mithilfe einer beigelegten Lanzette wird aus der Fingerkuppe etwas Kapillarblut gewonnen und auf eine Testkarte aufgetragen. Nachdem das Blut innerhalb von 2 bis 3 Stunden vollständig eingetrocknet ist, kann die Karte an ein Labor zur Auswertung geschickt werden. Dort wird der Wert an Calcidiol über immunologische Messverfahren bestimmt. 

So versorgt sich der Körper mit Vitamin D3

Aufgrund des Stands der Sonne ist eine körpereigene Vitamin-D3-Bildung in Deutschland nur zwischen März und Oktober möglich. In dieser Zeit bildet der Körper genug Vitamin für den aktuellen Bedarf und legt Reserven an, die in Fett- und Muskelgewebe gespeichert werden. 

Zwei- bis dreimal pro Woche sollten dazu Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz der Sonne ausgesetzt werden. Je nach Hauttyp reichen dazu zwischen 10 und 20 Minuten aus, eine Rötung der Haut darf keinesfalls entstehen. Bei längerem Aufenthalt in der Sonne sollte selbstverständlich ein Lichtschutzfaktor benutzt werden. 

Der Aufbau des körpereigenen Speichers kann durch verschiedene Bedingungen erschwert sein, sodass es im Winterhalbjahr durchaus zu einem zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel kommen kann. Bei starker Bewölkung im Sommer kann die Menge an gebildetem Vitamin D3 verringert sein, ebenso bei starker Luftverschmutzung. Ein vermehrter Aufenthalt in geschlossenen Räumen und eine vollständige Bedeckung des Körpers mit Kleidung führen ebenfalls zu einer reduzierten Bildung und einer ungenügenden Auffüllung des Speichers. 

Supplementation von Vitamin D im Winterhalbjahr möglicherweise sinnvoll

Viele Fragen zur Gabe von Vitamin-D-Präparaten sind noch offen. In der dunklen Jahreszeit, also von Oktober bis März, kann es jedoch auch ohne Bestimmung des Vitamin-D-Status sinnvoll sein, zu supplementieren. 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt den täglichen Bedarf an Vitamin D pro Tag für Kinder ab 1 Jahr und Erwachsene jeden Alters mit 20 µg an, dies entspricht 800 Internationalen Einheiten (I.E.). Dieser Wert bezieht sich auf die Situation im Winter, bei der kein Vitamin D vom Körper gebildet wird. 

Die Ernährung als Vitamin-D-Quelle kann – wie bereits beschrieben – vernachlässigt werden. Das apothekenpflichtige Arzneimittel Vigantol® ist als Tabletten mit 1.000 I.E. erhältlich, laut Packungsbeilage reicht eine halbe Tablette täglich in den allermeisten Fällen aus, einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen. Quellen:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-11-2016/vitamin-d-messen
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/Vitamin_D_FAQ-Liste.html
https://www.euroimmun.de/documents/Indications/Antigen-detection/Bone-metabolism/Vitamin-D/EQ_6411_D_DE_A.pdf
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/kritische-betrachtung-116884/seite/5/
 

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