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Hilferuf der Seele – Wenn Kinder plötzlich schlechter sehen

Bild: Rawf8 / Adobe Stock

Klagen Kinder über schlechtes Sehvermögen, begeben sich die Eltern meistens sofort zum Augenarzt. Er ist die erste Anlaufstelle, um die Ursache für die Verschlechterung zu klären. Mitunter zeigt sich dann: Es liegt nicht am Auge. Hornhaut, Linse, Sehnerv etc. sind in Ordnung. Auch gibt es keine Fehlsichtigkeit, gegen die dann eine Brille helfen würde.

Nur eine funktionelle Störung

In ganz seltenen Fällen können schwere Erkrankungen wie ein Hirntumor oder Multiple Sklerose für die Sehstörungen verantwortlich sein. Doch meistens ist die Sehfunktion eigentlich intakt. Das Kind macht lediglich falsche Angaben. Allerdings täuscht ein Kind kaum einmal bewusst, betonen Experten. In der Regel leide das Kind unter einem inneren Konflikt, für den es keine Lösung wisse. Es handelt sich also gewissermaßen um einen Hilferuf der Seele. Kommt der Augenarzt zu diesem Schluss, ist zusätzlich ein Kinderarzt oder Kinderpsychiater gefordert.

Konflikte in Familie und Schule

Als Ursachen solcher funktioneller Sehstörungen stehen laut Untersuchungen an erster Stelle interfamiliäre Konflikte (30 Prozent), an zweiter Stelle Schulprobleme (25 Prozent). Oftmals bleiben die Gründe jedoch ungeklärt. Präzise Daten dazu, wie häufig psychisch bedingte Sehstörungen bei Kindern und Heranwachsenden vorkommen, gibt es nicht. Experten gehen aber davon aus, dass es etwa ein bis zwei Prozent aller Kinder sind, die in die Augenarztpraxis kommen. Mädchen sind dabei deutlich häufiger vertreten als Jungen.

Placebo kann helfen

Grund zur Besorgnis besteht in der Regel nicht, beruhigen die Experten. In etwa 90 Prozent der Fälle würden die Beschwerden wieder verschwinden. Das geschehe entweder relativ rasch von selbst oder man könne eine kurze Placebo-Therapie anwenden – etwa mittels einer schwachen Brille oder wirkstofffreier Augentropfen. Noch eine weitere gute Nachricht haben die Fachleute: Soweit man bisher weiß, ist eine solche funktionelle Sehstörung kein Vorbote für eine spätere psychiatrische Erkrankung. Quelle: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)