Aktuelles
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Zur Woche des Hörens vom 25. bis 30. September: Schwerhörigkeit – mehr als nur schlecht hören

junge Frau mit Hörgerät am Ohr
Schwerhörigkeit hat vielfältige Ursachen und kann alle Altersklassen betreffen. Frühes Handeln ist hilfreich. | Bild: Andrey Popov / AdobeStock

Schwerhörigkeit (Hypakusis) ist ein weitgefasster Begriff. Er beinhaltet alle Beeinträchtigungen von einer leichten Hörminderung bis hin zum fast vollständigen Hörverlust. Von Gehörlosigkeit (Taubheit) spricht man, wenn nur noch einzelne Töne oder gar keine Laute mehr gehört werden können.

Unser Hörbereich

Der Hörbereich des Menschen liegt bezüglich der Tonhöhe (Frequenz) bei circa 20 bis 20.000 Hertz. Besonders empfänglich ist das Gehör im Frequenzbereich der menschlichen Sprache (circa 500 bis 5.000 Hertz). 

Was die Lautstärke (Schalldruckpegel) betrifft, wird der Bereich oberhalb von 80 bis 85 Dezibel (db) als unangenehm empfunden. Ab diesen Schalldruckpegeln ist ein Lärmschutz erforderlich. Die Schmerzgrenze liegt bei 120 db. Ab dieser Lautstärke hören wir nichts mehr, sondern empfinden nur noch Schmerz. Die Wahrnehmung eines jungen Erwachsenen beginnt im Bereich zwischen 0 und 10 db.

Schwerhörigkeit: unterschiedliche Schweregrade 

Bei Schwerhörigkeit unterscheidet man verschiedene Stadien:  

  • Normalhörigkeit: bis zu einem Abweichen der Hörfähigkeit von bis zu 20 db.
  • Geringgradige Schwerhörigkeit: Töne werden erst ab einer Schallintensität von 25 bis 40 db gehört. Das Ticken einer Armbanduhr oder Blätterrauschen werden akustisch nicht mehr wahrgenommen.
  • Mittelgradige Schwerhörigkeit: erst Töne ab einer Schallintensität von 40 bis 60 db sind zu hören. Grundgeräusche in Wohngebieten sind nicht mehr hörbar.
  • Hochgradige Schwerhörigkeit: Hörverlust, der bei mindestens 60 db liegt. Ein Gesprächspartner ist bei normaler Sprechlautstärke nicht mehr zu verstehen.
  • An Gehörlosigkeit grenzende Schwerhörigkeit: Hörverlust von mehr als 80 db.

Woche des Hörens vom 25. bis 30. September

Die diesjährige Aktionswoche zur Hörgesundheit in Deutschland stellt die vorsorglichen Hörtests bei Hörakustikern in den Fokus der Öffentlichkeit. Denn gutes Hören bedeutet Kommunikation und Lebensqualität. Die Woche des Hörens ist daher eine gute Gelegenheit, dem eigenen Gehör etwas Gutes zu tun und das Hörvermögen überprüfen zu lassen. Die FGH-Partnerakustiker bieten daher vom 25. bis 30. September kostenlose Hörtests und Beratungen an. Weitere Informationen finden Sie unter www.fgh-info.de.

Risikofaktor für Demenz

Hörminderungen führen aufgrund der Kommunikationsschwierigkeiten schnell zu sozialen Problemen mit Ausgrenzung und Isolation der Betroffenen. Hörgeschädigte ziehen sich häufig aus dem Alltagsleben zurück.

Doch die Konsequenzen sind noch weitreichender, denn eine unbehandelte Schwerhörigkeit ist ein Risikofaktor für eine Demenzerkrankung. Die pathophysiologischen Zusammenhänge sind noch nicht ganz geklärt. Experten gehen aber davon aus, dass die Hörminderung eine Dauerbelastung im Gehirn bewirkt. Wahrscheinlich finden Kompensationen und neuronale Umprogrammierungen statt, die schließlich in kognitiven Störungen resultieren. 

Schwerhörige Menschen sind außerdem schneller erschöpft, da der Hörprozess viel Kraft und Konzentration kostet. HNO-Ärzte weisen darauf hin, dass im Rahmen der Schwerhörigkeit auch der Gleichgewichtssinn beeinträchtigt ist und daher eine erhöhte Sturzgefahr besteht. 

Wie man Hörminderungen erkennt

Eine beginnende Schwerhörigkeit zeigt sich meist darin, dass das Ohr auf bestimmte Frequenzen bei geringer Lautstärke nicht mehr reagiert. Das äußert sich beispielsweise darin, dass Betroffene Geräusche immer schlechter unterscheiden können. Oft können sie einem Einzelgespräch noch gut folgen, haben aber Probleme in Gesellschaft oder bei Hintergrundgeräuschen. 

Erste Anzeichen für eine Hörminderung machen sich zum Beispiel so bemerkbar:

  • Naturgeräusche wie Blätterrauschen oder Vogelgezwitscher hört man nicht mehr.
  • Haushaltsgeräusche wie das Surren des Kühlschranks oder das Ticken vom Wecker werden nicht mehr wahrgenommen.
  • Man hat immer mehr das Gefühl, dass der Gesprächspartner nuschelt.
  • Das Sprachverstehen ist bei einer Geräuschkulisse vermindert (z. B. im Restaurant oder bei Hintergrundmusik).
  • Andere beschweren sich über den zu laut eingestellten Fernseher.

Forderung: Hörscreening ab 50

Ab einem Alter von 50 Jahren steigt die Zahl der Schwerhörigen rapide, darauf macht der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte aufmerksam. Das liege an degenerativen Prozessen im Innenohr. Die Veränderung verlaufe aber in der Regel schleichend. Deshalb werde der Hörverlust oft gar nicht wahrgenommen. 

Der HNO-Ärzteverband spricht sich deshalb für ein allgemeines Hörscreening für alle Menschen ab 50 Jahren in Deutschland aus. So könne eine Hörminderung frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden. Betroffene sollten rechtzeitig ein Hörgerät erhalten. Dann kann laut den Experten das breite Hörspektrum erhalten bleiben und die Veränderungen im Gehirn vermieden werden. 

Doch nur circa 30 Prozent der Bedürftigen seien auch tatsächlich mit einem Hörgerät versorgt. Wenn ein Hörgerät nicht mehr ausreiche, könne eventuell ein Cochlea-Implantat helfen. Dieses ahmt die Ohrfunktion nach, indem es Schall in elektrische Signale umwandelt, die der Hörnerv aufnimmt. Quellen:
Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.; Deutscher Schwerhörigenbund e.V. (DSB); Deutscher Gehörlosen-Bund e.V. (DGB); Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Welttag des Hörens; Bundesverband der Hörsysteme-Industrie