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Warum Katzen wild auf Katzenminze sind

Katze riecht an Katzenminze
Katzen reiben sich an Katzenminze, da diese eine insektenabwehrende Wirkung hat. | Bild: Lilli / Adobe Stock 

Katzenhalter erstaunt es immer wieder aufs Neue: Soeben hat der Stubentiger noch gemütlich vor sich hingedöst. Doch wenn er den Duft von Katzenminze in die Nase bekommt, gebärdet er sich plötzlich wie toll. 

Im Handel gibt es deshalb allerlei Katzenspielzeug, das mit dem Kraut der Katzenminze gefüllt ist. Es löst bei den meisten Katzen einen ausgelassenen Spieltrieb aus. Auch eine Katzenminze-Staude im Garten vermag die Vierbeiner stark zu erregen. Sie wälzen sich dann wild im Beet und reiben intensiv ihr Fell an der Minze. 

Übrigens reagiert nicht nur die Hauskatze auf Katzenminze, sondern auch einige Raubkatzen wie Amurleopard, Jaguar und Europäischer Luchs.

Katzenminze mit berauschendem Duft

Schon länger ist bekannt, dass für dieses euphorische Verhalten der Duftstoff Nepetalacton verantwortlich ist. Es handelt sich bei dieser Substanz um ein flüchtiges Iridoid. Dieses ist ein Hauptbestandteil des ätherischen Öls der Katzenminze (Nepeta cataria). 

Früher wurde vermutet, dass Nepetalacton bei den Katzen pheromonartig wirkt und einen aphrodisierenden Effekt auslöst. Doch ein japanisches Forscherteam hat einen anderen Zusammenhang aufgedeckt.

Wirkung auf Opioidrezeptoren

Die Wissenschaftler führten neurophysiologische Untersuchungen durch. Dafür verwendeten sie ein dem Nepetalacton ganz ähnliches Iridoid – das Nepetalactol. Es kommt in den Blättern des Japanischen Strahlengriffel (= Silberwein, Matatabi, Actinidia polygama) vor und wirkt ebenso berauschend auf Katzen. 

In den Untersuchungen zeigte sich, dass Nepetalactol über die Neuronen des Riechsystems der Katze bewirkt, dass vermehrt Endorphine ins Plasma ausgeschüttet werden. Diese Endorphine aktivieren Opioidrezeptoren, wodurch bei der Katze der rauschartige Zustand ausgelöst wird. 

Das tatsächlich die Opioidrezeptoren im Mittelpunkt stehen, ließ sich beweisen: Das euphorische Verhalten der Katze wurde unterdrückt, wenn Naloxon – ein Hemmstoff der Opioidrezeptoren – verabreicht wurde.

Duftstoffe hält Stechmücken fern

Doch warum reiben sich die Katzen so euphorisch an der Katzenminze bzw. am Silberwein, wo doch die berauschende Wirkung schon über den Geruchssinn erreicht wird? 

Um dies zu ergründen, konzentrierten sich die Forschenden auf eine weitere Eigenschaft der Duftstoffe: ihre insektenabwehrende Wirkung. Die Pflanze hält sich damit Fressfeinde vom Leib. Die Hypothese lautete, dass Nepetalactol der Katze als Repellent dienen könnte. Durch das Reiben an den Pflanzen parfümiert sich die Katze sozusagen mit dem Abwehrstoff. 

Die Wissenschaftler stellten tatsächlich fest, dass Moskitos – im Experiment Asiatische Tigermücken (Aedes albopictus) – daraufhin ferngehalten wurden. Die Katzen waren also vor Moskitostichen geschützt. Das Forscherteam erwartet, dass sich die Pflanzenduftstoffe auch in Form von Repellents für den menschlichen Gebrauch nutzen lassen.

Katzenminze: lange Tradition als Heilpflanze

Die Katzenminze hat schon seit langem auch für den Menschen Bedeutung. Sie ist eine alte Heilpflanze. In der mittelalterlichen Klostermedizin spielte sie eine wichtige Rolle. Das Katzenminzenkraut wurde unter anderem zur Herstellung von Wundheilmitteln und beruhigenden Tees genutzt. 

Heute wird Nepetae catariae herba nur noch selten volksmedizinisch verwendet, zum Beispiel zur Beruhigung, bei Verdauungsstörungen, zur Linderung von Zahnschmerzen und zur Erleichterung der Menstruation. Quellen: Science Advances, 20 Jan 2021 (DOI: 10.1126/sciadv.abd9135); Van Wyk/Wink/Wink: Handbuch der Arzneipflanzen, WVG 2015; H.-D. Stoffler: Kräuter aus dem Klostergarten, Thorbecke 2005