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Neues Produkt: Sodbrennen in der Schwangerschaft

Reckitt Benckiser bringt Gaviscon Liquid, das speziell bei Schwangeren mit Sodbrennen eingesetzt werden darf. 
Bild: Gaviscon | Hintergrund: Voy_ager / Adobe Stock

Was tun bei Sodbrennen in der Schwangerschaft? Die meisten PTA und Apotheker greifen bei schwangeren Patientinnen mit säurebedingten Beschwerden wahrscheinlich zu Gaviscon®. Der Grund: „Das alginathaltige, aluminiumfreie Arzneimittel „Gaviscon® kann in der Schwangerschaft angewendet werden“, erklärt die Fachinformation zu Gaviscon® Advance Pfefferminz (10-ml-Dosis: 1000 mg Natriumalginat, 20 mg Kaliumhydrogencarbonat). Auch Gaviscon® Dual  (250 mg Natriumalginat, 106,5 mg Natriumhydrogencarbonat und 187,5 mg Calciumcarbonat in den Kautabletten, 500 mg Natriumalginat, 113 mg Natriumhydrogencarbonat und 350 mg Calciumcarbonat in der Suspension) dürfen werdende Mütter bei gastroösophagealem Reflux, wie Sodbrennen oder saurem Aufstoßen, einnehmen.

Reckitt Benckiser bringt Gaviscon Liquid

Doch Gaviscon®-Hersteller Reckitt Benckiser war der Vorteil, dass sein alginathaltiges Antacidum in der Schwangerschaft eingesetzt werden darf, offenbar nicht offensichtlich genug. Deswegen launcht der Hersteller ein neues Gaviscon®: Gaviscon® Liquid wird ab 1. Dezember das Gaviscon®-Sortiment ergänzen. Um die Indikation – „während der Schwangerschaft“ – zu betonen, hat Reckitt Benckiser eine besondere Verpackung entworfen: mit Babybauch. Zusätzlich soll der Schriftzug auf der Packung beruhigen: „Bei Sodbrennen in der Schwangerschaft“.

Gaviscon Liquid: neue Zusammensetzung

Reckitt Beckiser setzt auch beim neuen Gaviscon® auf die bewährten Wirkstoffe Natriumalginat, Natriumhydrogencarbonat und Calciumcarbonat (10 ml Suspension enthalten 500 mg Natriumalginat, 267 mg Natriumhydrogencarbonat und 160 mg Calciumcarbonat). Allerdings unterscheidet sich die Zusammensetzung von Gaviscon® Liquid dennoch von der Zusammensetzung von Gaviscon® Dual und enthält weniger Calciumcarbonat (160 mg statt 250 mg pro 10 ml Suspension). 

Auch zu Gaviscon® Advance gibt es durch einen geringeren Anteil an Alginat Unterschiede (500 mg statt 1000 mg). Es ist folglich laut Reckitt Benckiser bei „leichtem bis starkem Sodbrennen gut dosierbar“.

Sicher vom ersten bis neunten Monat und in der Stillzeit

Renckitt Benckiser erklärt in einem Factsheet zum neuen Gaviscon in der Schwangerschaft, dass „klinische Studien an über 500 schwangeren Frauen sowie eine große Anzahl an Daten, die nach der Zulassung erfasst wurden, (…) weder auf den Verlauf der Schwangerschaft noch auf die Gesundheit des Fötus/Neugeborenen signifikante Auswirkungen durch die Wirkstoffe“ ergeben haben. Und weiter: „Gaviscon Liquid® kann während der Schwangerschaft angewendet werden“, es sei „sicher vom 1. bis 9. Monat“.

Wie wirkt Gaviscon?

„Nach Einnahme bildet sich unter Reaktion der Suspension mit der Magensäure ein Alginsäure-Gelschaum mit nahezu neutralem pH-Wert. Dieser Schaum schwimmt innerhalb von drei Minuten auf dem Mageninhalt und verhindert wirksam bis zu vier Stunden den gastroösophagealen Reflux“, erklärt der Hersteller. In schweren Fällen könne so anstatt des Mageninhaltes die Schaumschicht selbst in den Ösophagus steigen und dort lindernd wirken. Alginate wirken rein physikalisch und werden nach Angaben des Herstellers nicht in den Blutkreislauf aufgenommen. „Die Medikation hat somit keinen Einfluss auf das Kind im Mutterleib“, so Reckitt Benckiser.

Was empfiehlt Embryotox bei Sodbrennen in der Schwangerschaft?

Embryotox, die Experten für Embryonaltoxikologie der Charité Berlin, empfiehlt bei säurebedingten Beschwerden wie Reflux als Mittel der Wahl – je nach Schwere der Beschwerden – Sucralfat, Ranitidin oder Omeprazol. Liegt eine akute Gastritis vor, heilt diese „oft nach Meiden der exogenen reizenden Noxen und gegebenenfalls passagerer Nahrungskarenz/Diät spontan ab“, schreibt Embryotox. Ist eine medikamentöse Therapie erforderlich, so sind die Antacida Magaldrat oder Sucralfat Mittel der ersten Wahl.

Embryotox sieht derzeit bei aluminiumhaltigen Antacida kein Problem

Zum viel diskutierten Aluminiumproblem erklärt Embryotox: „Obwohl gelegentlich diskutiert wird, dass aus Antacida resorbiertes Aluminium zu funktionellen Störungen im Zentralnervensystem und in den Nieren des Fetus führen könnte, haben sich dafür klinisch bisher keine Hinweise ergeben. Systemische Wirkungen sind aufgrund geringer Resorptionsquoten von Aluminium und Magnesium aus den Antacida nicht zu erwarten.“ 

Zum Vergleich: Bayer formuliert beispielsweise bei Talcid® deutlich vorsichtiger: „Talcid® soll in der Schwangerschaft nur kurzfristig angewendet werden, um eine Aluminiumbelastung des Kindes zu vermeiden. In Tierversuchen führte die Gabe von Aluminiumsalzen zu schädlichen Auswirkungen auf die Nachkommen.“

Bei längerer Therapie: Eventuell Umstellung auf PPI

Ob Ranitidin weiterhin Bestandteil der Embryotox-Empfehlung sein wird, ist fraglich, nachdem auch bei ranitidinhaltigen Arzneimitteln Verunreinigungen mit Nitrosaminen gefunden wurden.

Bei länger dauernder Therapie kann laut Embryotox eine Umstellung auf einen Protonenpumpenhemmer (PPI) erwogen werden. Für Omeprazol ist der Erfahrungsumfang „sehr hoch“, nahezu 6000 Schwangerschaften (der überwiegende Anteil mit Omeprazol, ca. 600 mit Pantoprazol) wurden mittlerweile prospektiv ausgewertet und hätten kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko gezeigt. 

Ebenfalls explizit für die Einnahme in der Schwangerschaft beworben wird Rennie®, das Magnesiumcarbonat und Calciumcarbonat, also auch kein Aluminium, enthält.