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HIV-Test für Zuhause: Das sollten PTA wissen

Seit heute gibt es HIV-Selbsttests auch in der Apotheke. | Bild: HBK / Adobe Stock

In Deutschland lebten 2018 nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 12.700 Menschen ohne ihr Wissen mit HIV. Die Zahl der Menschen, die unwissentlich das Virus in sich tragen, ist inzwischen auf 9.500 gesunken – unter anderem dank verbesserter Testangebote. 

Insgesamt sind etwa 91.000 Menschen mit dem Erreger der Immunschwächekrankheit Aids infiziert. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen ist im Jahr 2020 in Deutschland deutlich zurückgegangen: von 2.300 im Jahr 2019 auf 2.000.  Auch wenn ein Teil des Rückgangs der Infektionen mit Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen zu tun haben dürfte, sei der Rückgang der Neuinfektionen ein Erfolg. 

Die HIV-Prophylaxe PrEP habe dazu ebenso beigetragen wie Testangebote, die zu frühen Diagnosen und Behandlungen von HIV-Infektionen führen, teilte die Deutschen Aidshilfe (DAH) mit.

Zur Erinnerung: HIV und Aids

Das sexuell und durch Blutkontakt übertragbare humane Immundefizienz-Virus wird oft zu spät bemerkt. Die Grippesymptome einige Tage bis Wochen nach der Ansteckung sind unspezifisch, der weitere Krankheitsverlauf über Monate bis Jahre oft unauffällig. 

Erst mit irreversibler Schädigung des Immunsystems bis zum Ausbruch von AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) zeigt sich die Erkrankung. In vielen Fällen ist dieser Zeitpunkt der Diagnose für ein beschwerdefreies Leben trotz HIV-Infektion dann deutlich zu spät.

Betroffene kämpfen gegen Immunschwäche und Co-Infektionen leider oftmals erfolglos. Aus diesem Grund ist ein frühzeitiger HIV-Test enorm wichtig, denn eine früh erkannte HIV-Infektion lässt sich heutzutage mit Medikamenten eindämmen, viele Patienten können dadurch ein relativ normales Leben führen.

HIV-Selbsttest: Für wen, wann und warum?

HIV-Tests werden in Deutschland durch Arztpraxen, Gesundheitsämter oder Beratungsstellen der Deutschen AIDS-Hilfe angeboten. Zudem gibt es seit 2018 HIV-Selbsttests, die in Apotheken und Drogerien erworben werden können. 

Die freie Verfügbarkeit von HIV-Selbsttests sollte die Hemmschwelle zur Durchführung eines Tests senken und so mehr Menschen eine frühe Diagnose und damit eine Behandlung ermöglichen. 

Prinzipiell bringt ein solcher Test natürlich Klarheit und Gewissheit für jeden Menschen. Es kann sich also jeder untersuchen lassen bzw. in Zukunft auch selbst testen. Das gilt vor allem für jeden, der Grund zur Annahme hat, einem Risiko bezüglich einer HIV-Infektion ausgesetzt gewesen zu sein. 

Es gibt außerdem Risikogruppen von Personen, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion erhöht und somit regelmäßiges Testen umso ratsamer ist. Dazu zählen unter anderem Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), Menschen jeder sexuellen Orientierung, deren Geschlechtspartner häufig wechseln, und Personen, die sich Drogen injizieren.

Das Wichtigste für die Beratung bei HIV-Selbsttests

HIV-Selbsttests lassen sich – wie der Name schon sagt – einfach selbst durchführen, zum Beispiel zu Hause. Dabei wird etwas Blut aus der Fingerkuppe abgenommen und in eine Testapparatur gegeben. Der HIV-Selbsttest zeigt das Ergebnis nach ungefähr einer Viertelstunde an. 

Ob in Labors, von z. B. Gesundheitsämtern, Blutspende-Einrichtungen mittels PCR oder ELISA-Verfahren, oder ob zu Hause als Selbsttest, das Grundprinzip bleibt gleich: Gesucht wird nach HIV-Antikörpern des Typs 1 und 2. Diese bildet das körpereigene Immunsystem als Antwort auf die eingedrungenen Viren. Wichtig zu beachten ist, dass das nicht über Nacht geschieht. Es dauert einige Wochen bis eine Immunantwort durch Tests sichtbar gemacht werden kann. 

Während bei professionellen Analyseverfahren zwei bis sechs Wochen nach der Ansteckung auf Antikörper getestet werden kann, müssen bei den Heimtests mindestens drei Monate zwischen Infektion und Test vergehen. Nur so wird das Risiko eines falsch negativen Ergebnisses minimiert. 

Nach dieser sogenannten dreimonatigen diagnostischen Lücke gelten die Tests als zuverlässig. Diese relativ lange Zeit bedeutet aber, dass sich Selbsttests für Kunden, die aufgrund eines konkreten Vorfalls (z. B. am Vortag) verängstigt und beunruhigt sind, nicht eignen. Hier ist der Verweis auf die persönliche, telefonische oder gar anonyme Beratung der Deutschen AIDS-Hilfe angeraten. 

Die HIV-Selbsttests im Überblick

Die Deutsche Aids-Hilfe empfiehlt nur Tests zu verwenden, die das CE-Prüfzeichen der Europäischen Union haben, für die Anwendung durch Laien konzipiert und in Europa zugelassen sind. Darüber hinaus sollte ein guter HIV-Selbsttest annähernd 100% sensitiv sein. Das bedeutet, dass er bei richtiger Anwendung keine HIV-Infektion „übersieht“. Dazu gehören der „Autotest VIH“, „INSTI“, "Simplitude ByMe" und der „Exacto“-Selbsttest.

Auch wenn keine Apothekenpflicht besteht, sind in der Lauer-Taxe HIV-Selbsttests gelistet. Ratiopharm vertreibt seinen Test sogar apothekenexklusiv. Wir haben uns die gelisteten Tests einmal genauer angesehen. 

 autotest® VIH ratiopharmExacto® HIV-SelbsttestSIMPLITUDE ByMe HIV-Selbsttest Blut
Pharmazentralnummer (PZN)139651991432359216517113
Preis 
(lt. Lauer-Taxe Stand 01.12.2021)
34,95 Euro27,95 Euro29,95 Euro
Anwendung
  • Durchführung dauert circa 5 Minuten
  • Testergebnis nach 15 Minuten ablesbar;
  • sollte spätestens nach 20 Minuten abgelesen werden
  • Sensitivität 100%
  • Durchführung dauert circa 5 Minuten
  • Testergebnis ist nach 10 Minuten ablesbar;
  • sollte spätestens nach 20 Minuten abgelesen werden
  • Sensitivität 100%
  • Durchführung dauert circa 5 Minuten
  • Testergebnis ist nach 15 Minuten ablesbar;
  • sollte spätestens nach 20 Minuten abgelesen werden
  • Sensitivität 100%
Beratungshinweise
  • Testständer muss auf einer ebenen Fläche stehen
  • Teströhrchen senkrecht halten
  • muss kräftig mit drei Klicks in den Testständer gedrückt werden
  • darf nicht bei Kindern unter 18 Monaten angewendet werden (Kinder unter 18 Monaten haben noch mütterliche Antikörper, die den Test verfälschen können)
  • Blut wird mit Kapillare aufgenommen und in Testfeld gegeben
  • Verdünnungslösung wird in extra Testfeld gegeben (zwei Tropfen)
  • Blutentnahmeröhrchen muss vollständig
    gefüllt sein
  • vier Tropfen müssen in das Testfeld gegeben werden
  • es darf kein Blut ins Testfeld gelangen (Einstichstelle vorher mit Pflaster versorgen)
Gebrauchsanweisung zum DownloadDownloadDownloadDownload

Für den Fall, dass der Kunde ein psychologisches Anliegen während der Erklärung des Tests hat oder sogar erschüttert über ein positives Testergebnis berichtet, sollte die Apotheke natürlich wie immer ein vertrauensvoller erster Ansprechpartner sein. 

Für weiterführende Betreuung steht die Deutsche AIDS-Hilfe zur Verfügung. Speziell geschulte Berater können auf verschiedenen Kommunikationswegen zu unterschiedlichsten Schwerpunkten rund um das Thema HIV/AIDS befragt werden und bieten Unterstützung. Auch der Gang zum Arzt bleibt bei einem positiven Testergebnis natürlich nicht aus, denn schnelles Handeln kann Leben retten.

Zur Erinnerung: Was ist eine Präexpositionsprophylaxe?

PrEP (auch HIV-PrEP) ist die Abkürzung für „Präexpositionsprophylaxe“ und bedeutet so viel wie „Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt“. Bei dieser Schutzmethode nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen. 

Eingesetzt werden hierfür die beiden Virostatika Tenofovir und Emtricitabin. Diese gehören zu den Reverse-Transkriptase-Inhibitoren, genauer gesagt zu den NtRTIs, und hemmen die Vermehrung der viralen Partikel im Organismus. 

Nach der Einnahme gelangen die Wirkstoffe unter anderem in die Zellen der Schleimhäute (zum Beispiel im Darm oder in der Vagina), die bei Geschlechtsverkehr mit Körperflüssigkeiten oder Schleimhäuten des Partners oder der Partnerin in Kontakt kommen. Wenn HIV dann in diese Zellen eindringt, können sich die Viren nicht vermehren. Eine HIV-Infektion wird verhindert. 

Dazu muss jedoch eine ausreichende Menge der Wirkstoffe im Blut und in den Schleimhäuten vorhanden sein. Wird das Medikament abgesetzt, verschwinden die Wirkstoffe im Körper und somit auch die Schutzwirkung.

Informationsangebot von Bundesgesundheitsministerium und Paul-Ehrlich-Institut

Auf einer Informationsseite des Paul-Ehrlich-Instituts finden Betroffene und Interessierte  Hilfestellung bei der Produktauswahl, aber auch Antworten auf wichtige Fragen, etwa wie es nach einem positiven Ergebnis weitergeht, sowie Hinweise zu Beratungsmöglichkeiten.