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Stiftung Warentest zu Versandapotheken: Beratung mangelhaft!

Die Stiftung Warentest hat Versandapotheken unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: mangelhaft! | Bild: Bodo Marks / dpa | Logo: Stiftung Warentest

In ihrer aktuellen Ausgabe hat die Stiftung Warentest 18 deutsche und ausländische Versandapotheken unter die Lupe genommen. Unter der Überschrift „Probleme im Päckchen“ präsentieren die Warentester ihre Ergebnisse, die für die Versender in der derzeitigen politischen Diskussion rund um die Zukunft des Versandhandels sicherlich keine Hilfe darstellen. In ihrem Text weist die Stiftung zudem ausdrücklich darauf hin, dass mit Absicht keine Apotheken vor Ort getestet worden seien. Dies sei bereits 2014 in einem Doppeltest geschehen, wobei die Apotheken wie die Versender bestenfalls ein „mittelprächtiges“ Bild abgegeben hätten. Außerdem habe man erst kürzlich in mehreren Apotheken getestet, inwiefern der Medikationsplan aktualisiert werden könne – und auch da hätten die Apotheken schlecht abgeschnitten.

Das wurde getestet

Die Warentester haben die „fachliche Qualität“ der Versender anhand von sieben Aufgaben getestet:

  • Die Wechselwirkung zwischen dem Nahrungsergänzungsmittel Magium K forte und Candesartan erkennen.
  • Die Wechselwirkung zwischen Atorvastatin und Amiodaron auf zwei verschiedenen Rezepten erkennen.
  • Eine doppelte Verordnung zweier ähnlicher Medikamente erkennen: Diclofenac und Ibuprofen sowie Pantoprazol und Esomeprazol.
  • Allgemeine Beratung zum OTC-Präparat Diclofenac.
  • Beratung zu einem Ginkgo-Präparat bei vorliegender Wechselwirkung mit dem Blutverdünner Marcumar.
  • Allgemeine Beratung zu rezeptfreien „Augenvitaminen“ bei nachlassender Sehkraft.
  • Medikationsplan eines Patienten aktualisieren, dabei auf Wechselwirkungen achten.

Auf ihre Beratungsergebnisse können die Versender alles andere als stolz sein. „Halbwegs ordentlich“ habe der Fall geklappt, bei dem zwei verschiedene Rezepte mit Atorvastatin und Amiodaron vorlagen. „Um Welten schlechter“ waren die Resultate beim Schmerzmittel-Test: Hier lagen zwei verschiedene Rezepte über zwei verschiedene Analgetika (Ibuprofen und Diclofenac) für einen Patienten gleichzeitig vor. Nur ein einziger Versender meldete sich per Telefon und wies auf die Wechselwirkung hin und riet dazu, nur eines der beiden Medikamente einzunehmen.

Beste Testnoten nur beim Service

Bei einem weiteren Test riefen die Warentester als Pseudo-Kunden bei den Versendern an und fragten, ob sie die Voltaren-Tabletten eines Freundes nehmen könnten – schließlich gebe es Schmerzen im Knie. Nur auf Nachfrage sollte der Tester von seiner angeblichen Herzerkrankung erzählen. Nur die Shop Apotheke und die Europa Apotheek wiesen darauf hin. Insgesamt sind die Tester sehr unzufrieden mit der pharmazeutischen Beratung der Versender: „Ginkgo bei zunehmender Vergesslichkeit? Augenvitamine bei nachlassender Sehkraft? Warum nicht. So lässt sich manche Beratung zuspitzen“, heißt es in dem Magazin der Stiftung. Was den Medikationsplan betrifft, verlangte ein Tester, seine OTC-Bestellungen in seinen Plan aufzunehmen. Nur sechs der 18 Versender gingen überhaupt darauf ein. Die besten Ergebnisse erzielten die Versandapotheken im Service-Bereich. Die Versandapotheke Mycare schnitt hier sogar „sehr gut“ ab, ebenso wie Medpex. Weil die fachliche Qualität 60 Prozent des Testergebnisses ausmachte und der Service nur 25 Prozent und Mycare in der fachlichen Beratung die Note „mangelhaft“ (4,9) bekam, bedeutet das trotzdem ein Platz auf den hinteren Rängen der Gesamtwertung.

Noch mehr Grund zur Kritik

Die Warentester beschwerten sich aber auch über die Versandmodalitäten. Fast jedes dritte Paket sei beim Nachbarn abgegeben worden, und nicht alle Unternehmen hätten auf die Pakete aufgedruckt, dass die Abgabe an Minderjährige ausbleiben solle. Die Stiftung Warentest stört sich auch an „verwirrend viel Werbung“ auf den Internetseiten der Versender. Und auch im Umgang mit den Nutzerdaten bleibe vieles im Unklaren. Die Verschlüsselung beim Einloggen und Registrieren klappte hingegen überall gut.

Was das Gesamt-Ranking betrifft, kann sich die Europa Apotheek noch am meisten freuen. Sie schneidet mit einer Note von 2,7 am besten ab. Im Servicebereich erhielt sie eine gute Note, die fachliche Beratung wurde mit 2,7 von allen am besten getestet. DocMorris landete auf Platz 5 mit einer Gesamtnote von 3,2. Die Niederländer erhielten ein gutes Service-Ergebnis (2,2), schnitten aber im Beratungsbereich nur ausreichend (3,8) ab. Auf den hinteren Plätzen liegen Mycare, Eurapon, Berlinda, Besamex und Delmed. Alle fünf Versender erhielten für ihre fachliche Beratung Noten um die 5,0 herum, am schlechtesten schnitt Delmed mit einer 5,3 ab.