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Gonorrhö auf dem Vormarsch

Gonorrhö ist in Europa die zweithäufigste sexuell übertragbare Infektion. | Bild: kei907 / AdobeStock

In Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern besteht für die Gonorrhö keine Meldepflicht. Daher stehen hier kaum aktuelle epidemiologische Daten zur Verfügung. Auf ganz Europa bezogen ist der Trend jedoch eindeutig: In den vergangenen zehn Jahren haben Gonorrhö-Erkrankungen stark zugenommen. 

Vor allem in Nordeuropa 

Von 28 Ländern, die regelmäßig melden, registrierten 20 einen Anstieg der Gonorrhö-Fallzahlen. Im Jahr 2017 lag die Zahl der Infizierten circa 17 Prozent höher als 2016. Insgesamt zeigten die meldepflichtigen Länder der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums (EAA) im Jahr 2017 mehr als 89.000 Erkrankungen an. Die Rate betrug circa 23 Fälle pro 100.000 Einwohner, wobei die nordeuropäischen Länder höhere Erkrankungsraten meldeten. Insgesamt entfielen auf Männer 35 Fälle pro 100.000 Einwohner, auf Frauen 11  pro 100.000 Einwohner. Fast drei Viertel aller Infektionen fanden sich in der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen. 

Hohe Zunahme bei Frauen 

Fast die Hälfte der Erkrankungen (47 Prozent) betraf Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Seit dem Jahr 2008 nahmen bei dieser Gruppe die Erkrankungszahlen um beinahe das Sechsfache zu. Aber auch bei heterosexuellen Männern und insbesondere Frauen wurden mehr Gonorrhö-Erkrankungen diagnostiziert. Bei den Frauen ergab sich seit dem Jahr 2008 eine Steigerung um 120 Prozent, bei den Männern um 37 Prozent. 

Gefährliche Symptomlosigkeit 

Experten sehen die Zunahme der Gonorrhö mit Sorge. Zeige sie doch, dass viele Menschen beim Sex mit neuen oder wechselnden Partnern keine Kondome verwendeten. Im Krankheitsfall tragen Frauen ein erhöhtes Risiko. Anders als bei Männern verläuft die Gonorrhö bei ihnen zunächst symptomfrei. Die Diagnose wird häufig erst dann gestellt, wenn es bereits zu einer entzündlichen Beckenentzündung oder zu Unfruchtbarkeit gekommen ist. 

Ausfluss ist typisch 

Die Gonorrhö wird durch den Erreger Neisseria gonorrhoeae (Gonokokkus) hervorgerufen. Der Erreger wird ausschließlich durch direkten Schleimhautkontakt, vor allem beim Geschlechtsverkehr, übertragen. Nach einer Inkubationszeit von 1 bis 14 Tagen können sich Symptome einstellen: bei Frauen Ausfluss aus der Scheide und eventuell Harnröhrenentzündung sowie Gebärmutterhalsentzündung, bei Männern Harnröhrenentzündung mit eitrigem Ausfluss aus der Harnröhre. Mögliche Komplikationen sind bei Frauen Entzündungen von Gebärmutter, Bauchfell und Eileiter mit dem Risiko von Unfruchtbarkeit, bei Männern Prostataentzündung oder Nebenhodenentzündung. Rund 50 Prozent der infizierten Frauen und 10 Prozent der infizierten Männer haben jedoch keine subjektiven Symptome.

Quellen: IPF – Infozentrum für Prävention und Früherkennung; European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC); Robert Koch-Institut