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Gefürchteten Tropenzecken weiter auf der Spur

Wissenschaftler konnten wichtige neue Erkenntnisse zu eingewanderten Tropenzecken gewinnen. | Bild: Heiko Barth / Adobe Stock

Zugewanderte Hyalomma-Zecken

Auf erste Exemplare der tropischen Hyalomma-Zecke in Deutschland stießen Zeckenforscher bereits 2018. Diese Funde beunruhigten die Experten, denn die großen Jagdzecken sind potentielle Überträger gefährlicher Krankheitserreger. Dazu gehören Viren, die das Hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber und das Arabisch Hämorrhagische Fieber auslösen, sowie Rickettsien-Bakterien, die eine Form des Fleckfiebers verursachen. Daher baten die Parasitologin Professor Dr. Ute Mackenstedt und ihr Team von der Universität Hohenheim im vergangenen Jahr die Bevölkerung um Mithilfe. Verdächtige Zecken sollten eingeschickt werden. Die Resonanz war groß: Über 3.500 Zecken landeten bei den Forschern – und bescherten wichtige Erkenntnisse. 

Gefährliche Tropenkrankheiten bisher nicht eingeschleppt

Nach Untersuchung der zugeschickten Zecken können die Forscher vorläufig entwarnen – zumindest im Hinblick auf die hämorrhagischen Erkrankungen: In keiner der eingesendeten Hyalomma-Zecken fanden sie die gefährlichen Viren. Allerdings trug knapp ein Drittel dieser Tropenzecken Rickettsien in sich. Hyalomma-Zecken befallen bevorzugt große Säugetiere. Daher hatten vor allem Pferdebesitzer solche Zecken eingeschickt. Es ist aber laut Professorin Mackenstedt nicht ausgeschlossen, dass Hyalomma auch den Menschen sticht. Die beiden Arten Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes sind ursprünglich in Afrika, Asien und Südeuropa zu Hause. Sie sind doppelt bis dreimal so groß wie die bei uns heimischen Zecken, haben sichtbar gestreifte Beine und suchen ihre Wirte aktiv auf.

Bis zu dreimal so groß wie ihr europäischer Verwandter, der gemeine Holzbock (Weibchen rechts, Männchen unten) – die tropische Zecke Hyalomma (links) | Bild: Uni Hohenheim/Marco Drehmann

Braune Hundezecke liebt Wohnungen

Auch eine weitere neu eingewanderte Zecke haben die Forscher im Fokus: die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Ihre Heimat ist der Mittelmeerraum, Nordafrika und Teile der Tropen und Subtropen. Sie ist klein, unauffällig und flink. Diese Zecke liebt warmes, trockenes Klima und fühlt sich deshalb in Wohnungen wohl. Ein einzelnes Weibchen kann bis zu 4.000 Eier legen. Ist dann ein Hund in der Nähe, kann diese Zecke schnell zur Plage werden. Gelegentlich sticht sie auch Menschen. Die Braune Hundezecke kann Rickettsien als Krankheitserreger übertragen, die das Mittelmeer-Fleckfieber auslösen. Professorin Mackenstedt tritt aber Berichten entschieden entgegen, wonach ein Wohnungsbefall durch diese Zecke nur durch einen Hausabriss zu beseitigen sei. Im Falle einer Zeckenplage könne man sich zur Beratung an ihr Institut wenden.

Das warme und trockene Klima in Wohnungen ist ideal für die Braune Hundezecke. | Bild: Universität Hohenheim/Katrin Fachet

Zecken-Aufruf läuft weiter

Da es sowohl bei der Braunen Hundezecke als auch zu Hyalomma noch viel Forschungsbedarf gebe, bittet Zeckenspezialistin Mackenstedt die Bevölkerung erneut um Mithilfe. So sollten verdächtige Zecken in kleinen festverschlossenen Behältern gesendet werden an:

Prof. Dr. Ute Mackenstedt
Fachgebiet für Parasitologie
Emil-Wolff-Straße 34
70599 Stuttgart

Vermerk: Zecken

Weitere Informationen gibt es unter: https://zecken.uni-hohenheim.de/.

Deutlich weniger FSME-Erkrankungen

Trotz der neu aufgetauchten tropischen Zecken behalten die Wissenschaftler auch den heimischen Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) im Auge. Sie können dabei mit einer positiven Nachricht aufwarten: Obwohl die Zeckenaktivität in 2019 so hoch wie im Vorjahr war, ging die Zahl der FSME-Erkrankungen deutlich zurück. Während in 2018 ein Rekordhoch von bundesweit 607 gemeldeten Fällen an Frühsommer-Meningoenzephalitis verzeichnet wurde, sank die Zahl in 2019 auf 462 Fälle. Ein starker Rückgang um 115 Fälle fand dabei vor allem in Baden-Württemberg statt. Eine Erklärung dafür haben die Experten noch nicht. Übrigens übertragen – nach aktuellem Kenntnisstand – die neu eingewanderten tropischen Zecken nicht das FSME-Virus. Ebenso fungieren sie nicht als Überträger der Borreliose. Quelle: Universität Hohenheim