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Stern TV warnt vor gefährlichen Langzeitschäden von Fluorchinolonen

Fluorchinolone sollen zu ernsthaften Schäden führen. In "Stern TV" berichtet eine betroffene Patientin. | Bild: Schwanen Apotheke, Stuttgart

Schon länger stehen Ciprofloxacin und Co. aufgrund ihrer möglichen schwerwiegenden Nebenwirkungen in der Kritik. Bereits in den "Tagesthemen"  schilderte eine 35-jährige Patientin ihre persönliche Ciproflloxacin-Geschichte. Gestern Abend machte auch RTL in der Sendung "Stern TV" auf das Problem aufmerksam. Birgitta Anton, die vor zwei Jahren das Antibiotikum Ciprofloxacin wegen einer Blasen- und Nebenhöhlenentzündung verschrieben bekommen hatte, beschrieb die schweren Nebenwirkungen, die sie auf die Einnahme des Antibiotikums zurückführt. Sie leide unter Angstattacken, chronischem Muskelabbau und einem vollkommen zerstörten Verdauungssystem. "Weil meine Magen-Darm-Passage nicht mehr funktioniert, kann ich nicht mehr normal essen und trinken und habe unvorstellbare Schmerzen", berichtet die 35-Jährige. Der massive Nährstoffmangel habe dazu geführt, dass ihr Haare und sogar Zähne ausfielen.

Die Hausärztin glaubte ihr nicht

Vor der Einnahme des Antibiotikums war Birgitta Anton lebenslustig, sportlich und arbeitete als Physiotherapeutin. Heute ist sie arbeitsunfähig, berichtet RTL. Vorher-Nachher-Bilder zeigen, wie sich die Betroffene auch optisch verändert hat: Aufgrund des zerstörten Verdauungssystems hat sie stark abgenommen. Ihre größte Enttäuschung: Birgitta Antons Hausärztin glaubte ihr nicht. Sie sah keinen Zusammenhang mit dem Medikament. "Sie sagte, ich müsse mich täuschen, das sei ein sehr gut verträgliches Antibiotikum", so die 35-Jährige. Als sie Monate nach Auftreten ihrer Beschwerden einen anderen Arzt konsultierte, kam heraus, dass fast alle ihre Symptome als Nebenwirkungen im Beipackzettel des Antibiotikums aufgelistet waren.

Fluorchinolone werden zu leichtfertig verschrieben

Prof. Gerd Glaeske, der als Arzneimittelexperte hinzugezogen wurde, kritisierte die Verschreibepraxis mit Fluorchinolonen. "Der Marktanteil dieser Antibiotika liegt bei rund 16 Prozent - und damit viel zu hoch",  sagte er in der Sendung. Allein in Deutschland werden jeden Tag 16.000 Packungen mit Fluorchinolonen verschrieben, berichtet RTL. "Wir haben die in den 80er Jahren noch Panzerschrankantibiotika genannt, die nur rauskamen, wenn man es sonst nicht in Griff bekam.", fügte Glaeske hinzu. "Panzerschrank- oder Reserveantibiotikum kann man die aber schon lange nicht mehr nennen. Wir sind uns alle darüber einig, dass man diese Mittel unbedingt braucht – aber eben nicht für Indikationen, die wir mit anderen Antibiotika behandeln können." Aus diesem Grund forderte er mehr Aufklärung bei Ärzten, aber auch Verbesserungen für Patienten. "Die Aufklärung über Arzneimittel ist lückenhaft. Ein Arzt müsste die Nebenwirkungen ansprechen. Das passiert viel zu selten. Und ein Arzt kann sich nicht darauf berufen, dass der Patient sich selbst informiert", so Glaeske.

In anderen Ländern ist die Aufklärung besser

Auch den Vergleich zu anderen Ländern zog "Stern TV". Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA warnte bereits 2016 in einer groß angelegten Kampagne vor unter Umständen dauerhaften Schäden durch die systemische Gabe von Fluorchinolone. Zudem ist in den Produktinformationen eine sogenannte Black-Bock-Warnung enthalten, die deutlich sichtbar vor den Nebenwirkungen warnt.