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Neuer Suchtbericht: Konsum von Alkohol und Tabak weiterhin hoch

Glas Bier und Aschenbecher stehen auf Tisch
Alkohol und Tabak werden in Deutschland weiterhin auf hohem Niveau konsumiert. | Bild: andrea / AdobeStock 

In Deutschland seien einer Studie zufolge mehrere Millionen Menschen suchtkrank und Tausende sterben jedes Jahr an den Folgen von Alkoholkonsum und Tabak. Wie die Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in ihrem jüngst veröffentlichten „Jahrbuch Sucht 2025“ berichtet, sei von rund 99.000 Todesfällen im Jahr durch Rauchen und etwa 47.500 Toten durch Alkoholkonsum auszugehen.

Ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland konsumiert zu viel Alkohol 

„Deutschland hat ein Alkoholproblem“, sagt der Suchtforscher Jakob Manthey. Es sei anzunehmen, dass mehr als ein Fünftel der Bevölkerung Alkohol in riskantem bis suchtkrankem Ausmaß zu sich nehme. 

Bei etwa neun Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 64 Jahren liege dabei Missbrauch oder Abhängigkeit von Alkohol vor. Die große Altersgruppe ab 65 Jahren aufwärts sei noch gar nicht eingerechnet, auch die Jüngeren unter 18 nicht. 

Alkohol – eine riskante Alltagsdroge

Bereits geringe Mengen Alkohol können krank machen, warnen Experten. Alkoholverzicht könne Frauen ein Plus an Lebenszeit von mindestens 16 Jahren einbringen, bei Männern seien es mindestens zehn Jahre.

Eine Alkoholabhängigkeit entsteht meist unbemerkt und schleichend. Für die meisten Menschen gehört ein Gläschen Wein beim Essen oder ein Bier am Feierabend zum Alltag. 

Doch in belastenden Situationen wird Alkohol häufig als vermeintlicher Stresslöser genutzt. Erhöhter Konsum kann dann schnell zur Gewohnheit werden.

Viele Alkoholkonsumenten wissen nicht, dass schon niedrige Trinkmengen mit Erkrankungsrisiken verbunden sind. So können zahlreiche Erkrankungen – darunter bestimmte Krebsarten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Leberzirrhose – durch regelmäßiges bzw. chronisches Trinken entstehen. 

Doch sogar die Risiken von sehr hohem Alkoholkonsum werden unterschätzt. Das zeigen die jährlich mehr als 100.000 Fälle von akuter Alkoholvergiftung in Deutschland.

Hohem Alkoholkonsum vorbeugen und Hilfsangebote annehmen

Der Alkoholprävention kommt daher große Bedeutung zu. Darauf macht auch die DHS aufmerksam und fordert mehr strukturelle politische Maßnahmen. Wichtig sei nach Meinung der DHS-Experten ein Anheben der Alkoholpreise, eine Einschränkung der aktuellen 24/7-Verfügbarkeit und die Regulierung von Alkoholwerbung. Strukturelle Prävention sei nachweislich wirksam und verringere auch die Kosten des Konsums für die Gesamtgesellschaft.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weist in diesem Zusammenhang auf ihr Informationsportal www.kenn-dein-limit.de hin. Außerdem bietet die BZgA eine Serviceplattform für kommunale Präventionsarbeit. Hier können sich Akteure, die vor Ort Alkoholpräventionsprojekte durchführen möchten, Unterstützung holen. 

Auf ihre Einrichtungen für die ambulante und stationäre Suchthilfe macht die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) aufmerksam. Zu Suchtproblemen jeglicher Art finden hier Betroffene wie auch Fachleute Hilfe.

Tabak: Weniger Fertigzigaretten, mehr E-Zigaretten und Tabakerhitzer

Laut dem Bericht der DHS haben mehr als 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vergangenes Jahr geraucht. Bei Jugendlichen unter 18 Jahren ist dieser Anteil deutlich geringer, bei jungen Erwachsenen etwas geringer. Über die gesamte Bevölkerung gerechnet, kletterte der Pro-Kopf-Konsum 2024 laut Statistik-Bundesamt auf 784 Fertigzigaretten.

Dabei seien herkömmliche Zigaretten eher „old school“ für junge Leute, beobachtet die Geschäftsführerin der DHS, Christina Rummel. „Was uns Sorgen macht, sind verwandte Nikotinprodukte wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer.“ Auch wenn diese 2024 „nur“ von zusammen 3,2 Prozent der Personen ab einem Alter von 14 Jahren genutzt wurden.

Warnung vor illegalen Drogen

Etwa acht Millionen Mensch in Deutschland sind laut DHS suchtkrank. Zum Bereich illegaler Drogen heißt es im „Jahrbuch 2025“ unter anderem: „Vielerorts wird in Städten und Kommunen derzeit beobachtet, dass Crack und stark wirksame synthetische Opioide wie Fentanyl in den örtlichen Drogenszenen auftauchen.“ Fentanyl wirkt um ein Vielfaches stärker als Heroin.

„Sucht- und Drogenthemen müssen auf einer gesundheitspolitischen Dringlichkeitsskala ganz oben stehen“, verlangt die DHS. Die neue Bundesregierung sei aufgefordert, die enormen Herausforderungen energisch anzugehen. Der Koalitionsvertrag von Union und SPD sei „angesichts der Dramatik des Problems definitiv ausbaufähig“, meint Rummel.  

Experte Manthey schaut beim Thema Alkohol mit einigem Optimismus auf die Jugend: „Hoffnung habe ich mit Blick auf die jetzige junge Generation, die deutlich weniger trinkt als die Älteren. Da könnte sich ein gesellschaftlicher Wandel ergeben.“