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Eine Avocado pro Tag begünstigt die Fettverteilung

Bild: Evgenija / AdobeStock

Vor allem viszerales Fett – das in der freien Bauchhöhle eingelagert ist und insbesondere die Verdauungsorgane umhüllt –, gilt als ungesund. Es ist besonders stoffwechselaktiv und wird, verglichen mit subkutanem Fett, eher mit adipositasbedingten Stoffwechselstörungen, wie Typ-2-Diabetes, in Verbindung gebracht. Abnehmen hilft, und wer sich regelmäßig von Vollwertkost ernährt, kann seine Fettverteilung positiv beeinflussen. Das Problem ist nur: Meist sind hypokalorische Diäten nicht von langfristigem Erfolg gekrönt.

Avocado statt hungern

Doch was wäre, wenn es mit anderen Ernährungsansätzen – ohne hypokalorische Diäten – gelingen würde, das viszerale Fett zu verringern und bei übergewichtigen Menschen das Risiko für Diabetes zu reduzieren? Diese Idee verfolgten US-amerikanische Wissenschaftler von der University of Illinois Urbana-Champaign, indem sie zwei isokalorische Ernährungsstrategien verglichen, bei denen eine Studiengruppe täglich eine Avocado auf ihren Speiseplan gesetzt bekam. Avocados sind reich an einfach ungesättigten Fettsäuren sowie Ballaststoffen (eine Avocado mit etwa 130 g enthält etwa 13 g MUFAs und 10 g Ballaststoffe), und in früheren Studien konnte gezeigt werden, dass eine ballaststoffreiche Ernährung, die zusätzlich reich an einfach ungesättigten Fettsäuren (MUFAs, monounsaturated fatty acids) ist, Fettleibigkeit und das Risiko von Typ-2-Diabetes verringern kann. Zudem zeigte jüngst eine Studie, dass Avocados als Teil einer kalorienreduzierten Ernährung trotz ihres hohen Fettgehalts das Abnehmen unterstützen.

Wunderfrucht Avocado?

Wie also verändert täglicher Avocadokonsum die Fettverteilung bei Übergewichtigen und ihre Glucosetoleranz? Dafür konzipierten die amerikanischen Wissenschaftler eine randomisierte kontrollierte Studie mit 105 übergewichtigen jungen Erwachsenen (Alter zwischen 18 und 45 Jahre), die mindestens einen BMI von 25 kg/m2 hatten. Die meisten Teilnehmer waren Frauen (61 Prozent), nicht mitmachen durften Schwangere, Stillende und Menschen, die sich in der Vergangenheit bereits bariatrischen Operationen (Adipositaschirurgie, zum Beispiel Magenverkleinerungen) unterzogen hatten. 

53 Studienteilnehmer aßen für zwölf Wochen täglich frische Avocado – Männer erhielten 175 g und Frauen 140 g Avocado –, 52 Probanden ernährten sich in derselben Zeit zwar hinsichtlich der Kalorienmenge und der Nährstoffzusammensetzung gleich (90 Prozent identisch), doch avocadolos. Die vorbereiteten Mahlzeiten erhielten die Studienteilnehmer zweimal wöchentlich am Testgelände, sie entsprachen laut den Wissenschaftlern einer „typischen amerikanischen Ernährung“ und enthielten 45 Prozent Kohlenhydrate, 35 Prozent Fett und 15 Prozent Eiweiß. Bei den Nahrungsportionen der Frauen war aufgrund ihres geringeren Energiebedarfs die Energiedichte um 20 Prozent niedriger. Zudem mussten die Studienteilnehmer ihre täglichen Getränke und Fitnessaktivitäten dokumentieren.

Die Studienergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler vor Kurzem im Fachjournal „The Journal of Nutrition“, finanziert wurde die Studie vom „Hass Avocado Board“, einer Avocado-Organisation, die eigenen Angaben zufolge „Investitionen sammelt, bündelt und verteilt, um die Nachfrage nach Avocados in den Vereinigten Staaten zu erhalten und zu steigern“.

Nur bei Frauen änderte sich die Fettverteilung 

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass sich durch den täglichen Verzehr einer Avocado bei Frauen das viszerale Fett, das subkutane Fett und die Fettverteilung signifikant änderte. Bei Frauen reduzierte sich demnach das viszerale Fett und auch das Verhältnis von viszeralem zu subkutanem Fett, was auf eine Umverteilung des Fetts weg von den Organen hindeutet. Bei Männern konnte dieser Effekt jedoch nicht nachgewiesen werden. Zudem hatte das Avocadoessen auch auf die Blutzuckertoleranz keinen Einfluss.
Weiter zeigte sich, dass sich bei der Nicht-Avocadogruppe das subkutane Fett stärker als bei der Avocadogruppe verringerte, das viszerale Fett jedoch unverändert blieb. Somit stieg bei den Teilnehmern, die keine Avocado aßen, auch das Verhältnis von viszeralem Fett zu subkutanem Fett.

„Bescheidener“ Effekt 

Die Veränderung des viszeralen Fettgewebes bei den Frauen in der Avocadogruppe lag bei etwa 5 Prozent, was die Wissenschaftler als „bescheidene“ Veränderung einordnen. Sie geben jedoch auch zu bedenken, dass die Studie mit drei Monaten Dauer relativ kurz gewesen sei und keine Bewegungskomponente beinhaltete. Somit sei es durchaus möglich, diesen Effekt in klinisch sinnvolle Bereiche zu steigern.

Vorteilhafter Einfluss auf die Fettverteilung 

„Während der tägliche Verzehr von Avocados die Glucosetoleranz nicht veränderte, haben wir herausgefunden, dass ein Ernährungsmuster, das täglich eine Avocado enthält, die Art und Weise, wie Individuen Körperfett speichern, in einer für ihre Gesundheit vorteilhaften Weise beeinflusst, aber die Vorteile waren hauptsächlich bei Frauen“, sagt der Erstautor der Studie, Professor Naiman Khan. „Es ist wichtig zu zeigen, dass Ernährungsmaßnahmen die Fettverteilung beeinflussen können. Die Tatsache, dass die Vorteile nur bei Frauen auftraten, sagt etwas über das Potenzial aus, dass das Geschlecht bei der Reaktion auf Ernährungsmaßnahmen eine Rolle spielt.“