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Aktion der Landesapothekerkammer Thüringen: Gemeinsam gegen Gewalt: Apotheken und Frauenhäuser kooperieren

Mit Hilfe einer Pflasterbox und einem Rezeptvordruck sollen von häuslicher Gewalt betroffene Frauen in der Apotheke Unterstützung erhalten. Die Landesapothekerkammer Thüringen stellt die Materialien zur Verfügung. | Bild: LAKT

Werden Frauen oder Kinder Opfer von häuslicher Gewalt, können sie sich unter anderem an Frauenhäuser wenden. In diesen Einrichtungen erhalten Betroffene zu jeder Tages- und Nachtzeit Unterstützung sowie eine geschützte Unterkunft.

Vielen ist diese Möglichkeit jedoch nicht bekannt bzw. wissen sie nicht, an wen sie sich im Notfall konkret wenden können. Außerdem kann die Kontaktaufnahme durch die angespannte häusliche Situation erschwert oder gar unmöglich sein. Eine gemeinsame Initiative der Landesapothekerkammer Thüringen und der Thüringer Frauenhäuser möchte hier nun ansetzen.

Die Idee hinter VIOLIND

Wie die Landesapothekerkammer Thüringen erklärt, arbeiten Frauenhäuser mehr oder weniger im Verborgenen. Apotheken seien dagegen weithin sichtbare und leicht zugängliche Anlaufstellen, die überall erreichbar sind. Deshalb wurde die Kooperation VIOLIND ins Leben gerufen. Der Name geht dabei auf die Begriffe Violence (engl. für Gewalt) und Linderung zurück.

Durch die Kooperation sollen Betroffene in der vertrauten Umgebung ihrer Apotheke vor Ort Zugang zu Ansprechpartnern und Hilfsangeboten erhalten und so beim ersten Schritt zur Veränderung der Situation unterstützt werden. Die teilnehmenden Apotheken stellen zudem einen ersten, niederschwelligen Zufluchtsort dar.

Informationen via Pflasterbox 

Um diese Aufgabe künftig zu übernehmen, versendete die Landesapothekerkammer im vergangenen November an alle Thüringer Apotheken Aktionspakete. Eine beigelegte Broschüre informierte die Apothekenteams über das Thema „Häusliche Gewalt“. Sie dient zudem als Leitfaden, um Möglichkeiten und Grenzen in der Apotheke zu ermitteln, und enthält eine Checkliste, um im Fall von Anzeichen für häusliche Gewalt angemessen reagieren zu können.

Pflasterbox als Teil der VIOLIND-Aktion | Bild: LAKT

Darüber hinaus enthielten die Aktionspakete Pflasterboxen mit als Packungsbeilage getarnten Informationen. In diesen wird den Betroffenen Mut gemacht und unter anderem auf violind.de verwiesen. Unter diesem Link erhalten Interessierte, neben einer Hilfestellung zur Bewertung der eigenen Lage, alle Kontaktmöglichkeiten zu Frauenhäusern in ihrer Nähe.

 

Diskrete Hilfe mittels Rezept oder Codewort 

VIOLIND-Rezeptformular | Bild: LAKT

Mit Hilfe eines beigelegten „VIOLIND-Rezepts“ kann auf diskrete Art und Weise der Kontakt in der Apotheke hergestellt werden.

Alternativ können die Betroffenen auch das Codewort „VIOLIND“ nutzen, um in den teilnehmenden Apotheken unauffällig um ein vertrauliches Gespräch zu bitten.

Mittels Türaufklebern und Plakaten für die Offizin können Apotheken die Teilnahme an der Aktion kommunizieren und sich so für Betroffene kenntlich machen.

Online-Schulung für Apothekenteams

Um den teilnehmenden Teams mehr Sicherheit im Umgang mit heiklen Situationen zu geben, wurden gemeinsam mit den Thüringer Frauenhäusern im 4. Quartal 2021 insgesamt 60 Apothekenmitarbeiter geschult.

In diesem Jahr werden die Schulungen fortgesetzt. Die nächste Einführungsveranstaltung „Wissen was hilft“ findet am 20.01.2022 als Online-Seminar statt. Interessierte können sich bei der Landesapothekerkammer Thüringen anmelden.