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Teil 1 von 3: Menstruationstasse statt Tampon – sinnvoll und sicher?

Menstruationstassen gibt es schon seit gut 80 Jahren. Doch erst in den letzten zehn Jahren haben sie breite Bekanntheit erlangt. | Bild: Gregory Lee / AdobeStock

Verfolgt man die Google Trends – wie häufig suchen Menschen nach einem bestimmten Begriff, in diesem Falle „menstrual cup“ (Menstruationstasse) –, so steigen seit 2013/2014 die Suchanfragen sprunghaft an und bleiben seither auf einem deutlich höheren Niveau als noch um die Jahrtausendwende. 

Die Menstruationstasse „boomt“. Die Tampon- oder Binden-Alternative hat mittlerweile die großen Drogerien erreicht und „drückt“ sich mitnichten nur noch als Nischenprodukt in vergessenen Regalen von Bioläden, Reformhäusern oder im Internet herum.

Renaissance der Menstruationstasse 

Dabei sind Menstruationstassen keine Erfindung des 21. Jahrhunderts – die Monatstassen wurden bereits vor rund 80 Jahren erfunden (siehe Infobox: „Wer war zuerst da: Tampon oder Menstruationstasse?“). Laut einem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung nutzt mittlerweile jede zehnte Frau eine Menstruationstasse. 

Dass die Menstruationstasse als Alternative zu Tampons oder Binden in den letzten Jahren einen solchen Aufschwung erlebt, dafür zeichnen sicherlich mehrere Gründe verantwortlich: unter anderem ökologische Nachhaltigkeit sowie ein stärkeres Körperbewusstsein und Auseinandersetzenwollen mit dem eigenen Körper. Teilweise wird die Menstruationstasse als „Symbol für die bis heute vernachlässigte Frauenhygiene-Forschung“ genannt. 

Gute Studien sind Mangelware 

In der Tat sind viele Fragen zu Menstruationscups nicht abschließend beantwortet. Gute Studien zur Infektionshäufigkeit und Sicherheit in Bezug auf das Toxische Schocksyndrom (TSS) sind Mangelware. Allerdings hatte sich jüngst ein Team von Wissenschaftlern die Mühe gemacht, die verfügbaren Daten zu Menstruationstassen zusammenzutragen und auch aus- und zu bewerten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie Anfang August im renommierten Wissenschaftsmagazin Lancet.

Konkret geht es in dem Beitrag um die Anwendung, der „Auslaufgefahr“, der Sicherheit – hinsichtlich vaginaler Verletzungen, Veränderungen der vaginalen Mikroflora und ob die Verwendung von Menstruationstassen sich auf die Harnwege, den Verdauungstrakt oder Genitaltrakt auswirkt – und der Akzeptanz von „menstrual cups“ bei den Anwenderinnen.

Größe des Hygienemarktes ist nicht zu verachten 

Neben diesen naturwissenschaftlichen Aspekten ist die Menstruationstasse auch wirtschaftlich, im Rahmen des gesamten Hygienemarktes, interessant. Dieser ist mit etwa 1,9 Milliarden gebärfähigen Frauen nicht gerade klein. 26 Prozent der Weltbevölkerung sind somit in einem Alter, in welchem sie ihre Periode haben (Zahlen aus 2017) und das durchschnittlich an 65 Tagen des Jahres – und alle benötigen Binden, Tampons, Menstruationstassen. Eigentlich zumindest. Denn in manchen Teilen der Welt sind die Produkte keine Selbstverständlichkeit.

Wer war zuerst da: Tampon oder Menstruationstasse? 

Tampons (französisch für Bausch) – nicht wie wir sie heute kennen als Baumwollbausch, sondern aus weichen Papyrusblättern –nutzten wohl bereits Ägypterinnen zu Pharaos Zeiten. 

Ein Patentgesuch für den ersten aus Watte gepressten Tampon mit Rückholbändchen wurde 1931 von einem amerikanischen Arzt (Earle Cleveland Haas) eingereicht, der diesen Tampax nannte. 

Richtig „groß“ wurde der Tampon allerdings erst, nachdem die ursprünglichen Markenrechte – für 32.000 $ – an eine Ärztin (Gertrude Tendrich) gingen. Sie gründete die Firma Tampax, ging in die Massenproduktion und bewarb Tampax stark in großen Werbekampagnen. 

In Deutschland kennt man als Tamponklassiker wohl „o.b.“. Dieser wurde von dem Ingenieur Carl Hahn entwickelt, der sich das Produktionsverfahren – Watterollen mit hohem Druck und Temperatur in Form zu pressen – patentieren ließ. Die Idee dazu kam ihm aufgrund einer amerikanischen Werbeanzeige zu Tampax. Der erste o.b. kam sodann 1950 auf den Markt. Die Abkürzung o.b. steht dabei übrigens für „ohne Binde“.

Menstruationstassen sind ebenfalls keine brandneue Erfindung des 21. Jahrhunderts. Das erste Patent für diese Art der Monatshygiene reichte eine Amerikanerin (Leona Chalmers) 1937 ein, also fast zeitgleich mit Tampax (1931). 

Offensichtlich hat sich jedoch die Menstruationstasse in den 1930er-Jahren nicht in dem Maße durchsetzen und etablieren können, wie dies bei Tampons gelang. Erst in den letzten Jahren erfährt die alternative Monatshygiene – etwas verzögert also – einen Aufschwung.

Menstruationstassen: Wie sehen sie aus? 

Menstruationstassen bestehen aus medizinischem Silikon, Latex oder thermoplastischem Elastomer (Elastomer: formfest, aber elastisch verformbar). Von der Form sehen Menstruationstassen kelch- oder glockenförmig aus und haben einen Stil zum Anfassen (analog dem Rückholbändchen bei Tampons, erleichtert das Entfernen des Cups).

Es gibt sie mittlerweile in zahlreichen Farben, Formen und Größen: Welche Größe der Menstruationstasse am besten passt, hängt unter anderem davon ab, wie stark die Blutung ist, ob die Anwenderin eher jung und sportlich ist und eine ausgeprägte Beckenbodenmuskulatur hat (kleinere Tasse) oder bereits vaginal entbunden hat oder mittleren Alters ist (größere Tasse).

Und so funktioniert's 

Die Cups werden gefaltet in die Vagina (Scheide) eingeführt – ähnlich einem Tampon. In der Vagina entfaltet sich die Menstruationstasse wieder und saugt sich mit leichtem Unterdruck fest. Bei korrekter Anwendung wird die Tasse dann zum einen von der Scheidenmuskulatur gehalten, zum anderen auch von dem erzeugten Unterdruck und sollte deswegen nicht verrutschen. Durch den luftdichten Abschluss sollen zudem unangenehme Gerüche verhindert werden.

Menstruationstassen fassen je nach Hersteller und Größe unterschiedliche Volumina: Sie können zwischen 10 und 38 ml Blut aufnehmen und müssen alle vier bis spätestens zwölf Stunden geleert werden. Zu diesem Zweck können sie – normalerweise problemlos – über den Stil entfernt werden. Menstruationscups sollen mehr Blut aufnehmen können als Tampons oder Binden und sich vor allem auch für Frauen mit Menorrhagie (verlängerte Monatsblutung: 7 bis 14 Tage) eignen.

Innerhalb des Zyklus genügt es, wenn die Anwenderin die Tasse mit sauberem Wasser ausspült, bevor sie sie wieder einsetzt. Nach dem letzten Tag der Blutung sollte die Menstruationstasse jedoch sterilisiert werden – in kochendem Wasser, teilweise werden auch spezielle Sterilisationstabletten empfohlen.

So geht's weiter 

Im nächsten Teil dieser Serie geht es die um Vor- und Nachteile von Menstruationstassen. Eignen sich Menstruationstassen auch für Trekkingtouren und wie kommt man auf öffentlichen Toiletten zurecht? Zudem klären wir die Frage, ob auch ökologisch nachhaltige Tampons zu Verfügung stehen.