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Leseprobe PTAheute 6/2017: Quarkwickel gegen Entzündungen und Schmerzen

Blauer kleiner Topf mit Quark auf blaukariertem Geschirrtuch
Quark kann durch Kühlung eine schmerzlindernde Wirkung haben. | Bild: Sea Wave / AdobeStock

Quark enthält sehr viel Flüssigkeit, über 74 % der fettfreien Masse ist Wasser. Durch die Verdunstung des Wassers entsteht eine lang anhaltende kühlende Wirkung, die Gefäße ziehen sich zusammen, die Durchblutung wird reduziert, die Rötung geht zurück und das Gewebe schwillt ab. 

Durch die Kälte wird zudem die Schmerzempfindung herabgesetzt. Dies und auch die Wirkung der im Quark enthaltenen Milchsäure und Enzyme als zusätzliche Wirkmittel insbesondere bei Entzündungen wurde wissenschaftlich nicht belegt, aber oft als Erklärung angeführt. Sobald der Quark zu trocknen beginnt, wird die Durchblutung durch die Reize beim Zusammenziehen des trocknenden Quarks angeregt. 

Kalte Quarkwickel bei Schmerzen und Hauterkrankungen

Quarkwickel werden kalt und seltener körperwarm angewendet. Die kalte Anwendung eignet sich in erster Linie bei schmerzenden, warmen und entzündlichen Problemen. Dazu zählen Gelenkentzündungen, Prellungen, Verstauchungen, Brustentzündungen (Mastitis), Entzündungen der oberflächlichen Venen (Thrombophlebitis), Sehnenscheidenentzündungen, Tennisarm und vieles mehr. 

Zudem wird er manchmal bei Hauterkrankungen wie Akne, Neurodermitis, Ekzemen und leichten Sonnenbränden empfohlen. Diese Anwendung ist allerdings umstritten, da Quark ein guter Nährboden für Keime ist und somit die Erkrankung verschlimmern kann. Quarkwickeln werden bei kühler Anwendung abschwellende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkungen zugesprochen.

Warm angewendet wird er als Hals- oder Brustwickel, in erster Linie bei Husten, Bronchitis und Halsschmerzen. Dem warmen Wickel wird eine entkrampfende, schleimlösende, abschwellende und hustenstillende Wirkung nachgesagt.

Internationaler Welt-Quark-Tag m 19. Januar

Es gibt ja für sehr vieles einen eigenen Ehrentag, so auch für die Milchspeise Quark. Im Jahr 2019 wurde der World Quark Day von einer auf Quark spezialisierten Firma in den USA ins Leben gerufen.

Mit dem Ehrentag soll ein Fokus auf die gesunde Ernährung mit Quark gerichtet werden. /mia

So werden kalte Quarkwickel gemacht

Für Quarkwickel wird Speisequark verwendet, wobei der Fettgehalt die Wirkung nicht beeinflusst. Normaler Magerquark ist daher ausreichend. Die weiteren Hilfsmittel für die Zubereitung eines Quarkwickels finden sich normalerweise in jedem Haushalt: eine Quarkauflage, wie zum Beispiel ein Geschirrtuch, Küchenpapier oder Kompressen, und ein Messer oder Spatel. Als Zwischentuch sollte man einen geeigneten Stoff bereithalten. Als Außentuch für den Wickel genügt ein normales Frotteehandtuch. Ein zusätzliches Handtuch kann als Schutz für das Bett oder Sofa sinnvoll sein.

Für einen kalten Wickel wird der Quark etwa 0,5 bis 1 cm dick mit dem Messer auf die Auflage aufgestrichen. Bei Kindern oder leicht frierenden Personen reicht eine dünnere Quarkschicht aus. Der Quark sollte für die Anwendung zwar kühl, aber nicht eiskalt sein. Das Tuch wird so eingeschlagen, dass der Quark in einem Päckchen auf die Haut aufgelegt werden kann und zwischen Quark und Haut noch eine Stoffschicht liegt. 

Bei Fieber oder akuten Entzündungen wird der Wickel für circa 15 Minuten auf der betroffenen Stelle angewendet und dann abgenommen, um eine Durchblutungsanregung und Erwärmung durch den trocknenden Wickel zu vermeiden. Bei anderen Anwendungsgebieten wird der Wickel so lange auf der Haut belassen, bis der Quark zu trocknen beginnt, und erst dann abgenommen. Die Anwendung kann mehrmals am Tag wiederholt werden.

Um eine entzündungshemmende Wirkung zu verstärken, wird manchmal empfohlen, den Quark direkt auf die Haut aufzutragen und mit einem Tuch zu bedecken. Eine bessere Wirkung ist hierdurch nicht belegt, die Anwendung des Wickels wird dadurch umständlicher, da der auf der Haut fest gewordene Quark nur sehr schwer wieder abzuwaschen ist. Insbesondere bei Stellen mit Körperbehaarung empfiehlt sich daher die Anwendung in einem eingeschlagenen Tuch.

Warme Quarkwickel – so geht's:

Für die warme Anwendung wird der Quark im Wasserbad oder auf der Heizung zunächst auf Körpertemperatur erwärmt. Die weitere Vorgehensweise entspricht der des kalten Wickels, wobei der Wickel auf jeden Fall über 30 Minuten belassen wird, noch besser so lange, bis der Quark getrocknet ist. Es tut gut, anschließend warm zugedeckt circa 15 Minuten nachzuruhen. Die Anwendung des warmen Wickels erfolgt ein- bis zweimal täglich.

Quarkwickel mit Ölen und als Fertigware

Quarkwickel können außerdem auch in Kombination mit zur Indikation passenden ätherischen Ölen angewendet werden. Dazu können sie direkt in den Quark eingerührt werden. Dies empfiehlt sich besonders für Menschen, die den Geruch des Quarks nicht mögen. Im Handel werden zudem fertige Quarkpackungen angeboten, aus denen man durch Einweichen in Wasser einfach und sauber gebrauchsfertige Quarkwickel herstellen kann (z. B. Quarkpack®).

Wie erkläre ich es meinem Kunden?

  • „Für den Quarkwickel ist der Fettgehalt des Quarks egal. Magerquark reicht vollkommen aus.“
  • „Zur Unterstützung der Heilung können Sie einen warmen Quarkwickel anwenden.“
  • „Wenn Sie Ihren Wickel warm anwenden möchten, wärmen Sie ihn am besten in einer Folie auf einem Heizkörper an.“
  • „Am einfachsten stellen Sie Ihren Quarkwickel her, indem Sie den Quark mit einem Messer etwa fingerdick auf ein Tuch streichen. Dann schlagen Sie den Quark in das Tuch ein. Darüber können Sie zum Schutz ein Zwischentuch platzieren. Wiederum darüber kommt noch ein trockenes Außentuch, wie zum Beispiel ein Frotteehandtuch.“
  • „Wichtig bei einer Brustentzündung ist vor allem Ruhe. Vielleicht gibt es jemanden, der für Sie die Quarkwickel vorbereitet, sodass Sie sich ins Bett legen können?“
  • „Bleiben Sie nach der Anwendung des Wickels noch etwas liegen. Das tut Ihrem Körper gut.“

Quarkwickel bei Brustentzündung

Der kühle Quarkwickel wird oft von Hebammen bei stillenden Müttern mit Milchstau oder Brustentzündung zur Anwendung nach dem Stillen auf der entleerten Brust empfohlen. Hier können Sie Ihren geplagten Kundinnen einen Tipp zur Herstellung passender Kompressen geben. 

Man schneidet aus Küchenrollenpapier der Größe der Brust angepasste Kreise aus. In deren Mitte wird nun ein Loch in Brustwarzengröße geschnitten. Zwischen zwei dieser so hergestellten Tücher streicht man den Quark und erhält so eine Brustauflage, die die empfindliche Brustwarze ausspart, sodass diese nicht unnötig aufgeweicht wird. Im Gegensatz zur Anwendung von Coolpacks schmiegt sich der Quarkwickel an die Haut an und kann so optimal wirken.

Vorteil von Quarkwickeln: Wenige Kontraindikationen

So gut verträglich Quarkwickel sind, gibt es doch Fälle, in denen sie nicht angewendet werden sollten. Dazu gehören offene Wunden, starke Sonnenbrände und Verbrennungen, da die Milchsäurebakterien eine vorhandene Entzündung verschlimmern können. 

Außerdem ist die Anwendung beim Vorliegen einer Milcheiweiß-Kontaktallergie nicht sinnvoll. Kalte Wickel sollten generell nicht bei Durchblutungs- und Empfindungsstörungen oder auf gelähmten Körperteilen angewendet werden. Wenn die Entzündung schwerwiegend ist oder lange anhält, ist auf jeden Fall ein Arzt zurate zu ziehen.

Wirkung von Quarkwickeln kaum wissenschaftlich untersucht

Quarkwickel wurden wissenschaftlich nicht näher untersucht. Aussagen zu möglichen Wirkmechanismen über die kühlende beziehungsweise wärmende Wirkung hinaus sind rein theoretische Annahmen. 

Dagegen berichten viele Anwender von sehr guten Erfahrungen mit diesem alten Hausmittel, sodass dies ein typisches Beispiel für die Redewendung „wer heilt, hat recht“ ist. Zumal die Mittel in diesem Fall einfach, kostengünstig und gut verträglich sind.

Das Wichtigste zu Quarkwickeln in Kürze

  • Quarkwickel können sowohl kühl als auch warm angewendet werden.
  • Indikationen für die kühle Anwendung sind Gelenkschmerzen, Prellungen, Entzündungen wie z. B. Sehnenscheidenentzündung oder Brustentzündung und Verstauchungen.
  • Warme Quarkwickel werden vor allem bei Husten, Bronchitis und Halsschmerzen angewendet.
  • Kontraindiziert sind sie bei Milcheiweißkontaktallergie oder offenen Wunden, starken Sonnenbränden und Verbrennungen. Die Anwendung bei Hautproblemen wie Akne oder Neurodermitis ist umstritten.
  • Kühle Quarkwickel wirken durch die Verdunstung der Feuchtigkeit aus dem Quark abschwellend, schmerzlindernd und entzündungshemmend, warme Wickel unter anderem entkrampfend und schleimlösend.
  • Die Anwendung des Quarks direkt auf der Haut ist umständlicher, da der Quark nach Trocknung nur mühsam abwaschbar ist. Besser ist es, ihn in das Innentuch einzuschlagen und somit eine Lage Stoff zwischen Quark und Haut zu bringen.
  • Die Anwendung bei Mastitis erfolgt auf die durch Stillen oder Abpumpen entleerte Brust als kühler Wickel.