Unser Darm und seine Bewohner
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Wie unser Mikrobiom die Fitness beeinflusst

Kann sich ein gesundes Mikrobiom positiv auf die eigene Fitness auswirken? | Bild: dusanpetkovic1 / AdobeStock

Dass unsere Darmbakterien positive Effekte auf den menschlichen Körper haben, ist schon länger bekannt. Nicht so intensiv erforscht ist bislang die Auswirkung der Darmflora auf unsere Fitness. Kann die richtige Bakterienzusammensetzung unseren Körper zu Höchstleistung antreiben?

Interessante Entdeckung im Darm von Marathonläufern 

Ein Forscher-Team hat eine Woche vor dem Boston-Marathon von 2015 Stuhlproben von Läufern gesammelt und untersucht. Es wurden Proben vor und nach dem Lauf mit Proben von Nichtläufern verglichen. Ziel war es herauszufinden, ob die hohe sportliche Leistung Einfluss auf unsere Darmbakterien hat. 

So war es auch: Unmittelbar nach dem Marathon konnte ein Anstieg der Veillonella-Bakterien festgestellt werden. Sie gehören zur natürlichen Mund-, Darm- sowie Vaginalflora des Menschen und nutzen organische Säuren wie Laktat zur Energiegewinnung. Laktat entsteht als Nebenprodukt bei hoher Leistung des Stoffwechsels in den Muskeln, was auf Dauer zur Erschöpfung beiträgt. Veillonella kann während des Ausdauersports das Abfallprodukt Laktat zur eigenen Energiegewinnung nutzen und daraus kurzkettige Fettsäuren produzieren, die wiederum die Muskelfunktion verbessern. Sportler und Bakterien profitieren demnach gegenseitig voneinander. 

Regelmäßiges Training kann im Umkehrschluss optimale Lebensbedingungen für Veillonella im Sportlerdarm schaffen. In den Untersuchungsproben der Kontrollgruppe wurde ein wesentlich geringerer Teil von Veillonella festgestellt.

Kurzkettige Fettsäuren als Brennstoff für die Zellen

Der Einfluss des Mikrobioms auf unsere Fitness bzw. Ausdauer ist noch wenig bekannt und erforscht. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass einige Bakterien einen erheblichen Einfluss darauf haben könnten. 

In einer kleinen Studie konnte gezeigt werden, dass die Ausdauerleistung der Probanden mit einer größeren mikrobiellen Vielfalt korrelierte. Genauere Aussagen über die Rolle der Bakterienstämme konnten nicht getroffen werden. Wichtig scheint aber, dass die nützlichen Bakterien eine hohe Beweglichkeit haben sowie die Fähigkeit besitzen, kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat oder Propionat herzustellen. 

Besonders Butyrat ist hervorzuheben, denn diese Fettsäure dient den Zellen als Brennstoff, außerdem konnte es bei besonders fitten Teilnehmern vermehrt festgestellt werden.

Sportler-Mikrobiom für alle?

Aufgrund dieser Untersuchungen haben sich Forscher zur Aufgabe gemacht, das Sportler-Mikrobiom jedermann in Form eines Probiotikums zur Verfügung zu stellen. Klingt einleuchtend, davon sind wir aber noch sehr weit entfernt. Die Ergebnisse sind nach wie vor zu lückenhaft, um geeignete Aussagen zu treffen. Ziel ist es, viele verschiedene Darmbakterien neben Veillonella zu entschlüsseln, die in Zukunft optimal kombiniert der ganzen Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden können. 

Denkbar sind beispielsweise entzündungshemmende Bakterien, die die Erholung der Muskulatur beschleunigen oder Stämme, welche die Darmbarriere stärken, da diese durch intensives Training gestört wird. Zusätzlich gestaltet es sich schwierig den Einfluss der persönlichen Ernährung bei den Studienergebnissen herauszufiltern. 

Proteinreiche Ernährung korreliert möglicherweise ebenso mit der mikrobiellen Diversität im Darm, wie die sportliche Betätigung selbst. Zukünftige Studien sollen größer angelegt und Störfaktoren in die Auswertung besser einbezogen werden.

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