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Warum gibt es derzeit keine ungekühlten Verhütungsringe?

Bild: Imago

Seit Sommer des letzten Jahres ist der Markt hinsichtlich Verhütungsringen bunter. Bis August 2017 konnten Frauen, die einen intravaginalen Verhütungsring bevorzugten, nur auf das Original Nuvaring® zurückgreifen. Als einzige Möglichkeit blieb kostenbewussten Anwenderinnen auf einen lieferbaren Nuvaring®-Import zu hoffen. Mit dem vergangenen Jahr hat sich das geändert, und die Frauenwelt kann sich seither über sage und schreibe vier generische Alternativen freuen – theoretisch zumindest. Theoretisch deswegen, weil praktisch sind die Apothekenschubladen leer, und die Anfrage beim Großhandel zeigt durchweg ein rotes Kreuz: nicht lieferbar. Für alle generischen Verhütungsringe, sprich Cyclelle®, Ginoring®, Setlona® und Veri-Aristo®. Was ist der Grund? Und warum trifft der Lieferengpass tatsächlich alle neuen Verhütungsringe?

Keiner der generischen Verhütungsringe lieferbar

Das Rätsel um den kollektiven Versorgungsengpass der generischen Verhütungsringe, Cyclelle®, Ginoring®, Setlona® und Veri-Aristo®, ist schnell gelöst. Alle pharmazeutischen Unternehmer dahinter – Hexal, Exeltis, Aristo Pharma und Mylan Dura – produzieren in ein- und demselben Werk in Spanien. Ist die Nachfrage so groß, dass die Produktion schlicht nicht hinterherkommt, den Bedarf nach ungekühlten Verhütungsringen zu decken? Diese Erklärung liefert zumindest Exeltis, das Unternehmen, das die generische Alternative Ginoring® zu Nuvaring® entwickelt hat. Das Unternehmen spricht von einem Marktanteil – allein von Ginoring® – von mittlerweile 20 Prozent. Nur: Warum wollen die Frauen nun von Nuvaring® auf Cyclelle®, Ginoring®, Veri® Aristo und Setlona® umsteigen?

Was ist der Vorteil der neuen Verhütungsringe?

In der Tat ist es so, dass die generischen Verhütungsringe Vorzüge für die Anwenderinnen bieten, aber auch für Apotheken und Großhändler – und zwar hinsichtlich ihrer Lagerung: Die neuen intravaginalen Verhütungssysteme können alle ausnahmslos ungekühlt gelagert werden – beim Großhandel, in der Apotheke und auch bei der Anwenderin. Nuvaring® müssen sowohl Großhändler als auch Apotheken im Kühlschrank aufbewahren. Der Anwenderin ist erlaubt, das Nuvaring-Original für vier Monate auch bei Raumtemperatur zu lagern. MSD ist mit Nuvaring® folglich auch nur mit einer maximalen Packungsgröße N2 mit drei Ringen, sprich für einen dreimonatigen Verhütungszeitraum, auf dem Markt. Die neuen Verhütungsringe Cyclelle®, Ginoring®, Setlona® und Veri-Aristo® erlauben aufgrund der technologischen Weiterentwicklung auch Sechsmonatspackungen, die permanent außerhalb des Kühlschranks gelagert werden dürfen. Ein zweites, für manche Frauen durchaus starkes Argument und bei Generika nicht neu ist vielleicht auch der Preis. Die neuen intravaginalen Ringsysteme liegen rund zehn Euro unterhalb des Preises für das Original. Am günstigsten ist die Dreimonatspackung von Veri-Aristo® mit 35,74 Euro, während MSD für seinen Nuvaring® 48,25 Euro möchte (Stand Lauer-Taxe: 25.04.2018)

2017: Produktionsstopp im spanischen Herstellbetrieb

Neben der offenbar hohen Nachfrage nach ungekühlten Verhütungssystemen hat aber wohl ein zweiter Grund die Produktion im spanischen Werk zurückgeworfen. Nach Markteinführung im vergangenen Jahr hatte eine Klage des Erstanbieters gegen das herstellende Unternehmen in Spanien zu einem Produktionsstopp geführt. Der Vorwurf: Patentverletzung. Auch wenn sich dieser Verdacht letztendlich nicht erhärtet hat, kam es über mehrere Wochen zu einem zwangsweisen Aussetzen der Herstellung. Trotz inzwischen wieder aufgenommener Produktion kann diese eine lückenlose, dauerhafte Lieferfähigkeit wohl gerade noch nicht garantieren und den benötigten Marktbedarf decken. Laut Exeltis soll jedoch noch in diesem Jahr eine zweite Produktionsanlage in Betrieb genommen werden, so dass für Apotheken und Anwenderinnen die Hoffnung besteht, dass künftig eine zuverlässigere Versorgung mit den ungekühlten Verhütungsringen erfolgen kann.