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Welthändehygienetag – Umdenken bei der Handhygiene: Desinfektionsmittel als Alternative zur Seife?

Keine Frage, um sich vor Keimen, Bakterien und Viren zu schützen, ist gründliches Händewaschen wichtig. Dies kann jedoch zu Handekzemen führen. Desinfizieren ist für die Haut verträglicher als Händewaschen mit Seife. | Bild: IMAGO / Panthermedia

Um sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen, waschen sich die meisten Leute mittlerweile überdurchschnittlich oft die Hände. Auf Mitarbeiter in Apotheken und auch auf anderes Personal in Gesundheitsberufen trifft das wohl besonders zu. Bei Menschen mit empfindlicher und zu Allergien neigender Haut führt häufiges Händewaschen jedoch vermehrt zu Handekzemen. Bei dieser Hauterkrankung trocknet die Haut an den Händen stark aus und es kommt zu Rötungen, Juckreiz und schmerzhaften Entzündungen. 

Saubere Hände ganz wichtig

Viele Infektionskrankheiten wie Erkältungen, Influenza, ansteckende Magen-Darm-Erkrankungen oder auch Infektionen mit SARS-CoV-2 werden unter anderem durch die Hände übertragen. Saubere Hände stellen daher eine einfache und sinnvolle Maßnahme dar, sich und andere vor einer Ansteckung zu schützen. Gründliches Händewaschen reduziert die Anzahl an Erregern auf den Händen deutlich. Damit sinkt das Risiko, dass Keime über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper gelangen können. Die Temperatur des Wassers hat im Übrigen keinen Einfluss auf diese Reduktion der Keime, es kann daher eine individuell angenehme Wassertemperatur gewählt werden. Folgende Regeln sollten jedoch für richtiges Händewaschen beachtet werden:  

  • Die Hände werden unter fließendem Wasser nass gemacht und dann rundum eingeseift, dabei dürfen Handrücken, Daumen und Fingerspitzen nicht vergessen werden.
  • Gründliches Händewaschen dauert mindestens 20 Sekunden.
  • Nach dem Einseifen werden die Hände unter fließendem Wasser gründlich abgespült.
  • Das Abtrocknen der Hände gehört zum wirksamen Händewaschen dazu, denn in feuchter Umgebung können sich Keime besser vermehren. In öffentlichen Sanitärräumen sollten dazu bevorzugt saubere Einmaltücher verwendet werden.

Gut zu wissen: Der Welthändehygienetag

Einmal jährlich findet am 5. Mai der Welthändehygienetag statt. Der Aktionstag wurde vor Jahren durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen, um auf die Bedeutung der richtigen Handhygiene aufmerksam zu machen. Übrigens: Das Datum wurde von der WHO natürlich nicht zufällig gewählt, der 5.5. steht dabei für die fünf Finger jeder Hand. 

Häufiges Händewaschen belastet die Haut

Häufiges und gründliches Händewaschen mit Seife ist allerdings für die Haut sehr belastend. Gesunde Haut verfügt über einen Säureschutzmantel, der sich aus einer Wasser- und einer Fettphase zusammensetzt und daher auch als Hydrolipidfilm bezeichnet wird. Dieser Hydrolipidfilm schützt die Haut vor dem Austrocknen sowie äußeren Einflüssen und verhindert zudem das Wachstum der meisten Bakterien. Die alkalisch reagierenden Seifen zerstören nun diesen Film. Zwar stellen sich nach dem Waschen mit Seife die ursprünglichen pH-Verhältnisse von pH 5,4 bis 5,9 schnell wieder ein, trotzdem wird dieser Hydrolipidfilm durch häufiges Händewaschen geschwächt und die Haut durch den häufigen Wasserkontakt aufgeweicht. Die Verwendung pH-hautneutraler Flüssigseifen ist für die Haut zwar besser verträglich, auf Dauer kann aber ein Aufquellen der Haut und ein Verlust an Hautfetten sowie Feuchthaltefaktoren nicht verhindert werden. Infolgedessen trocknet die Haut an den Händen aus und es bildet sich unter Umständen ein Handekzem. 

Händedesinfektion verträglicher für die Haut

Die meisten Dermatologen sind sich mittlerweile einig, Desinfizieren ist für die Haut verträglicher als Händewaschen mit Seife. Der in den Desinfektionsmitteln enthaltene Alkohol, meist 2-Propanol oder Ethanol, löst zwar ebenfalls Fette aus der Haut, diese werden jedoch nicht wie beim Händewaschen abgespült, sondern können beim Einmassieren des flüssigen Desinfektionsmittels wieder in die Haut zurückgelangen. Händedesinfektionsmittel enthalten häufig auch pflegende Substanzen wie Glycerol. Diese können die natürliche Schutzfunktion der Haut unterstützen. Alkoholische Desinfektionsmittel sind zudem auch bezüglich ihrer Wirksamkeit gegen Viren dem Waschen mit Seife überlegen, aus diesem Grund werden sie auch im Klinikalltag eingesetzt.

Mittlerweile genug Desinfektionsmittel vorhanden

Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde häufiges Händewaschen mit Seife zwar für die Allgemeinbevölkerung empfohlen, das lag aber sicherlich auch daran, dass es anfangs nicht genug Desinfektionsmittel gab. Mittlerweile hat sich der Markt entspannt und gerade für unterwegs sind Desinfektionsmittel daher eine gute Alternative zum Händewaschen.

Bei der Verwendung eines Händedesinfektionsmittels ist die Einwirkzeit zu beachten. Die Hände müssen die ganze Zeit ausreichend feucht gehalten werden. Um das Präparat auf der gesamten Oberfläche der Hände verteilen zu können, sind dazu mindestens 3 ml Flüssigkeit nötig. Dies entspricht zwei bis drei Hüben aus einem Dosierspender.

Hautpflege nicht vergessen

Ob nach dem Händewaschen oder bei der Verwendung von Desinfektionsmitteln, regelmäßige Pflege ist wichtig, um die Regeneration der Hautbarriere zu unterstützen. Die Hautpflege vermindert dabei nicht die antiseptische Wirkung des Desinfektionsmittels. Regelmäßiges Händeeincremen ist die effektivste Maßnahme, um trockener Haut vorzubeugen. Tagsüber können dazu O/W-Zubereitungen wie Cremes oder Lotionen verwendet werden. Diese werden von den meisten Anwendern als angenehm empfunden, da sie schnell in die Haut einziehen und keinen Ölfilm auf der Haut hinterlassen. Wirksamer zur Hautpflege sind aber reichhaltigere W/O-Cremes. Diese werden idealerweise am Abend vor dem Schlafengehen aufgetragen. Sollte sich der gerötete, schuppige Hautzustand trotz guter Pflege innerhalb von 1 bis 2 Wochen nicht bessern, ist ein Besuch beim Hautarzt empfehlenswert.