Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

HIV-Prophylaxe: Mehr Menschen nutzen PrEP

Blaue Tabletten kullern aus einer weißen Dose heraus
Die Nachfrage an PrEP-Arzneimitteln nimmt immer weiter zu. | Bild: IMAGO / Dreamstime

Immer mehr Männer nutzen die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) gegen HIV. So verzeichnete das Robert Koch-Institut (RKI) für das Jahr 2023 einen Anstieg bei der Nutzung der HIV-Präexpositionsprophylaxe – das ergab die Auswertung der nationalen PrEP-Surveillance des RKI, die das Institut jüngst veröffentlichte.

Zur Erinnerung: Was ist eine Präexpositionsprophylaxe?

PrEP (auch HIV-PrEP) ist die Abkürzung für „Präexpositionsprophylaxe“ und bedeutet so viel wie „Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt“. Bei dieser Schutzmethode nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.  

Eingesetzt werden hierfür die beiden Virostatika Tenofovir und Emtricitabin. Diese gehören zu den Reverse-Transkriptase-Inhibitoren, genauer gesagt zu den NtRTIs, und hemmen die Vermehrung der viralen Partikel im Organismus.  

Nach der Einnahme gelangen die Wirkstoffe unter anderem in die Zellen der Schleimhäute (z. B. im Darm oder in der Vagina), die bei Geschlechtsverkehr mit Körperflüssigkeiten oder Schleimhäuten des Partners in Kontakt kommen. Wenn HIV dann in diese Zellen eindringt, können sich die Viren nicht vermehren. Eine HIV-Infektion wird verhindert.  

Dazu muss jedoch eine ausreichende Menge der Wirkstoffe im Blut und in den Schleimhäuten vorhanden sein. Wird das Medikament abgesetzt, verschwinden die Wirkstoffe im Körper und somit auch die Schutzwirkung.

Gesetzlich Krankenversicherte mit einem substanziellen HIV-Risiko haben seit September 2019 einen Anspruch auf PrEP. Das RKI wurde vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) beauftragt, die Anwendung von PrEP zu evaluieren – hinsichtlich Anzahl an Nutzern, Versorgungslage, aber auch in Bezug auf die Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen bei HIV und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen.

Seitdem die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für PrEP übernehmen, hat sich die Nachfrage nahezu verdoppelt: Während 2019 noch etwa 19.000 Nutzer erfasst wurden, hatte sich die Zahl im Jahr 2022 bereits auf 32.000 erhöht. Das hatte der zuständige Projektleiter der PrEP-Surveillance des RKI erklärt. Demnach nutzen PrEP nahezu ausschließlich homo- und bisexuelle Männer (98 Prozent, Stand: November 2023).

Lieferengpässe bei Arzneimitteln zur PrEP halten weiter an

Trotz der deutlichen langfristigen Zunahme sind die Nutzerzahlen seit Dezember 2023 leicht rückläufig, was laut RKI wahrscheinlich auf die anhaltenden Lieferengpässe der Wirkstoffe Tenofovirdisoproxil und Emtricitabin zurückzuführen ist. Die Wirkstoffe werden sowohl für die PrEP als auch bei der Behandlung von HIV eingesetzt.

Bereits im vergangenen Jahr zeichneten sich Engpässe bei der Lieferung der PrEP-Wirkstoffe Tenofovirdisoproxil und Emtricitabin ab. Im Dezember 2023 hatte sich die Deutsche Aidshilfe an die zuständigen Stellen des Bundes gewandt, weil viele Apotheken die Mittel nicht mehr nachbestellen konnten. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte für beide Wirkstoffe bereits seit Oktober 2023 einen Engpass verzeichnet.

Am 1. Februar hatte das BMG offiziell einen Versorgungsmangel bei den PrEP-Wirkstoffen festgestellt. In der Folge waren zusätzliche Lieferungen der Hersteller Ratiopharm und Heumann in Aussicht gestellt worden. 

Eine Behebung der Lieferprobleme sollte ab dem 19. Februar erreicht werden. Jedoch meldet das BfArM bereits seit dem 5. März erneute Lieferengpässe für Arzneimittel mit den Wirkstoffen Tenofovirdisoproxilmaleat und Emtricitabin.

Für den 28. März kündigte das RKI an, einen ausführlicheren Bericht zur PrEP-Nutzung zu veröffentlichen.