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Leseprobe PTAheute 23/2021: Hormone: Wenn alles verrücktspielt 

Bild: Jené Stephaniuk / unsplash.com

Pulsatilla: Viele Effekte auf den Hormonhaushalt

Das Konstitutionsmittel Pulsatilla zeichnet sich aufgrund seines gut geprüften homöopathischen Arzneimittelbildes durch umfassende Effekte auf den Hormonhaushalt der Frau aus. Pulsatilla sollte daher sowohl bei Beschwerden des prämenstruellen Syndroms (PMS) als auch der Dysmenorrhö oder Hypo- beziehungsweise Amenorrhö an vorderster Stelle genannt werden. 

„Windblume“ bei unregelmäßigem Verlauf

Charakteristisch für das Arzneimittelbild von Pulsatilla – übrigens auch als „Wetterhahn“ oder „Windblume“ bezeichnet – sind unregelmäßiges Eintreten und Verlaufen der Periode, mal zu früh, mal zu spät, mal zu stark, mal zu schwach, mal schmerzhaft, mal schmerzfrei. Pulsatilla kann bereits jungen Mädchen zu Beginn ihrer Monatsblutungen helfen, wenn diese noch unregelmäßig verlaufen und mit ersten Beschwerden verbunden sind. 

Häufig tritt bei den jungen Pulsatilla-Frauen die erste Regel sehr spät ein, sie ist schwach ausgeprägt und zeigt die bereits erwähnte Wechselhaftigkeit. Krämpfe vor und während der Regel, Amenorrhö, Hypomenorrhö oder Dysmenorrhö passen genauso zum Arzneimittelbild wie Scheidenausfluss in den Entwicklungsjahren und bei jungen Mädchen, Unfruchtbarkeit, Schwangerschaftsbeschwerden, Wehenschwäche, Krampfwehen sowie klimakterische Beschwerden. 

Auch bei hormonell bedingter Akne 

Auch die hormonell bedingte Akne in der Pubertät, während und nach der Regelblutung und vor und in den Wechseljahren kann durch eine Behandlung mit Pulsatilla gelindert werden. 

Pulsatilla-Typ zeigt weinerliche Gemütslage

Neben den charakteristisch ausgeprägten hormonellen Störungen sollte die seelische Verfassung des Pulsatilla-Typs, Leitsymptome und Modalitäten – was verschlimmert und was verbessert Beschwerden und Gesamtsituation – hervorgehoben werden, da diese Aspekte bei der Auswahl homöopathischer Konstitutionsmittel grundsätzlich zu berücksichtigen sind. 

Charakteristisch sind eine weinerliche Gemütslage, ängstliche und depressive Züge, aber vor allem starke Stimmungsschwankungen und ein auffälliger Wechsel des emotionalen Verhaltens. Der Arzneityp gilt als harmoniebedürftig, ist dankbar für Zuspruch und Trost, bricht schnell in Tränen aus und ist von der Sympathie anderer abhängig. 

Trotz dieses sanften, nachgiebigen, mitunter labilen Wesens kann der Pulsatilla-Frauentyp aber auch zickig, eifersüchtig, mürrisch und unzufrieden reagieren, insbesondere wenn er seinen Willen nicht bekommt. 

Frieren als Leitsymptom

Zu den Leitsymptomen gehören die Unverträglichkeit von Wärme und Hitzewallungen trotz ständigen Frierens. Es besteht ein ausgeprägtes Verlangen nach frischer Luft, sodass Bewegung im Freien und in kühler Umgebung zur Besserung der Beschwerden und der Gesamtlage führt. 

Eine der wichtigsten Modalitäten ist die Verschlimmerung sowohl körperlicher als auch seelischer Beschwerden vor und während der Regel. 

Bei PMS, Regelstörungen und Zyklusschwankungen

Dies macht das homöopathische Mittel so wertvoll: in der Behandlung des prämenstruellen Syndroms mit seinen Symptomen vor allem in der zweiten Zyklushälfte aufgrund des hormonellen Ungleichgewichtes, aber auch generell bei allen Formen von Regelstörungen und Zyklusschwankungen, verknüpft mit dem charakteristischen seelischen Gemütszustand.

Das Wichtigste in Kürze

  • Homöopathische Einzel- und Komplexmittel, anthroposophische Mittel oder Schüßler-Salze können gegen die Beschwerden von PMS, Dysmenorrhö oder Endometriose eingesetzt werden.
  • Die Naturheilmittel wirken schmerzlindernd und entkrampfend.
  • Auch auf die durch Hormonstörungen oft negativ beeinflusste seelische Verfassung können naturheilkundliche Mittel regulierend und lindernd wirken.

Alpenveilchen bei verfrühter Regelblutung

Neben Pulsatilla hat sich das verwandte Cyclamen (Alpenveilchen) bewährt. Es wird aufgrund seiner Affinität zu den weiblichen Geschlechtsorganen mit einer zu früh einsetzenden Regelblutung, die sehr stark und klumpig sein kann, und schmerzhaft geschwollenen Brüsten bei hormonellen Störungen empfohlen.

Typisch sind heftige Migräneanfälle mit Schmerzen im Schläfen- und Stirnbereich, Schwindel, Übelkeit und Sehstörungen in Zusammenhang mit der Regelblutung. Auch Regelstörungen der Entwicklungsjahre gehören zum Arzneimittelbild von Cyclamen.

Cyclamen: Weinerliche Gemütslage und Besserung bei Wärme

Wie bei Pulsatilla bestehen bei den Frauen eine Verschlechterung durch die Regel, eine weinerliche Gemütslage und eine Besserung durch Bewegung; allerdings bessert im Gegensatz zu Pulsatilla Wärme das Befinden und die Symptomatik. 

Traubensilberkerze: Mittel für das weibliche Geschlecht

Auch Cimicifuga (Traubensilberkerze) sollte als homöopathisches Mittel für das weibliche Geschlecht erwähnt werden. Alle körperlichen und seelischen Störungen des Cimicifuga-Typs stehen im Zusammenhang mit dem Genitalbereich der Frau. 

Zu den Leitsymptomen gehören Verschlimmerung der Unterleibsschmerzen vor und während der Regel, die in Rücken und Hüfte ausstrahlen, häufiger Wechsel der Beschwerden, Kälteempfindlichkeit und Neigung zu depressiver, ängstlicher Stimmung. Je stärker die Blutung, desto stärker der Schmerz. 

Cimicifuga besonders bei Wechseljahresbeschwerden

Cimicifuga wird bei Dysmenorrhö, Oligomenorrhö, Menorrhagie, Ausfluss, aber auch bei Krampfwehen, atonischen Nachblutungen und endokriner Mager- oder Fettsucht eingesetzt. Letztere erklären sich aus der Hypophysenwirkung von Cimicifuga. 

Im Vergleich zu Pulsatilla stehen bei Cimicifuga zusätzlich deutlich mehr Wechseljahresbeschwerden im Arzneimittelbild, bei denen es neben einer Dys-, Hypo- und Oligomenorrhö auch zu klimakterisch bedingten Gelenkerkrankungen, Schlaflosigkeit, Herzneurosen, Depressionen oder Migräne kommen kann.

Wie erkläre ich es meinem Kunden?

  • „Die von Ihnen beschriebenen Menstruationsbeschwerden, insbesondere auch Ihre seelische Verfassung, passen sehr gut zu dem homöopathischen Konstitutionsmittel Pulsatilla. Nehmen Sie bitte über mindestens zwei Zyklen hinweg zweimal täglich Pulsatilla D12.“ 
  • „Sie leiden unter krampfartigen Regelschmerzen und Stim-mungsschwankungen mit extremer Reizbarkeit? Ich empfehle Ihnen das homöopathische Mittel Cimicifuga D12, zweimal täglich fünf Globuli.“ 
  • „Bei Ihnen wurde eine Endometriose diagnostiziert? Die Naturheilkunde bietet Ihnen die beiden Mittel Colocynthis und Chamomilla gegen Ihre Beschwerden. Bitte sprechen Sie aber die homöopathische Behandlung mit Ihrem Arzt ab.“

In der Regel Chamomilla 

Chamomilla passt insbesondere zu gereizten Frauen mit PMS-Beschwerden. Aufgrund der überaus großen Schmerzempfindlichkeit sind Chamomilla-Typen generell ungeduldig, verärgert, streitsüchtig und unleidlich.

Es kommt vor und während der Regelblutung zu heftigen, kolikartigen Schmerzen in der Gebärmutter und dann zum Abgang von dunklem, geronnenem Blut. Die Beschwerden können mit einem aufgetriebenen Bauch und einem lokalen Taubheitsgefühl kombiniert sein. Abends und nachts sowie durch jede Art von Aufregung sind die Schmerzen stärker, während warme Auflagen die Beschwerden bessern. 

Colocynthis bei Koliken und Krämpfen

Colocynthis gehört zu den wichtigsten homöopathischen Mitteln für Koliken und Krämpfe. Obwohl es in erster Linie bei Darm-, Nieren- oder Harnleiterkoliken Anwendung findet, hat es sich auch bei starken krampfartigen Unterleibsschmerzen, meistens bereits vor Eintritt der Regelblutung, bewährt.

 Die Schmerzen werden als quälend, schneidend und neuralgisch wahrgenommen – „Gefühl des Zusammenschnürens wie mit eisernen Klammern“ – und sind von Übelkeit und Brechreiz begleitet. 

Bewegung sowie jede Art von Zorn und Ärger verschlimmern die Symptomatik. Gelindert werden die Schmerzen durch Zusammenkrümmen, Wärme und Druck, nach Stuhlgang oder Abgang von Blähungen. 

Chamomilla und Colocynthis auch bei Endometriose

Beide homöopathischen Mittel können zudem bei Endometriose eingesetzt werden, bei der sich Teile der Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Uterus ansiedeln und unter dem Einfluss des Zyklus äußerst schmerzhafte Blutungen mit Ausstrahlen der Schmerzen in Rücken und Bauch auftreten. 

Magnesium phosphoricum: Bei blitzartigen Schmerzen

Auch bei Magnesium phosphoricum werden scharfe, stechende, kolikartige und intermittierende Unterleibsschmerzen aufgeführt. Die Schmerzen können blitzartig kommen und gehen. Wie bei Colocynthis bessern Zusammenkrümmen und Wärme die Beschwerden. 

Typischerweise tritt die Regelblutung etwa eine Woche zu früh ein, die äußeren Genitalien können schmerzen und anschwellen. Sobald die Blutung beginnt – meist mit dunklem, fadenziehendem Blut –, lassen die Schmerzen nach.

Hilfreiche Kombination 

Unter den homöopathischen Komplexmitteln haben sich zum Beispiel Dysmenorrhoe-Gastreu S R75 oder Pascoefemin bewährt – jeweils Kombinationen verschiedener homöopathischer Einzelmittel, die in den weiblichen Hormonhaushalt regulierend eingreifen und bei Störungen der Regelblutung eingesetzt werden können. 

Unter den anthroposophisch wirkenden Komplexmitteln können Nicotiana comp. Globuli velati von Wala – das schmerzlindernd und lösend bei Unterleibskrämpfen wirkt – und Menodoron Tropfen von Weleda zur Regulierung des rhythmischen Zusammenspiels in der Gebärmutter mit zyklusstabilisierender Wirkung empfohlen werden.

Generell entkrampfend und schmerzlindernd, so auch bei Unterleibsschmerzen vor und während der Regelblutung, wirken auch Spascupreel von Heel oder das Schüßler-Salz Nr. 7 – Magnesium phosphoricum D6 – am besten als heiße Sieben eingenommen.