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Mycirq® von Hormosan: Neuer Verhütungsring: Ungekühlt und ohne Ringbrüche?

Seit März wird ein neuer Verhütungsring vermarktet. Mycirq® von Hormosan scheint in mehrerer Hinsicht vielversprechend zu sein. | Bild: Andrey Popov / Adobe Stock

Verhütungsringe sind praktisch, je nach „Modell“ haben sie jedoch Vorzüge und Nachteile. Nuvaring® und Circlet® scheinen stabil – MSD muss nur vereinzelt Ringbrüche beklagen –, beide Ringe müssen aber kühl gelagert werden, und es gibt nur Dreierpackungen. Die generischen Ringe sind zwar preisgünstiger, in Sechserpackungen erhältlich und müssen nicht in den Kühlschrank, dafür brechen sie aber gehäuft. Die andauernden Rückrufe bei Ginoring®, Cyclelle®, Setlona® und Veri®-Aristo zeigen: Das Problem ist nicht im Griff, erst jüngst rief Hexal alle Chargen Cyclelle® zurück und auch Exeltis musste wieder Ginoring®-Chargen zurückfordern. Dass die Ringbruch-Rückrufe alle der vier generischen Ringe immer wieder treffen, überrascht nicht, schließlich stammen sie alle aus demselben Werk in Spanien.

Mit Ethinylestradiol und Etonogestrel beladen

Schön wäre es doch, wenn es einen Verhütungsring gäbe, der die jeweiligen Vorteile vereint: Stabilität, ungekühlte Lagerung und Preisgünstigkeit. Mycirq® soll genau dies meistern. Seit März 2020 vermarktet Hormosan seinen intravaginalen Verhütungsring. Wie die Konkurrenz ist auch Mycirq® mit den Hormonen Ethinylestradiol und Etonogestrel beladen und gibt diese Hormone mit einer 24-h-Rate von 0,120 mg Ethinylestradiol und 0,015 mg Etonogestrel ab.

Mit Vaginalring hormonfrei verhüten

Ob Verhütung mit einem intravaginalen Verhütungsring vielleicht auch hormonfrei geht, testet gerade Bayer. Das Unternehmen stellte jüngst seine Forschung an Ovaprene® vor, einem Vaginalring, der frei von Estrogenen und Gestagenen ist. Ovaprene® wäre der erste monatliche Vaginalring, der auch hormonfrei ungewollte Schwangerschaften verhindert.

Mycirq® so stabil wie Nuvaring

Doch zurück zu Mycirq®. Wie will Hormosan dem Problem „Ringbrüche“ vorbeugen? Sorgt sich Hormosan nicht um die Brüchigkeit? Offenbar nicht – und das vielleicht aus gutem Grund. Denn: Hormosan nutzt bei Mycirq® den gleichen Kunststoffring wie auch Hersteller MSD beim Original Nuvaring®. Und Nuvaring® bricht deutlich seltener und ist stabiler als Ginoring® und Co.

Bereits 2019 vermutete die AMK (Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker), dass die Ursache der Ringbrüche etwas mit „der Art der Hormon-Trägermaterialien sowie dem Herstellungsprozess“ zu tun hat. Die AMK hat die Ringbruchrate der einzelnen Verhütungsringe damals analysiert und festgestellt, dass die generischen Ringe 3,5-mal häufiger brechen als Nuvaring®. Das nährt wohl die Hoffnung bei Hormosan, dass auch Mycirq®, wie Nuvaring®, nicht oder kaum bricht.

Trägermaterialien der Verhütungsringe 

  • Nuvaring®, Circlet® und Mycirq®: Poly(ethylen-co-vinylacetat) (72 : 28), Poly(ethylen-co-vinylacetat) (91 : 9), Magnesiumstearat (Ph.Eur)
  • Ginoring®, Cyclelle®, Setlona® und Veri®-Aristo: Poly(ethylen-co-vinylacetat) (72 : 28), 28 % Vinylacetat; Polyurethan

Mycirq®: In Stress-Untersuchungen keine Probleme mit Ringbrüchen

Hormosan erklärt auf Nachfrage von PTAheute zur Häufigkeit der Ringbrüche von Mycirq®: „Da das Produkt erst neu eingeführt wird, gibt es keine aktuellen Daten dazu. In Stress-Untersuchungen sind keine Probleme mit Ringbrüchen aufgetreten. Wir gehen daher davon aus, dass die Bruchhäufigkeit der des Originalproduktes (Anmerkung der Redaktion: Nuvaring®) entspricht.“ Produzieren lässt Hormosan Mycirq® in Belgien.

Mycirq® muss nicht in den Kühlschrank

Hormosan betont bei Mycirq® den Vorteil, dass der neue Verhütungsring ungekühlt gelagert werden kann, das schafft Nuvaring® nicht. Nuvaring® muss vor Abgabe in der Apotheke bei 2 °C bis 8 °C im Kühlschrank und darf anschließend für maximal vier Monate nicht über 30 °C gelagert werden. Trotz gleicher Polymerzusammensetzung wie Nuvaring® muss Mycirq® aber nicht in den Kühlschrank. Warum ist das so? Es liegt Hormosan zufolge wohl schlicht daran, dass Hormosan diese ungekühlte Lagerung untersucht hat und entsprechende Daten vorlegen kann, MSD angeblich aber nicht: Man habe mit Mycirq® Stabilitätsuntersuchungen durchgeführt, die Bestandteil und Voraussetzung der Zulassung sind. Diese habe der Nuvaring®-Hersteller MSD nicht gemacht, erklärt Hormosan gegenüber PTAheute.

Auch in puncto Preis interessant

Auch bei den laut Lauer-Taxe (Stand: 1. März 2020) gelisteten Arzneimittelpreisen könnte Mycirq® punkten, denn er ist derzeit der günstigste Verhütungsring. Eine 6er-Packung Mycirq® kostet 62,95 Euro, während Cyclelle®, Setlona® und Veri-Aristo® bei 65,01 Euro liegen. Ginoring® kostet aktuell 67,96 Euro, Nuvaring® und Circlet® gibt es nur als 3er-Packungen zu je 48,31 Euro und 40,04 Euro.