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Sonnenbrand – und jetzt? Die richtige Beratung für „verbrannte“ Kunden

Bild: fotoduets / Adobe Stock

Der Sonnenbrand, oder wie seine lateinische Bezeichnung Dermatitis solaris eher erkennen lässt, ist eine akute Entzündung der Haut. Ausgelöst durch die energiereiche UV-Strahlung des Sonnenlichts, besonders UV-B-Strahlen, werden bei andauernder Exposition Epidermiszellen beschädigt und Entzündungsmediatoren innerhalb des Hautgewebes aktiviert. Sie sorgen für Röte, Schwellung, Juckreiz und Schmerz. Zudem begleiten starke Hitzegefühle und Wärmeabsonderungen die betroffenen Hautbereiche, bedingt durch erweiterte Gefäße und erhöhte Durchblutung.

Wie passiert’s trotz Sonnenschutz?

Die meisten wissen aus eigener Erfahrung, wie schnell sich Haut verbrennen kann. Warum passiert es trotzdem so häufig? Die größte Gefahr ist wohl, man überschätzt den Eigenschutz der Haut und unterschätzt die Kraft der Sonnenstrahlen. Dabei verwenden viele Menschen, gerade des in Deutschland vorrangig vertretenen nordischen Hauttyps, einen zu geringen Lichtschutzfaktor ihres Sonnenschutzes. Sie setzen sich den Strahlen zu lange und zu wenig geschützt aus und der Sonnenbrand lässt nicht lang auf sich warten. Etwa vier bis acht Stunden nach Exposition zeigen sich seine ersten Anzeichen, die ihren Höhepunkt nach 12-24 Stunden erreichen und mit einem Abschälen und Schuppen der Haut nach einigen Tagen den Rückzug antreten. Doch nicht nur exzessives Sonnenbaden birgt Gefahrenpotential. Wasser – Wolken – Wintersport, bei denen man die Hitze der Sonne nicht spürt und die Reflexion und Streuung der UV-Strahlung zudem stark erhöht ist, erweisen sich als richtige Sonnenbrandfallen.

Die Berechnung der Eigenschutzzeit

Wichtig: Die Eigenschutzzeit der Haut (in Minuten) durch Melaninpigmentierung multipliziert sich mit dem Lichtschutzfaktor des Sonnenschutzes ein einziges Mal und lässt sich durch Nachcremen oder -sprühen am Tag nicht verlängern! Zusätzlich gilt es Patienten, die sogenannte „Photosensibilisatoren“ einnehmen, in der Apotheke in jedem Fall über ausreichenden Sonnenschutz aufzuklären. Es handelt sich hierbei um Medikamente, wie einige Diuretika, Johanniskraut und andere Antidepressiva, Antibiotika, Hormonpräparate u.a., die unerwünschter Weise die Sonnenempfindlichkeit der Haut zum Teil drastisch erhöhen.

Nur ein bisschen rote Haut?

Schmerzen, Unwohlsein, unschöne Rötungen und abgeschälte Haut sind zeitnahe Folgen des Sonnenbrandes. Gleichzusetzen ist das entstandene Entzündungsgeschehen innerhalb der Haut mit einer Verbrennung ersten Grades, die sich im Regelfall durch gute Beratung und Behandlung eigenhändig in den Griff bekommen lässt. Doch die langfristigen Auswirkungen werden oft vergessen. So ziehen Sonnenbrände in einigen Fällen helle Narben oder dunkle Hyperpigmentierung nach sich, steigern das Risiko an Hautkrebs zu erkranken und beschleunigen die Hautalterung dramatisch. Circa 80 % der vorzeitigen Hautalterung im Gesicht werden durch UV-Strahlung und deren unzureichenden Abschirmung hervorgerufen. Jeder Sonnenbrand schadet der Haut und ist eine Belastung für den Körper.

Was lindert am besten?

Es gilt weitere Sonnenbestrahlung unbedingt zu vermeiden und die betroffenen Stellen zunächst einmal mit Wasser - nicht mit Eis - zu kühlen. Anschließend benötigt die strapazierte Haut die richtige Pflege: Schnelle Milderung von Juckreiz, Schmerz und Schwellung, wohltuende Kühlung und eine optimale Feuchtigkeitsversorgung. Hier ist das galenische Fachwissen der PTA gefragt. Die geschädigte Haut verliert durch Lücken in der Lipidbarriere, Durchblutungssteigerung und damit erhöhter Eigenwärme, enorm an Wasser. Ziel ist also, das Gewebe ausreichend zu rehydratisieren und gleichzeitig einen Kühlungseffekt zu erzielen. Ein hoher Wasser- und vergleichsweise geringer Fettanteil der eingesetzten Dermatika hat sich dafür bewährt. Zu Linderung werden leichte O/W-Lotionen oder Après-Sun Produkte eingesetzt, die sich von einer gängigen Bodylotion charakteristischer Weise durch einen erhöhten Wassergehalt und leichtere Texturen unterscheiden. Zusätzlich können Feuchthaltemittel wie Harnstoff, Glycerin oder Dexpanthenol enthalten sein. Letzteres besitzt zudem wundheilungsfördernde und entzündungshemmende Eigenschaften, die eine zusätzlich Linderung erzeugen und die Abheilung beschleunigen. Auch Hydrogele ohne Lipidbestandteile werden als Pflege nach dem Sonnenbaden angeboten. Wasser bildet den Hauptbestandteil, was die Haut zunächst optimal mit Feuchtigkeit versorgt. Leichte, farblose Texturen ermöglichen ein schmerzfreies Verteilen und schnelles Einziehen. Die oft enthaltenen Alkohole sorgen für eine schnelle Verdunstung auf der Haut und erzeugen dadurch einen kühlenden Effekt, angenehm und lindernd. Sie schaffen für die pflegebedürftige Hautbarriere allerdings keinen Mehrwert, bei zu hohem Gehalt in der Formulierung begünstigen sie sogar Hautaustrocknung, der Lipide durch Abwesenheit in einer solchen Formulierung nicht entgegenwirken können. Der Gel-Film, den einige Produkte als Rückstand hinterlassen, wird teilweise als klebrig und unangenehm empfunden. Ein geringer Zusatz von Lipiden bietet also als „Reparaturspachtel“ für die Hautbarriere einen deutlichen Vorteil gegenüber komplett lipidfreien Texturen – allerdings sollte die Wasserphase anteilig weit überwiegen. Zu meiden sind fette Cremes oder Salben mit Okklusionseffekt, der den Wärmstau der Haut begünstigt, was nicht nur unangenehm ist, sondern zudem den Heilungsprozess verzögern kann. Für den Fall, dass Berührung und Druck während des Einreibens Schmerzen bereiten bzw. einige Körperstellen schwer zugänglich sind, eignen sich Formulierungen zum Aufsprühen z.B. Wasser- oder Schaumsprays. Sie können gegebenenfalls im Kühlschrank gelagert werden und verleihen dadurch beim Auftrag einen hervorragenden Kühleffekt. Sprühen – einwirken lassen – bei Bedarf den Überschuss abtupfen. Gegen stärkere Entzündungserscheinungen, wie Schwellung und Rötung, stehen zur kurzfristigen Behandlung (maximal zwei Wochen) auch apothekenpflichtige, glucocorticoidhaltige Sprays für die äußerliche Anwendung zur Verfügung. Manifestiert sich ein Juckreiz währen der Akutphase, spricht bei guter Verträglichkeit von Antihistaminika nichts gegen eine Anwendung mit Fenistil-Gel. Auch rezeptfreie systemische Antiphlogistika z.B. Ibuprofen, können bei schmerzender Haut über einen kurzen Zeitraum hinweg eingenommen werden.

ProduktnamePZNVorteileBemerkung
Bepanthen® Kühlendes Schaumspray03916343Nanoemulsion: Dexpanthenol und physiologische Hautfette unterstützen den natürlichen Heilungsprozess, Wasser spendet Feuchtigkeit und KühlungKann auch ohne Verreiben angewendet werden, sehr hautschonend, besonders guter Kühleffekt wenn im Kühlschrank gelagert
Panthenol® Spray4020784Unterstützt die Wundheilung durch Dexpanthenol, Frei von Duftstoffen und Konservierungsmittel - für Babys, Kleinkinder und Allergiker geeignetSiehe Bepanthen® Kühlendes Schaumspray Lang bekannt und häufig gefragt
Avène Thermalwasser8762086Praktisch für unterwegs, aber besonders lindernd wenn im Kühlschrank gelagert. Hautberuhigendes Thermalwasser ohne Zusätze, FCKW-freiOhne Einschränkungen für jeden anwendbar, in verschiedenen Größen erhältlich
Ladival Après Pflege Lotion für empfindliche Haut13229738Leichte Emulsion, kühlt und ist leicht zu verteilen, für empfindliche Haut geeignet, Ohne Parfum, Farb- und KonservierungsstoffeLeichte O/W-Lotion
Ladival Après akut9240800Hydrodispersionsgel, Panthenol und Algenenzym Photolyase wirken regenerierend, lindert Rötungen, emulgator- und parfumfreiFettfreie Formulierung
Ladival Après Pflegemilch für Kinder9240786Ohne Parfum, Farb- und Konservierungsstoffe Pflegt trockene HautAuch für erwachsene Neurodermitis-Haut geeignet
La Roche-Posay POSTHELIOS hydratisierende After-Sun-Gel04208022Leichte Gel-Textur, sehr feuchtigkeitsspendend und außerdem stark rückfettend, pflegende KaritébutterEnthält Paraffine und Parfum, nicht zur Anwendung bei Kleinkindern oder überempfindlicher Haut geeignet
Pro Natures Aloe Vera Gel 99,7 %6159670Aloin-frei, hoher Ligningehalt öffnet Hautporen und lässt die Feuchtigkeit tief in die Haut eindringen. Lindert Reizungen und beruhigt die Haut, pH-Wert 5,3Anwendung von Aloe Vera ist umstritten. Von Selbstherstellung aus der Pflanze ist abzuraten! Gelig-klebrige, fettfreie Formulierung
Fenistil Gel12550409Antihistaminikum Dimetindenmaleat lindert Juckreiz und Schwellung, frei von Alkohol, Parfüm, FarbstoffenBei SS/SZ nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden
Soventol® HydroCort 0,5% Spray10012814Entzündungshemmendes Spray, optimal für schwer zugängliche Körperstellen, lindert Rötung, Schwellung, Juckreiz effizient Ohne DuftstoffeRezeptfreies Glucocortikoidspray, nur für kurzzeitige Anwendung (max. 2 Wochen) geeignet, Haut zusätzlich pflegen, auf Alkoholbasis Bei SS/SZ nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden

Eher unpraktische Zubereitungen

Pudertexturen kühlen und decken ab, spenden aber keine Feuchtigkeit – Achtung: Talkum kann auf offenen Wunden oder starken Hautschäden zur Granulombildung führen! Kühlcremes, die nur mechanisch stabilisiert sind, brechen gewollter Weise auf der Haut. Wasser wird frei und sorgt dank Verdunstung für angenehme Kühle, der verbleibende Lipidbestandteil wirkt allerdings okklusiv und ist daher eher ungeeignet für sonnengeschädigte Haut. Und worauf sollte man bei der Produktauswahl allgemein verzichten? Ein zu hoher Alkoholanteil, Duftstoffe, PHB-Ester, Paraffine oder Silikone reizen die Haut zusätzlich und können durch Barriereschäden in tiefere Hautschichten eindringen, dort sorgen sie bei manchen Betroffenen für Irritationen oder sogar für allergische Reaktionen und sollten deshalb in den Produkten möglichst nicht enthalten sein. Tipp: Kinderformulierungen sind oft frei von diesen Stoffgruppen und können natürlich auch für erwachsene Haut empfohlen werden.

Was kann man außerdem noch tun? Hausmittelchen und Co.

Des Öl-in-Wasser-Effektes der beschriebenen Lotionen bedienen sich auch einige der altbekannten Hausmittel bei Sonnenbrand. Alle Helferlein auf Molkereibasis, seien es Quarkwickel, Joghurt oder Buttermilch funktionieren nach dem Prinzip der Wasserverdunstung, die Kühlung spendet. Außerdem soll der enthaltene Fettanteil die Haut geschmeidig pflegen. Denn nichts anderes ist Milch und dementsprechend auch deren Erzeugnisse, eine O/W-Emulsion. Als Hausmittel gegen Sonnenbrand also zu recht sehr bekannt? Jein. Das Prinzip funktioniert, allerdings enthalten Quark und Co. lebende Bakterien, die die geschädigte Hautbarriere durchdringen und Infektionen oder Allergien hervorrufen können. Auch eigens hergestellte Aloe-Vera-Produkte sind kritisch zu bewerten, da die in der Blatthülle enthaltenen Anthranoide nicht auf die Haut gelangen sollten. Sie sind bei Eigenerzeugung aus der Pflanze schwer von deren gelartigem Blattinneren zu trennen, für das die Aloe Vera bekannt ist. Daher gilt für beide Hausmittel: lieber auf im Handel verfügbare Pflegeprodukte zurückgreifen. Auch von zu kalten Kompressen oder gar Eis bzw. Eisspray ist dringend abzuraten, da eine Kälteschädigung der ohnehin schon lädierten Haut die Folge sein kann. Was sich allerdings unterstützend bewährt hat, sind Umschläge mit kaltem Wasser oder kühlem abgekochten Schwarztee, dessen Gerbstoffe antiinflammatorische Eigenschaften besitzen. Durch getränkte Tücher oder Kleidungsstücke können sie auf der Haut verweilen und dort zur Milderung der Symptome beitragen. Als A und O bei Sonnenbrand gilt immer noch die Rehydratation sowohl von außen über Lotionen, Geltexturen oder Sprays und Umschläge, als auch von innen. Deshalb ist einer der wichtigsten Beratungstipps: Ausreichend Wasser trinken!

Und wann gehört ein Sonnenbrand in Behandlung?

Bilden sich im Hautareal weit über die gängige Rötung und Schwellung hinaus Blasen oder kommt es gar zu Hautablösungen, was einer Verbrennung der Haut von Grad 2 oder 3 entspräche, ist der Gang zum Arzt unabdingbar. Gleiches gilt, sobald sich starke Schmerzen oder systemische Auswirkungen der Sonnenexposition zeigen: Fieber, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen oder Kreislaufbeschwerden bedingen, dass sich der Betroffene in ärztliche Obhut begeben soll. Auch für Kleinkinder und Senioren, die einen Sonnenbrand erleiden, reichen Hausmittel und die Behandlungsmöglichkeiten aus der Apotheke nicht mehr aus, auch für sie gilt – ab zum Arzt!