Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Was ist eigentlich ein Augeninfarkt?

Fußballstar Franz Beckenbauer ist nach einem Augeninfarkt auf dem rechten Auge fast blind. | Bild: IMAGO / Sven Simon

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar wird ohne Franz Beckenbauer (77) stattfinden. Wie er gegenüber dem Magazin „Bunte“ sagte, fiebere er mit dem Team von Bundestrainer Hansi Flick mit, werde aber nicht nach Katar reisen. Beckenbauer, der 1974 als Spieler und 1990 als Trainer mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister wurde, sprach auch über seine gesundheitlichen Probleme: „Ich hatte auf einem Auge einen sogenannten Augeninfarkt. Rechts sehe ich leider nichts mehr.“

Der Augeninfarkt, auch als Sehsturz bezeichnet, ist zwar ein seltenes Ereignis. Weniger als 1 von 100.000 Menschen erleiden ihn. Dennoch sollten auch Laien die Symptome kennen, denn es handelt sich um einen medizinischen Notfall, bei dem schnell gehandelt werden muss.

Unvermittelte starke Sehverschlechterung

Innerhalb von Sekunden kann es beim Augeninfarkt zur Sehverschlechterung kommen. Der Betroffene sieht dann auf einem Auge unscharf, hat ein eingeschränktes Gesichtsfeld oder nimmt Schatten wahr. Die Symptome bilden sich nicht wieder zurück. Ohne Behandlung droht ein schwerer und dauerhafter Sehverlust im betroffenen Auge.

Akuter Verschluss von Netzhautarterien

Auslöser für ein solches Ereignis ist wie beim Herzinfarkt oder Schlaganfall der Verschluss von Blutgefäßen in der Netzhaut. Ein Blutgerinnsel oder arteriosklerotische Gefäßwandveränderungen – zum Beispiel infolge von Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck oder Diabetes – sind häufig die Ursache für den Gefäßverschluss. Es kommt dann zum Untergang von Netzhautgewebe. Kann der Sehnerv nicht mehr versorgt werden, stirbt sein neuronales Gewebe ab. Dies wird auch als anteriore ischämische Optikusneuropathie bezeichnet. Schlimmstenfalls erblindet der Patient.

Ein Notfall

Wie im Falle von Herzinfarkt oder Schlaganfall sollten auch Patienten mit abrupt einsetzenden Sehstörungen schnellstmöglich in die nächste Augenklinik oder zentrale Notaufnahme kommen. Je früher ein Augeninfarkt behandelt wird, umso größer sind die Chancen, das Augenlicht zu erhalten.

Therapie: Durchblutung verbessern

Zur Behandlung des Augeninfarkts existiert kein einheitliches Therapieschema. Ziel ist es, die Durchblutung des Auges zu verbessern. Zum Einsatz kommen unter anderem Antikoagulanzien, Massagen des Augapfels oder auch operative Eingriffe. In einigen Fällen steckt hinter einem Augeninfarkt eine systemische arterielle Gefäßentzündung – die sogenannte Riesenzellarteriitis. Dann werden Glucocorticoide eingesetzt. Eine neue Studie untersucht nun, ob mittels Lysetherapie Blutgerinnsel in den Retinaarterien aufgelöst werden können. Wie bei der Schlaganfallbehandlung kommt hierbei innerhalb eines Zeitfensters von 4,5 Stunden nach Symptombeginn das Fibrinolytikum Alteplase zum Einsatz. An der Studie mit dem Namen REVISION beteiligen sich bundesweit aktuell 22 Kliniken. Quellen: Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH); www.revision-trial.de; AOK-Bundesverband 

Augeninfarkt in Kürze:

  • Akuter Verschluss von Netzhautgefäßen. Führt zum Untergang von Retina- oder Sehnervengewebe.
  • Ursache sind meist Blutgerinnsel oder Arteriosklerose in den Netzhautarterien.
  • Symptome sind plötzlich auftretende starke Sehstörungen im betroffenen Auge; unbehandelt kommt es zu dauerhafter Sehverschlechterung oder einseitiger Erblindung.
  • Augenärztlicher Notfall, umgehende Klinikaufnahme erforderlich.
  • Behandlung u. a. mit Antikoagulanzien und Augenmassage; Erprobung der Fibrinolyse.