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Mammographie: Prävention gegen Brustkrebs wirkt

MTA betrachtet Aufnahmen einer Mammographie
Künftig sollen auch ältere Frauen ein Mammographie-Screening erhalten. | Bild: Peakstock / AdobeStock

Jährlich werden etwa 75.000 Neuerkrankungen in Deutschland diagnostiziert. Damit ist Brustkrebs (Mammakarzinom) nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. 

Um im Ernstfall eine rasche Diagnose zu ermöglichen, sind Brustkrebsvorsorgeuntersuchungen hilfreich. Deshalb zahlen die gesetzlichen Krankenkassen eine Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie) in bestimmten medizinischen Fällen sowie bei 50- bis 75-Jährigen im Rahmen der Brustkrebsvorsorge alle zwei Jahre. 

Hintergrund: Aktualisierung der europäischen Brustkrebsleitlinie

Der G-BA hatte im März 2021 beschlossen, das Alter für das Mammographie-Screening zu überprüfen. Hintergrund war eine Aktualisierung der europäischen Brustkrebsleitlinie, in welcher empfohlen wird, auch Frauen im Alter von 45 bis 49 Jahren sowie zwischen 70 und 74 Jahren in das Früherkennungsprogramm einzubeziehen.

Nähere Informationen zur Screening-Anmeldung stellt der G-BA in einer Informationsbroschüre zur Verfügung. Überdies wird die derzeit geltende Entscheidungshilfe überarbeitet. 

Brustkrebsvorsorge hilft tatsächlich

Wie effektiv dieses Vorsorgeprogramm ist, zeigt ein aktueller Bericht des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). So sei die Brustkrebs-Sterblichkeit bei den Teilnehmerinnen des Screenings über eine Nachbeobachtungszeit von bis zu 10 Jahren um 20 bis 30 Prozent geringer als bei den Nichtteilnehmerinnen. 

„Dabei handelt es sich um eine konservative Schätzung“, sagt BfS-Präsidentin Inge Paulini. Der Nutzen werde eher noch unterschätzt. 

Beim Screening gilt es, Nutzen und Risiken abzuwägen: Einen potenziellen Nutzen haben nur erkrankte Frauen – das Risiko, etwa durch die Röntgenstrahlung, tragen hingegen alle Teilnehmerinnen. Die Untersuchung bestätige, dass der Nutzen des Screenings weitaus größer ist als das sehr geringe zusätzliche Krebsrisiko durch die Röntgenstrahlung bei der Untersuchung, erklärt Paulini.

Geschätzt etwa 7 von 100.000 Frauen, die regelmäßig am Screening teilnehmen, entwickeln einen bösartigen Tumor, der auf die Strahlenbelastung zurückzuführen ist, wie Hans-Christian Kolberg, Chefarzt der Frauenklinik am Marienhospital Bottrop, erklärt. „Das ist eine verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit.“

Ein weiterer auf das Screening zurückgehender Risikofaktor ist Experten zufolge, dass sich teilnehmende Frauen vermeintlich sicher fühlen und seltener ihre Brust abtasten. Hinzu kommen sogenannte Übertherapien – also die Behandlung von Tumoren, von denen keine Gefahr ausgeht.

Dennoch: Brustkrebsfrüherkennung muss verbessert werden

Christiane Kuhl, Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der RWTH Aachen, betont, mit vorhandenen diagnostischen Möglichkeiten könnte man weit mehr als die 20 bis 30 Prozent Sterblichkeitsminderung erreichen. 

Ein Problem sei die mangelnde Eignung der Mammografie bei sehr dichtem Brustgewebe. Aktuell würden 20 bis 30 von 100 Frauen mit Brustkrebs nach dem Screening als gesund nach Hause geschickt. Der Tumor falle dann oft erst bei einer Tastuntersuchung als sogenanntes Intervallkarzinom auf – oder erst bei späteren Mammografien.

Rund 16 Prozent der beim Screening gefundenen Karzinome hätten bereits Metastasen gebildet, seien also zu spät gefunden worden. Ausgerechnet bei den biologisch aggressiven Karzinomen versage die Mammografie zu oft.

Kuhl ist überzeugt, dass sich die Zahl der an Brustkrebs sterbenden Frauen stark senken ließe. Dazu müsse die Früherkennung besser individuell angepasst werden. So sollten etwa Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe, bei denen eine Mammografie nicht ausreicht, alternative Früherkennungsverfahren angeboten werden – insbesondere die Magnetresonanztomographie (MRT), für die es die höchste wissenschaftliche Evidenz gebe. Dieses Verfahren liefere umso bessere Nachweise, je aggressiver ein Karzinom sei.

Brustkrebs: Screening künftig auch für 45- bis 49-Jährige?

Immer wieder im Gespräch ist jedoch auch eine erneute Erweiterung der ins Mammographie-Screening einbezogenen Altersgruppen. In 2024 hatte das BfS berichtet, dass die Teilnahme am Programm auch für Frauen ab 45 Jahren mit mehr Nutzen als Risiken verbunden ist. Das Screening kann die Brustkrebs-Sterblichkeit demnach bei 45- bis 49-Jährigen um rund 20 Prozent reduzieren.

Das Bundesamt empfiehlt darum, die untere Altersgrenze für die Teilnahme von 50 auf 45 Jahre herabzusetzen. In der Altersgruppe zwischen 45 und 50 Jahren erkranken laut BfS in Deutschland jedes Jahr etwa 5.000 Frauen an Brustkrebs.

Die Auswertung zum Nutzen des Screening-Programms wurde vom BfS koordiniert und von der Universität Münster federführend durchgeführt. Es wurden Daten aus den Jahren 2009 bis 2018 berücksichtigt, dabei wurden Quellen wie Krankenkassen- und Krebsregisterdaten kombiniert. Quelle: G-BA / dpa / mia / sn