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Bornavirus – Infektionsgefahr auch für Menschen

Das klassische Bornavirus (Borna Disease Virus 1, BoDV-1) kennt man schon lange – allerdings nicht als humanpathogenes Virus. Es war als Erreger der Borna’schen Krankheit bei Pferden und Schafen bekannt.
Doch seit 2018 sind sich Forschende sicher: Das Bornavirus kann auch beim Menschen zu einer Infektion führen und eine tödliche Gehirnentzündung auslösen.
Vereinzelte Infektionen mit dem Bornavirus
In Oberbayern hat kürzlich ein Mann die Folgen einer Infektion mit dem Bornavirus nicht überlebt, wie das Landratsamt Pfaffenhofen an der Ilm mitteilte.
Außerdem sei ein weiterer Mann an dem seltenen, aber gefährlichen Virus erkrankt. Dieser werde derzeit behandelt. Laut den Angaben kommen beide Betroffenen aus dem Stadtgebiet von Pfaffenhofen.
Erst im Dezember 2023 ist ein Mann in Mittelfranken an den Folgen einer Bornavirus-Infektion gestorben.
Bornavirus: Natürlicher Wirt erkrankt nicht
Das Bornavirus kommt natürlicherweise in der Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) vor. Infizierte Spitzmäuse zeigen keine Krankheitszeichen. Befällt das Virus jedoch Pferde oder Schafe, erkranken diese schwer. Das Virus befällt in zerstörerischer Weise das zentrale Nervensystem.
Ein ganzer Stall voller Kavalleriepferde erkrankte im Jahr 1894 in der Stadt Borna (in Sachsen). Danach wurde der Erreger benannt.
Gut zu wissen: Spitzmäuse zählen zu den Insektenfressern
Spitzmäuse gehören trotz ihres Namens nicht zu den Nagetieren, sondern zu den Insektenfressern – wie etwa der Maulwurf. Im Gegensatz zu den echten Mäusen haben Spitzmäuse deutlich spitzere Gesichter sowie relativ kleine Augen und Ohren. Feldspitzmäuse sind sehr selten, zudem scheu und nachtaktiv, sodass eine direkte Begegnung mit dem Menschen eher unwahrscheinlich ist.
Von der Garten- und der Hausspitzmaus unterscheidet sich die Feldspitzmaus durch ihr zweifarbiges Fell: oberseits grau-braun, unterseits weiß. Spitzmäuse stehen übrigens unter Artenschutz.
Infektion mit dem Bornavirus durch Kontakt mit Spitzmaus-Ausscheidungen
Nach bisherigen Erkenntnissen infizieren sich Tiere – und vermutlich auch der Mensch – über Speichel, Urin oder Kot der Feldspitzmaus mit dem Bornavirus. Möglicherweise wird das Virus zudem über das Einatmen von kontaminiertem Staub und direkt durch einen Biss der Spitzmaus übertragen.
Die Infektionswege wären damit vergleichbar mit denen des Hantavirus, das vor allem von Rötelmäusen übertragen wird.
Gut zu wissen: Bornavirus-Infektion ist meldepflichtig
Seit dem Jahr 2020 ist eine Bornavirus-Erkrankung meldepflichtig. Seitdem wurden dem bundesweit zuständigen Robert Koch-Institut in Berlin jährlich bis zu sechs Fälle bei Menschen gemeldet, der Großteil davon aus Bayern.
Das Bornavirus kommt in Deutschland in Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie in angrenzenden Teilen benachbarter Bundesländer vor.
Menschen vom Bornavirus selten betroffen
Soweit man bisher weiß, ist eine Übertragung weder vom Pferd auf den Menschen noch von Mensch zu Mensch möglich. Insgesamt scheint das Infektionsrisiko sehr gering zu sein. Doch wenn es zu einer Erkrankung kommt, ist die Folge eine meist tödlich verlaufende Hirnentzündung.
Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) sind folgende Symptome bislang bekannt:
- Anfangsstadium: Kopfschmerzen, Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl
- Weiterer Verlauf: neurologische Symptome, z. B. Verhaltensauffälligkeiten, Sprach- und Gangstörungen
- Fortgeschrittenes Stadium: Koma
Wie kann man sich vor dem Bornavirus schützen?
Nach aktuellem Kenntnisstand kann jeder das persönliche Infektionsrisiko durch einige Verhaltensregeln reduzieren. Sie ähneln denen zum Schutz vor dem Hantavirus:
- Lebende oder tote Spitzmäuse nicht mit bloßen Händen berühren.
- Tote Tiere mit Gummihandschuhen, Mund-/Nasenschutz und Schutzbrille entfernen (in einer Plastiktüte, diese fest verschließen und mit dem Hausmüll entsorgen).
- Tote Spitzmäuse und deren Ausscheidungen zunächst mit Reinigungsmittel besprühen (damit beim anschließenden Entfernen kein virenhaltiger Staub aufwirbelt).
Quellen:
- Friedrich-Loeffler-Institut
- Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit
- Robert Koch-Institut
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg