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Der besondere Rückblick: Der „Wasserdoktor“

An Tuberkulose erkrankt, nahm Sebastian Kneipp regelmäßig eiskalte Wasserbäder – und wurde wieder gesund. Noch heute wird seine darauf basierende Gesundheitslehre angewandt. | Bild: piaxabay / GuidoLavore

Lebensbedrohliche Erkrankung

Ruhm und Erfolg waren dem Sohn eines armen bayerischen Hauswebers keineswegs in die Wiege gelegt. Dennoch konnte der am 17. Mai 1821 geborene Sebastian Kneipp seinen Lebenstraum, Pfarrer zu werden, verwirklichen. Das verdankte er einem entfernten Verwandten, der ihm Latein beibrachte. Dadurch konnte Kneipp das Gymnasium besuchen und anschließend Theologie studieren. Doch während dieser Zeit kam es zu einem schweren gesundheitlichen Einbruch, der Kneipps weiteren Weg bestimmen sollte: Er erkrankte an Tuberkulose. 

Eiskalte Wasserkur

Die Krankheit machte dem Studenten zunehmend zu schaffen. Ärzte konnten ihm nicht helfen. Schließlich wagte Kneipp einen Selbstversuch, angeregt durch ein zufällig entdecktes Buch über die Heilkraft von frischem Wasser: Er nahm wiederholt kurze Bäder in der eiskalten Donau. Und tatsächlich besserte sich sein Gesundheitszustand. Die Tuberkulose heilte aus. Nach diesem Schlüsselerlebnis am eigenen Leib beschäftigte sich Kneipp neben seinem Priesterberuf fortan intensiv mit der Wirkung von Wasserkuren. Er fing an, auch bei Patienten unterschiedlichste Leiden mit Wasser zu behandeln – und hatte Erfolg. Mit der Zeit wurde er dadurch weithin bekannt und viele Menschen suchten den „Wasserdoktor“ auf. Allerdings brachte er damit die etablierten Ärzte gegen sich auf. Mehrmals wurde er der Kurpfuscherei angeklagt und kam vor Gericht.

Ganzheitliches Gesundheitskonzept

In Bad Wörishofen, wohin er 1855 versetzt wurde, erarbeitete Kneipp schließlich sein ganzheitliches, naturheilkundliches Gesundheitskonzept. Es wurde im Laufe der Zeit weiterentwickelt und basiert heute auf fünf Säulen: Wasser, Bewegung, Lebensordnung, Ernährung und Heilpflanzen.

Fünf Säulen 

Wasser soll durch thermische, chemische, mechanische und hydroelektrische Reize den Organismus zu positiven Regulationen anregen. Die Abwehrkräfte und das vegetative Nervensystem werden gestärkt. Dazu wendet man Wassertreten, Waschungen und Güsse an.  

Bewegung dient dazu, den Körper zu stärken und in Balance zu bringen. Das erhöht Lebenslust, Fitness und Gelassenheit. Aus heutiger Sicht eignen sich vor allem Ausgleichssportarten wie Wandern, Radfahren, Joggen, Schwimmen etc. 

Lebensordnung bezeichnet unter moderner Sichtweise, eine körperliche und seelische Ausgeglichenheit zu erreichen oder zu erhalten. Dazu ist es zum Beispiel wichtig, das richtige Maß zwischen Anforderungen und Erholung zu finden, etwa durch Stressabbau mit Hilfe von Entspannungsmethoden.  

Bei der Ernährung propagierte Kneipp einfaches, nahrhaftes und maßvolles Essen. Im heutigen Sinne ist darunter eine natürliche und bedarfsgerechte Vollwertkost und das Meiden denaturierter Lebensmittel zu verstehen.  

Bei der Verwendung von Heilpflanzen stützte sich Kneipp auf traditionelles Wissen aus der Klostermedizin, das er weiterentwickelte. Er bereitete vorrangig aus heimischen Kräutern Tees, Tinkturen, Salben und Badezusätze. Die präventive Anwendung stand für ihn im Vordergrund.

Kneipp-Jubiläumsjahr 2021

Im Jahr 1897 starb Sebastian Kneipp im Alter von 76 Jahren. Sein Therapiekonzept hat auch heute noch Bestand. Seit 2015 gehört es sogar zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. In Deutschland gibt es derzeit über 600 Kneipp-Vereine mit insgesamt rund 160.000 Mitgliedern. Anlässlich des 200. Geburtstags des „Wasserdoktors“ macht der Kneipp-Bund in diesem Jahr mit zahlreichen Aktionen auf die Kneippsche Lehre aufmerksam (www.kneipp2021.de). Quellen: Kneipp-Bund e.V.; Kneipp GmbH; Deutsche UNESCO-Kommission