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Farmeffekt: Stallstaub gegen Asthma und Allergien

Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, gelten als weniger anfällig für die chronische entzündliche Atemwegserkrankung Asthma bronchiale sowie für verschiedenste Allergien.
Während diese Erkenntnis nicht neu ist, fehlte es bisher an Erklärungen für diesen Effekt. Eine Studie, die am Dr. von Haunerschen Kinderspital am LMU Klinikum München durchgeführt und im vergangenen Oktober im Fachjournal „Allergy“ veröffentlicht wurde, bietet nun Erklärungsansätze.
Neue Studie bestätigt positive Wirkung von Stallstaub
Das Immunsystem von „Landkindern“ lernt durch den Kontakt mit bestimmten Mikroorganismen, nicht übermäßig auf Reize durch harmlose Stoffe zu reagieren.
Um diesen Mechanismus zu erklären, untersuchte ein Forscherteam um Prof. Dr. med. Bianca Schaub, Abteilungsleiterin der Pädiatrischen Allergologie der Kinderklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, wie diese „guten“ Mikroorganismen auf das kindliche Immunsystem wirken.
Die Forscher sammelten Staub aus einem Kuhstall und brachten diesen in gelöster Form in Kontakt mit Immunzellen aus Blutproben von asthmakranken Kindern. Im Inkubator zeigte sich schließlich, dass Entzündungszellen durch den Staub gehemmt und Zellen, die eine gesunde Balance herstellen, stimuliert wurden.
Hygiene-Hypothese erneut bestätigt
Die Studie stellt eine weitere Bestätigung für die mittlerweile anerkannte „Hygiene-Hypothese“ dar. Diese besagt, dass das kindliche Immunsystem im Vorschulalter durch den Kontakt mit bestimmten Mikroorganismen trainiert werden sollte.
So lernt das Immunsystem, angemessen zu reagieren und harmlose Substanzen und körpereigene Strukturen nicht unnötig zu bekämpfen.
Die Hygiene-Hypothese und der antientzündliche Effekt des Stallstaubs waren bereits in früheren epidemiologischen Studien nachgewiesen worden. Die aktuelle Forschung fokussiert sich nun verstärkt auf die Ursachen.
In der neuen Studie stellte sich heraus, dass in Stäuben aus dem Kuhstall Transportproteine, sogenannte Lipokaline, die die Funktion des Immunsystems modulieren, in deutlich erhöhter Konzentration enthalten sind.
Farmeffekt als Therapiemöglichkeit für Asthmatiker und Allergiker
Da in Deutschland rund acht Millionen Menschen von Asthma betroffen sind und Allergien die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter darstellen, hat die Forschung zum Ziel, den sogenannten Farmeffekt auch für „Stadtkinder“ nutzbar zu machen, um eine Erkrankung an Asthma oder Allergien zu vermeiden.
Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Stallstaub auch bereits Erkrankten zugutekommt und deren Anfallshäufigkeit und -intensität verringern kann.
Denkbar wäre in der Zukunft – und nach aufwendiger weiterer Forschung – beispielsweise ein Stallstaub-Nasenspray, das bei Asthma- oder Allergieanfällen verabreicht wird. Quellen:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/all.16347
https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/stallstaub-asthma-vorsorge-100.html
https://dgfi.org/das-geheimnis-des-stallstaubs/
https://www.doccheck.com/search?q=asthma&facetq=content_type:flexikon