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Blick auf ein Do-it-yourself-Grundrezept: Zahnpasta einfach selbst gemacht?

Um Verpackungsmüll und Transportwege einzusparen, probieren immer mehr Menschen Kosmetikprodukte selbst herzustellen. Auch Zahnpasta liegt dabei hoch im Kurs. | Bild: Nataliia Karabin / AdobeStock

Als PTA kennt man sich mit der Herstellung von Zubereitungen wie Cremes und Gelen bestens aus. Warum also nicht einmal Zubereitungen für den häuslichen Gebrauch selbst herstellen? Wer weiß, welche Funktionen die einzelnen Bestandteile erfüllen, tut sich bei der Zubereitung leichter und kann ein für sich passendes und umweltfreundliches Produkt selbst herstellen. Wir haben uns deshalb die Zusammensetzung einer Do-it-yourself(DIY)-Zahnpasta für Sie einmal genauer angeschaut.

Kokosöl verleiht die Konsistenz

Kokosöl oder Kokosfett wird aus der Frucht der Kokospalme (Cocos nucifera) gewonnen. Sie ist der Konsistenzgeber für die selbstgemachte Zahnpasta und verflüssigt sich ab etwa 28 Grad Celsius. Im Sommer ist es daher ratsam, die Zahnpasta nicht zu warm zu lagern. Kokosöl hat im Mundraum einen angenehm kühlenden Effekt. Darüber hinaus werden dem Öl verschiedene gesundheitsfördernde Eigenschaften sowie antibakterielle und antivirale Effekte zugesprochen.

Natron: Neutralisation und Abrasion

Natriumhydrogencarbonat ist das Natriumsalz der Kohlensäure. Es liegt als weißes, kristallines Pulver vor und kann Säuren, die den Zahnschmelz angreifen, neutralisieren. Dabei wird das Gas Kohlenstoffdioxid freigesetzt, wodurch beim Zähneputzen ein schäumender Effekt entsteht. Es wirkt zudem als Schleifstoff (Abrasionsstoff) und hellt die Zähne leicht auf.

Zahnbeläge entfernen mit Schlämmkreide

Calciumcarbonat – umgangssprachlich auch Schlämmkreide genannt – kommt in der Natur unter anderem in Kalkstein, Kreide, Schneckenhäusern, Muschel- und Eierschalen sowie Perlen vor. Es ist ein feines, weißes Pulver, das in der Zahncreme wie Natron als Säureregulator und sanfter Abrasionsstoff zur Entfernung von Zahnbelägen eingesetzt wird.

Ratanhia-Tinktur bei Zahnfleischentzündungen

Ratanhia-Tinktur wird aus der Ratanhiawurzel (Krameria triandra) hergestellt und findet sich relativ häufig in pflanzlichen Mundwässern wieder. Durch die enthaltenen Gerbstoffe soll die Tinktur antimikrobiell und adstringierend wirken. Somit eignet sich ihr Zusatz besonders bei Zahnfleischentzündung oder kleineren Zahnfleischblutungen.

Myrrhentinktur gegen Mundgeruch

Auch Myrrhentinktur, die aus dem Gummiharz des Myrrhenbaumes (Commiphora molmol) gewonnen wird, findet man häufiger in Zahnpflegeprodukten. Sie soll schmerzlindernd wirken und bietet sich daher besonders bei schmerzempfindlichen Zähnen bzw. Zahnfleisch an. Zudem hat sie antibakterielle und adstringierende Eigenschaften und kann bei Mundgeruch helfen.

Zu weißeren Zähnen dank Aktivkohle

Aktivkohle (Carbo medicinalis) ist ein schwarzes, feinkörniges Adsorbens, das Giftstoffe und Bakterien an sich binden kann. Seine raue und poröse Oberfläche schleift Farbpartikel auf der Zahnoberfläche ab und lässt den Zahn somit weißer erscheinen. Doch Vorsicht: Um den Zahnschmelz nicht zu beschädigen, sollte Aktivkohle nur ab und zu (nicht jeden Tag) verwendet werden.

Süß dank Xylit

Xylit ist das Stereoisomer des Zuckeralkohols Pentanpentol. Da es ursprünglich aus Buchenholzspänen isoliert wurde, ist es auch unter dem Namen Birkenzucker bekannt. Xylit süßt die Zahnpasta und wirkt gleichzeitig kariostatisch sowie antikariogen.

Grundrezept für eine Zahnpasta

  • 50 g natives Kokosöl/Kokosfett
  • 20 g Natron (Natriumhydrogencarbonat)
  • 5 g Xylit
  • 10–20 Tropfen ätherische Öle (z. B. Pfefferminze, Eukalyptus, Fenchel, Melisse, Zitrone, Salbei oder Zimt – je nach eigenem Geschmack auch gerne mischen. Hinweis: für homöopathieverträgliche Zahnpasten, kein Pfefferminzöl verwenden)
  • optional 5 g Schlämmkreide (Calciumcarbonat) oder Aktivkohle (z. B. zwei Tabletten Kohle-Compretten)
  • optional 2 ml Ratanhia- oder Myrrhentinktur, wenn kein Natron, sondern nur Schlämmkreide verwendet wird (kann sonst bereits bei der Zubereitung der Zahncreme aufschäumen)

So geht’s – Zubereitung in fünf Schritten

Wie auch in der Rezeptur gilt es bei der DIY-Herstellung zu Hause auf hygienische Bedingungen zu achten. Deshalb sollten alle verwendeten Geräte sowie die Arbeitsfläche sauber und gereinigt sein. Ebenso sollten die Hände vorab gründlich gewaschen werden. Liegen alle Geräte und Zutaten bereit, kann die Herstellung beginnen: 

  1. Das als Basis verwendete Kokosöl ist bei Raumtemperatur fest und muss daher vor der Herstellung auf dem Wasserbad geschmolzen werden. Dafür genügen bereits niedrige Temperaturen von 30–35 Grad Celsius.
  2. Währenddessen können die Feststoffe abgewogen werden. Um dem Zahnschmelz nicht zu schaden, müssen die eingesetzten Feststoffe sehr fein gemahlen vorliegen. Bei Bedarf sollten sie deshalb nach dem Abwiegen noch einmal in einer Reibschale zerkleinert werden.
  3. Nach dem Verreiben werden die Feststoffe homogenisiert und unter das geschmolzene Kokosöl gemischt.
  4. Sobald die Zubereitung homogen und etwas abgekühlt ist, können die flüssigen und ätherischen Bestandteile eingearbeitet werden.
  5. Abschließend kann die fertige Zahnpasta mittels Tubenfüller in eine passende Tube gegeben werden. Am besten funktioniert dies, solange die Zubereitung noch nicht komplett ausgekühlt und damit weich ist.

Unterschiede zu Industrieprodukten

Im Vergleich zu herkömmlichen Zahnpflegeprodukten schäumt die selbstgemachte Zubereitung weniger. Zudem verleiht das eingesetzte Natron der Zahncreme einen etwas salzigen Geschmack. Wer dies als störend empfindet, kann das enthaltene Natron durch Schlämmkreide ersetzen.

Da die selbstgemachte Zahnpasta kein Fluorid enthält, bietet sich auch die abwechselnde Anwendung mit herkömmlichen Produkten an: So könnte in diesem Fall z. B. morgens die selbstgemachte Zahnpasta und abends die fluoridhaltige Zahnpasta aus der Apotheke verwendet werden.