Aktuelles

In der Apotheke werden PTA mit den unterschiedlichsten Themen konfrontiert. Lesen Sie hier die tagesaktuellen News aus den Bereichen Pharmazie, Forschung, Ernährung, Gesundheit und vielem mehr. Bleiben Sie informiert, um Ihre Kunden stets kompetent zu beraten.

3 min merken gemerkt Artikel drucken

Hyaluronspritze bei Arthrose: Mehr Schaden als Nutzen?

Arzt spritzt Frau ins Knie
Hyaluronspritzen sind eine Behandlungsmethode bei Arthrose, bei der Hyaluronsäure in das Gelenk injiziert wird, um Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern. | Bild: Andrii / AdobeStock

Laut einer aktuellen Bewertung des Medizinischen Dienstes Bund (MD) für den IGeL-Monitor überwiegt der Schaden von Hyaluronspritzen gegen Knie- oder Hüftgelenksarthrose den Nutzen bei Weitem.  

Zu diesem Ergebnis kommt das wissenschaftliche Team des MD nach Auswertung 30 „methodisch überzeugender“ Studien mit knapp 1.000 Patienten, die an Arthrose in den entsprechenden Gelenken leiden.

Gut zu wissen: Was ist der IGeL-Monitor?

IGeL – individuelle Gesundheitsleistungen – sind ärztliche, zahnärztliche und psychotherapeutische Leistungen, die Patienten grundsätzlich selbst bezahlen müssen, weil sie nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherungen gehören.

Der IGeL-Monitor klärt online über den Schaden und Nutzen individueller Gesundheitsleistungen auf. Des Weiteren informiert er generell über den IGeL-Markt und gibt Tipps im Umgang mit den einzelnen Leistungen.

Ergebnis der Untersuchung: Erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen

Während sich bei der Kniearthrose noch ein geringer, aber laut MD klinisch unbedeutender Vorteil erkennen ließ, fanden die Autoren bei der Hüfte überhaupt keinen Unterschied gegenüber einer Scheinbehandlung.

Das Risiko für Nebenwirkungen wie Gelenkentzündungen, Herzbeschwerden, Schwellungen oder Schmerzen im Gelenk sei jedoch erhöht.  

Da auch die meisten anderen bisher geprüften IGeL mit „negativ“ oder „unklar“ bewertet wurden, zeigt sich der MD-Vorstandsvorsitzende Stefan Gronemeyer ernüchtert: „Viele Selbstzahlerleistungen schaden mehr, als sie nützen. Uns besorgt, dass Patientinnen und Patienten in den Praxen oftmals nicht ausreichend über Risiken aufgeklärt werden.“

Unter dem Schlagwort „Fakten statt Werbung im Wartezimmer“ fordert er deshalb, dass Praxen künftig erstens unabhängige wissenschaftsbasierte Informationen regelhaft anbieten und zweitens IGeL nicht am gleichen Tag – also ohne Bedenkzeit – angeboten und erbracht werden dürfen.

Hyaluronspritzen: Orthopädenverband kritisiert die Negativbewertung 

Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) wehrt sich in einer Stellungnahme gegen diese Bewertung: Die aktuelle S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie zeige keinen Unterschied in der Häufigkeit von Nebenwirkungen nach intraartikulärer Injektion von Hyaluronsäure im Vergleich zu Placebo.

In der Leitlinie heiße es zwar, es könne „aufgrund der widersprüchlichen Evidenz keine Empfehlung“ gegeben werden, aber auch bei vielen konservativen, erstattungspflichtigen Therapien seien die Studien zu heterogen für eine fundierte Empfehlung, oder die Empfehlung falle sogar negativ aus.  

Außerdem gebe die aktuelle Leitlinie der Osteoarthritis Research Society International eine (bedingte) Empfehlung für die Injektion von Hyaluronsäure und nenne sie gegenüber der Injektion von Glucocorticoiden als die zu bevorzugende Alternative.

Laut BVOU hätten Mediziner schlichtweg zu wenige Behandlungsoptionen für ihre Patienten, wenn ausschließlich Therapien mit uneingeschränkter Empfehlung zur Wahl stünden. Quellen:
- www.aerzteblatt.de/news/igel-monitor-hyaluronsaurespritzen-bei-arthrose-schaden-mehr-als-sie-nutzen-0f7c048a-3b8f-4f4e-aa8a-631d0073e03d
- www.igel-monitor.de/presse/pressemitteilungen/2025-08-19-igel-monitor-bewertet-hyaluronsaeure-injektionen-bei-knie-und-hueftgelenksarthrose-mit-negativ.html
- www.deutsche-medizinerauskunft.de/index.php?id=630
- www.bvou.net
 

Zur Erinnerung: Was ist der Medizinische Dienst Bund?

Der Medizinische Dienst Bund ist eine medizinische und pflegefachliche Expertenorganisation in der Trägerschaft der 15 Medizinischen Dienste in den Ländern.  

Er stellt die Begutachtung und Beratung nach bundesweit einheitlichen Kriterien sicher und vertritt die Interessen der Medizinischen Dienste auf Bundesebene.