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Keine Seltenheit: Schlaf­störungen bei Kindern und Jugendlichen

Der Konsum digitaler Medien am Abend kann Schlafstörungen bei Kindern begünstigen. Denn zum einen können die Inhalte für das Gemüt aufwühlend sein, zum andern unterdrückt das blaue Licht die Produktion des schlaffördernden Melatonin. | Bild:  Q / AdobeStock

Laut einer aktuellen Mitteilung der Barmer Krankenkasse leiden rund 80.000 Heranwachsende im Alter von 10 bis 19 Jahren in Deutschland unter Schlafstörungen. Doch gerade in dieser Altersgruppe ist guter Schlaf wichtig. Denn schlechter Schlaf könne die körperliche und geistige Entwicklung beeinträchtigen und damit einhergehend auch zu einem erhöhten Risiko für psychische Störungen sowie schlechtere Schulleistungen führen.

Verschiedene Gründe für Schlafprobleme

„Schlafprobleme bei Kindern und Jugendlichen äußern sich insbesondere durch Einschlaf- und Durchschlafprobleme. Häufig muss von vielen verschiedenen Faktoren ausgegangen werden, die sich gegenseitig verstärken“, erklärt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer.

Als mögliche Ursachen für die Schlafstörungen nennt die Expertin körperliche und entwicklungsbedingte Gründe, aber auch Alltagsbelastungen wie Ängste, Überforderungen und Stress.

Schlafhygiene überprüfen

Genau wie bei Erwachsenen sollte auch bei Kindern und Jugendlichen mit Schlafproblemen als erstes die Schlafhygiene betrachtet werden. Denn oft kann bereits durch einige Verhaltensänderungen die Schlafqualität deutlich verbessert werden. Typische Verhaltenshinweise für einen besseren Schlaf sind:

  • Feste Schlafzeiten einhalten: Jeden Tag etwa zur selben Zeit aufstehen und zu Bett gehen.
  • Mittagsschlaf nur kurz: Wird ein Mittagsschlaf gehalten, sollte dieser auf maximal 30 Minuten begrenzt werden.
  • Körperliche Anstrengung am Abend meiden: Kurz vor dem Schlafengehen sollte körperliche Anstrengung vermieden werden, damit der Körper sich auf den „Ruhemodus“ einstellen kann. Sportliche Betätigung tagsüber kann dagegen u. a. zum Stressabbau nützlich sein.
  • Üppige Mahlzeiten vor dem Schlafen meiden: Etwa vier Stunden vor dem Schlafengehen sollten keine schweren Mahlzeiten mehr eingenommen werden. Andernfalls kann die Verdauungstätigkeit von einem erholsamen Schlaf abhalten.
  • Alkohol, Kaffee und Energydrinks meiden: Auf übermäßigen Alkohol- und Koffeinkonsum sollte – vor allem nach 16 Uhr – verzichtet werden.
  • Aufwühlende Abendunterhaltung meiden: Vor dem Zubettgehen sollten keine spannenden oder aufwühlenden Bücher, Videospiele, Filme oder Serien mehr konsumiert werden, da dies den Körper in einen angeregten Zustand versetzen kann.
  • Auf Licht und Lautstärke achten: Der Schlafraum sollte abgedunkelt und frei von störenden Geräuschen sein. Dazu Vorhänge bzw. Rollläden schließen und ggf. Schlafmasken und Ohrstöpsel verwenden.

Medienkonsum einschränken

Im Falle von Schlafstörungen bei Jugendlichen ist insbesondere zu erwähnen, dass blaues Licht, welches von Bildschirmen in Smartphone, Tablet, Fernseher und Co. ausgestrahlt wird, die Produktion des Schlafhormons Melatonin unterdrücken kann. Dies kann zu Störungen im Schlaf-Wach-Rhythmus führen.

Im vergangenen Jahr wertete ein Team der Süddänischen Universität Studien zur Beziehung zwischen Medienkonsum und Schlaf  aus. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Nutzung elektronischer Medien mit einer kürzeren Schlafdauer verbunden war – und dieser Zusammenhang zeigte sich bei Kindern im Alter von 6 bis 15 Jahren stärker als bei Jüngeren. Bei Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren wurden die Bildschirmnutzung mit Einschlafproblemen und die Nutzung sozialer Medien mit einer schlechten Schlafqualität in Verbindung gebracht.

Daher empfehlen Experten Regeln für die Nutzung elektronischer Medien festzulegen und Smartphone, Tablet und Co. nicht über Nacht im Kinderzimmer liegen zu lassen. Eine weitere praxistaugliche Idee ist es, das WLAN nachts einfach auszuschalten. Quelle: Barmer; Derendorf, H., Steen, H., Schrank, A. J.: Arzneimittelkunde für PTA. DAV: 2019