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Digitalisierung im Gesundheitswesen: TK startet elektronische Gesundheitsakte

Bild: Imago

Die TK-Gesundheitsakte ist über eine Handy-App einsehbar. Laut TK startet das Projekt jetzt in die sogenannte Beta-Phase, Versicherte können sich also jetzt per E-Mail zunächst testweise anmelden und registrieren. In der Handy-Anwendung werden verschiedene Daten zusammengeführt, auf die der Patient dann einen Zugriff haben soll. Es geht um Sozialdaten der Kasse, die Daten der Leistungserbringer, Daten von Fitness-Apps oder Wearables (etwa von Sport-Aktivitäten) sowie manuelle Eingaben. Laut TK besteht eine Daten-Kooperation mit den Trägern von etwa der Hälfte der Krankenhauslandschaft.

Zu der Startversion gehört auch eine Medikamentenliste: Hier kann der Patient alle verordneten Arzneimittel einsehen. Für OTC-Produkte gibt es zudem einen Barcode-Scanner, mit dem die Versicherten Medikamente digital in die Liste einfügen können. Bei der Umfrage der Kasse hatten sich 94 Prozent dafür ausgesprochen, dass sie gerne die verordneten Medikamente zur Übersicht in einer solchen App sehen würden. Außer der Medikamentenliste können die Versicherten auch in einer Zeitleiste nachschauen, welche Arztbesuche hinter ihnen liegen, welche Diagnosen gestellt wurden und gegen welche Krankheiten sie geimpft sind.

Dem Patienten stehen neben der Einsicht der Daten noch weitere Funktionen zur Verfügung, wie etwa der Datenaustausch mit Ärzten, die Arzttermin-Vereinbarung oder die Speicherung von Gesundheits-Dokumenten. „Der Patient ist der Herr seiner Daten“, sagte TK-Chef Jens Baas bei der Vorstellung der Gesundheitsakte. Die Nutzung soll freiwillig und kostenlos sein. Der Start für alle Mitglieder nach dem nun gestarteten Anwendertest wird noch für dieses Jahr angestrebt. Genaue Angaben zu den Kosten des Projekts wurden nicht gemacht.

Gematik bastelt weiter an Telematikinfrastruktur

In der Gematik wird indes weiterhin an der Telematikinfrastruktur gearbeitet, die langfristig alle Leistungserbringer, also auch die Apotheken, miteinander verknüpfen soll. Im Koalitionsvertrag ist vereinbart, im Rahmen der Telematikinfrastruktur bis 2021 eine elektronische Patientenakte einzuführen. Die AOK hat bereits ein eigenes Gesundheitsnetzwerk gestartet, das auch eine digitale Akte umfasst und ebenfalls anschlussfähig an ein einheitliches Datensystem sein soll. Auch an diesem Konzept sind die Apotheker allerdings nicht beteiligt. Die Konzepte von AOK und TK kommen ohne die elektronische Gesundheitskarte aus.

TK-Chef Baas betonte, dass es bei der technischen Basis elektronischer Akten unter den Krankenkassen keinen Wettbewerb geben solle. Denn Daten sollten bei Kassenwechseln mitgenommen werden können. Das Angebot setzt die TK mit dem IT-Dienstleister IBM um, Daten sollen in einem Rechenzentrum in Deutschland gespeichert werden.

Patientenschützer und die Verbraucherzentralen pochen auf hohe einheitliche Standards bei neuen digitalen Anwendungen. Das Nutzen einer elektronischen Patientenakte müsse kostenfrei und freiwillig sein, sagte der Gesundheitsexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Kai Vogel, der Deutschen Presse-Agentur. „Jeder Patient muss die Hoheit über seine Daten behalten.“ Die Deutsche Stiftung Patientenschutz betonte, nur der Staat könne höchste Sicherheitsstandards garantieren. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) solle daher ein Bundesamt für die Digitalisierung im Gesundheitswesen schaffen, sagte Vorstand Eugen Brysch der Nachrichtenagentur dpa.