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GSK veröffentlicht Studie aus Deutschland: Umgang mit OTC-Arznei­mitteln oft fehlerhaft

Selten achten Patienten auf die Haltbarkeit ihres OTC-Arzneimittels. | Bild: weyo / AdobeStock

GSK Consumer Healthcare möchte Verbraucher über den richtigen und verantwortungsvollen Umgang mit rezeptfreien Arzneimitteln informieren und hat dazu am vergangenen Montag die Kampagne „Bewusst richtig handeln.“ gestartet. Sie umfasst Service-Inhalte in den Themenbereichen Dosierung, Aufbewahrung, Anwendung und Entsorgung. Im Rahmen der Kampagne veröffentlicht GSK nun auch die Ergebnisse einer in Deutschland durchgeführten, repräsentativen Studie zum Umgang mit rezeptfreien Arzneimitteln. Die Studienmacher wollten vor allem wissen, wie die Befragten ihre Medikamente nutzen, dosieren, aufbewahren und entsorgen. 

Dosierungsangaben auf dem Beipackzettel beachten

Laut Studie nutzt jeder achte Deutsche (12,3 Prozent) täglich OTC-Präparate. Aber: Nur sechs von zehn der Befragten (60,3 Prozent) halten sich hierzulande immer an die exakte Dosierung laut Packungsbeilage. 27,2 Prozent tun dies nur manchmal, fast jeder Zehnte (9,9 Prozent) kaum, und 2 Prozent halten sich sogar nie an die Dosierungsanleitung. Bei der Dosierung ihnen noch unbekannter OTC-Medikamente halten sich die Befragten zuallererst an die Packungsbeilage (51 Prozent). 44,2 Prozent suchen Rat in der Apotheke. Bei bereits bekannten Medikamenten verlassen sich 47,8 Prozent der Befragten vor allem auf ihre vorherige Erfahrung.

Sicher und wirksam nur im angegebenen Dosierungsbereich

Prof. Dr. med. Justus Benrath, Leiter der Schmerz-Ambulanz am Universitätsklinikum Mannheim, sagt: „An die Vorgaben aus dem Beipackzettel sollte man sich unbedingt halten. Sie beruhen auf sorgfältig durchgeführten Studien der Hersteller. Daraus ergibt sich ein Dosierungsbereich, in dem das Medikament sicher und wirksam ist. Die maximale Tagesdosis eines OTC-Medikaments sollte auf gar keinen Fall ohne Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin überschritten werden.“ 

Verfallsdatum prüfen!

Außerdem ergab die Untersuchung, dass 28,5 Prozent der 18- bis 34-jährigen Befragten selten oder nie das Verfallsdatum ihrer OTCs prüfen. Menschen über 55 sind hierbei demnach gewissenhafter: Nur 19,5 Prozent achten selten oder gar nicht auf die Haltbarkeit.

Arzneimittel kindersicher aufbewahren

Bei der Lagerung der Arzneimittel kam zutage, dass immerhin 37,4 Prozent der Befragten mit Kindern ihre Medikamente nicht kindersicher aufbewahren, sondern beispielsweise in einem einfach zugänglichen Schrank, einer Schublade oder einer Box. Vor allem die falsche Aufbewahrung von Medikamenten kann dabei schwerwiegende Folgen haben. „Medikamente, ganz gleich welcher Art und Weise, müssen vor dem Zugriff von Menschen, die keinen Zugriff haben sollten, sicher geschützt werden“, so Justus Benrath.

Medikamente richtig entsorgen

28 Prozent der Befragten entsorgen außerdem ihre Medikamente zumindest teilweise falsch, indem sie diese zum Beispiel in die gelbe Tonne werfen oder in der Toilette herunterspülen. Bei Jüngeren zwischen 18 und 34 sind es sogar über 55 Prozent, die falsch entsorgen. Gesundheitsexperte Benrath erklärt: „Die Entsorgung von Medikamenten ist in den meisten Fällen ganz einfach: Sie gehören in den Restmüll. Spülen Sie Medikamente niemals in der Toilette oder im Waschbecken herunter.“ Agnes Magdalena Hug, Medical Director GSK Consumer Healthcare DACH, ergänzt: „Ist man sich dennoch unsicher, kann man auch auf der Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte unter bfarm.de/arzneimittelentsorgung nachsehen oder in der Apotheke nachfragen, wie man seine Arzneimittel richtig entsorgt“.

Gut zu wissen: Belastet Diclofenac die Umwelt?

Ausgerechnet eines der meistverkauften apothekenpflichtigen Arzneimittel des Herstellers, Voltaren® beziehungsweise der enthaltene Wirkstoff Diclofenac, steht allerdings in Verdacht, die Umwelt zu belasten. Bereits in geringen Dosierungen schädigt es Nieren und Leber bestimmter Fisch- und Vogelarten. 1990 starben in Indien und Pakistan massenhaft Graugeier, die mit Diclofenac behandelte und verstorbene Kühe gefressen hatten. Seitdem untersucht das Bundesumweltamt Böden auf den Wirkstoff. Das Amt schätzt, dass bei Konzentrationen von weniger als 0,01 µg/l keine Effekte für Ökosysteme zu erwarten sind. Diese festgelegte Konzentration wurde zuletzt in drei Viertel aller vom Bundesamt untersuchen Stellen überschritten. Wie die Zeitschrift „Geo“ berichtete, wiesen in diesem Jahr Vogelschützer erstmals nach, dass auch ein Geier auf europäischem Boden durch eine Diclofenac-Vergiftung verendete. 

Hände nach Topika-Anwendung nicht waschen!

Der Voltaren®-Hersteller fand in der Befragung weiterhin heraus, dass die Hälfte der Deutschen falsch mit ihrem Produkt umgehen. „50,8 Prozent der Deutschen [trage] Cremes und Gels mit den Händen auf und waschen diese anschließend. Das ist allerdings die falsche Vorgehensweise“, erklärt Agnes M. Hug. Denn so gelangen Arzneimittelrückstände in die Umwelt. Besser sei, die Hände mit einem Papiertuch zu reinigen und dieses anschließend im Hausmüll zu entsorgen. So gehen laut Studie allerdings nur 10,9 Prozent vor.

Gut zu wissen: Beratung für mehr Umweltschutz

Das pharmazeutische Personal kann im Apothekenalltag in Sachen umweltschonender Arzneimitteleinsatz tätig werden:

  • Nach Möglichkeit nichtmedikamentöse Maßnahmen empfehlen.
  • Maßnahmen zur Gesundheitsprävention empfehlen, um Arzneimittelgebrauch zu reduzieren.
  • Bei notwendiger medikamentöser Therapie kleinste Packungseinheit anbieten.
  • Nach Möglichkeit auf umweltverträglichere Wirkstoffe ausweichen.
  • Jeden Patienten über sachgerechte Anwendung und Entsorgung aufklären.
  • In Fort- und Weiterbildung Auszubildende, Studenten, Ärzte und Kollegen über Umweltrisiken von Arzneimitteln und korrekte Entsorgung aufklären.