Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Zum Welt-Lepra-Tag am 28. Januar: Lepra – immer noch aktuell

Mit Lepra befallene Hände
Lepra kann zu chronischen Geschwüren und dem Verlust von Gliedmaßen führen. | Bild: frank29052515 / AdobeStock

In unseren Breiten kennt man die Lepra in erster Linie aus den Geschichtsbüchern. Sie gehört nach bisherigen Erkenntnissen zu den ältesten menschlichen Krankheiten überhaupt. Als sogenannte Aussätzige waren Lepra-Kranke im Mittelalter gesellschaftlich isoliert. Die durch ihre Krankheit schwer entstellten Personen wurden in spezielle Leprahäuser außerhalb der Stadtmauern abgesondert. 

Als Warninstrumente mussten die Kranken Signalhörner und Schellen bei sich tragen. Damit machten sie schon von Weitem auf sich aufmerksam, damit andere Menschen sie meiden konnten. Ab Ende des 14. Jahrhunderts ging die Seuche kontinuierlich zurück. Seit dem 17. Jahrhundert spielt die Lepra in Zentraleuropa praktisch keine Rolle mehr. 

Lepra noch immer im globalen Süden

In vielen Ländern des globalen Südens ist die Lepra aber immer noch weit verbreitet, etwa in Indien und Brasilien. Jährlich kommt es weltweit zu etwa 200.000 Neuinfektionen. Für die Betroffenen hat das oft schwerste Behinderungen zur Folge und bedeutet Ausgrenzung und Armut. Dabei ist diese Infektionskrankheit längst behandel- und heilbar. 

Welt-Lepra-Tag

Am 28. Januar findet der Welt-Lepra-Tag unter dem Motto „Lepra endlich beenden – Schritt für Schritt, Land für Land“ statt. Im Jahr 1954 wurde er ins Leben gerufen, um auf die Not der von Lepra betroffenen Menschen aufmerksam zu machen. 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die Lepra zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten. Ziel der WHO ist es, die Krankheit auszurotten, ähnlich wie es mit den Pocken gelungen ist.

Lepra beginnt mit Hautflecken

Lepra wird durch das Bakterium Mycobacterium leprae ausgelöst. Der Erreger befällt die Haut sowie das Nervensystem und zerstört diese. Die Krankheit beginnt im Frühstadium mit sichtbaren, unspezifischen Hautflecken. 

Im weiteren Verlauf bilden sich Beulen und Knoten auf der Haut. Auf Dauer entstehen Nervenschäden, wodurch Hände und Füße der Betroffenen gefühllos werden. Es kann zu chronischen Geschwüren und dem Verlust von Gliedmaßen kommen.

Inkubationszeit bis zu 20 Jahre

Der Übertragungsweg von Mycobacterium leprae ist nicht genau geklärt, geschieht aber wohl durch Tröpfcheninfektion. Allerdings muss dafür der Kontakt zu einem Erkrankten eng und längerfristig sein. Mangelernährung und schlechte Hygienebedingungen scheinen eine Infektion zu begünstigen. 

Bis die Krankheit ausbricht, können nach der Ansteckung drei bis fünf Jahre vergehen. Sogar eine Inkubationszeit von bis zu 20 Jahren ist möglich.  

Lepra-Diagnose per App

Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) weist darauf hin, dass die Krankheit auch seelisches Leid verursachen kann, etwa durch Stigmatisierung und Diskriminierung. So bekämen viele Erkrankte beispielsweise keine Arbeit oder Unterkunft. Um Betroffene zu unterstützen, erforscht die DAHW unter anderem, inwiefern Selbsthilfegruppen oder Laien-Gesundheitsberater aus Gemeinden helfen können.

Weil in entlegenen Regionen, etwa im Senegal, Hautärzte fehlen, setzt die DAHW auch auf die Unterstützung einer App bei der Diagnose. „Künstliche Intelligenz kann Gesundheitspersonal mit geringerer Expertise dabei helfen, Krankheiten wie Lepra zu erkennen“, erklärte die Forschungskoordinatorin des Hilfswerks, Christa Kasang. 

Mit der App könnten Hautveränderungen zur Analyse fotografiert werden. Wenn die Software feststelle, dass ein Bild einer Lepra-Läsion ähnelt, werde dieses Bild von geschultem Fachpersonal untersucht.

Chemotherapeutische Behandlung führt zu Heilung

Seit 1982 kann Lepra mit einer chemotherapeutischen Kombinationstherapie (Rifampicin + Dapson + Clofazimin) erfolgreich behandelt werden. Nach einer Einnahmedauer von sechs bis zwölf Monaten können die Patienten geheilt werden. 

Die Einmalgabe von Rifampicin wird für Kontaktpersonen von Lepra-Kranken als Post-Expositions-Prophylaxe empfohlen. Bei bestimmten Lepra-Formen kommt außerdem der Contergan-Wirkstoff Thalidomid zum Einsatz. 

Eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, erklärt die DAHW, um leprabedingte Behinderungen zu verhindern. Da die Lepra aber vor allem arme Menschen am Rande der Gesellschaft trifft, erfolgt eine Behandlung oft erst spät. Die Betroffenen sind dann ein Leben lang gezeichnet und erleiden schwerste Behinderungen.

Nur fünf Prozent der Weltbevölkerung können nach Angaben des Robert Koch-Instituts überhaupt an Lepra erkranken, der Rest ist immun. Laut DAHW sind 2022 weltweit etwa 174.000 Menschen an Lepra erkrankt, die Dunkelziffer sei hoch. Quellen: Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. (DAHW); Robert Koch-Institut; W. U. Eckart: Geschichte der Medizin, Springer 2005