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Eine Alternative zu Cariban: Xonvea: Tabletten gegen Schwanger­schaftsübelkeit

Xonvea hilft mit Doxylamin und Pyridoxin gegen Schwangerschaftsübelkeit und -erbrechen. | Bild: Schelbert / Packshot: Exeltis, Montage: PTAheute

Die Anlaufstelle im Internet zu Fragen rund um Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit ist die Webseite Embryotox. Dort kann man unter anderem nachlesen, dass rund 50 Prozent aller Schwangeren an Übelkeit und Erbrechen in der Frühschwangerschaft leiden – 25 Prozent nur an Übelkeit. Abzugrenzen ist diese häufig auftretende Schwangerschaftsübelkeit von der Hyperemesis gravidarum, bei der die Frauen meist stationär eingewiesen werden müssen.

Schwangerschaftsübelkeit: Beratungsrelevantes Thema in Apotheken

Für die Apotheke ist vor allem die klassische Form von Schwangerschaftsübelkeit und Erbrechen ein Thema. Während hier zunächst zum Beispiel zur Meidung von gewissen Auslösern wie Gerüchen und bestimmtem Essen geraten werden kann, geht es in der Apotheke natürlich schnell darum, welche Arzneimittel Schwangere einnehmen könnten.

Dabei gilt als Mittel der Wahl eigentlich das H1-Antihistaminikum Meclozin, das jedoch laut Embryotox seit 2007 in Deutschland nur noch aus dem Ausland importiert werden kann. Ebenfalls auf einen hohen Erfahrungsumfang zurückgreifen kann man bei der Wirkstoffkombination aus Doxylamin und Pyridoxin – sie wird „seit circa 30 Jahren weltweit zur Therapie bei Schwangerschaftserbrechen eingesetzt und ist seit 2019 auch in Deutschland für diese Indikation zugelassen“, erklärt Embryotox.  

Xonvea gegen Schwangerschaftsübelkeit und -erbrechen

Bis 2019 hatten Frauen in Deutschland also gar keinen direkten Zugriff auf die am besten etablierten Arzneimittel gegen Schwangerschaftsübelkeit und Erbrechen. Jetzt heißt es in einer Pressemitteilung der Firma Exeltis, dass es mit dem Präparat Xonvea® seit 1. Mai 2022 ein neues orales Medikament gibt, „das speziell zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen während der Schwangerschaft indiziert ist“. Exeltis bewirbt sein Produkt damit, dass es sich um kleine, magensaftresistente Tabletten „mit glatter Beschichtung“ handelt – diese also auch bei Übelkeit einigermaßen gut schluckbar sein sollen.  

Studiendaten sollen die Wirksamkeit „bereits am dritten Anwendungstag“ bestätigen. Diese Aussage stützt Exeltis auf eine 15-tägige Studie, in der die Wirksamkeit von Diclegis® im Vergleich zu Placebo anhand eines Scores untersucht wurde. 

Diclegis® beziehungsweise Bendectin® blickt in den USA auf eine aufregende Geschichte zurück: Die Wirkstoffkombination mit Doxylamin und Pyridoxin wurde bereits 1956 als Bendectin® von der FDA in den USA zugelassen und enthielt ursprünglich eine dritte Komponente: Dicycloverin, ein krampflösender Wirkstoff. 

Gut zu wissen: Xonvea – richtige Dosierung

  • „Die empfohlene Anfangsdosis beträgt zwei Tabletten vor dem Schlafengehen (Tag 1). Wenn diese Dosis die Symptome am nächsten Tag ausreichend kontrolliert, kann die Patientin weiterhin zwei Tabletten vor dem Schlafengehen einnehmen. Wenn die Symptome jedoch bis zum Nachmittag von Tag 2 andauern, muss die Patientin mit der üblichen Dosis von zwei Tabletten vor dem Schlafengehen (Tag 2) fortfahren und an Tag 3 drei Tabletten (eine Tablette am Morgen und zwei Tabletten vor dem Schlafengehen) einnehmen. Wenn diese drei Tabletten die Symptome an Tag 3 nicht ausreichend kontrollieren, kann die Patientin ab Tag 4 vier Tabletten einnehmen (eine Tablette am Morgen, eine Tablette am Nachmittag und zwei Tabletten vor dem Schlafengehen).
  • Die maximale empfohlene Tagesdosis beträgt vier Tabletten (eine am Morgen, eine am Nachmittag und zwei vor dem Schlafengehen).
  • Das Arzneimittel sollte durchgehend eingenommen werden und nicht bei Bedarf. Dennoch sollte die Notwendigkeit der Anwendung des Arzneimittels im Verlauf der Schwangerschaft wiederholt beurteilt werden.
  • Um ein plötzliches Wiedereinsetzen der Symptome Übelkeit und Erbrechen aufgrund der Schwangerschaft zu vermeiden, wird zum Absetzen des Arzneimittels eine schrittweise Verringerung der Dosis empfohlen.“ Quelle: Lauer-Taxe zu Xonvea, Stand 09.08.2022 

Xonvea als Alternative zu Cariban

Damit macht Exeltis jetzt also dem Präparat Cariban® von der ITF Pharma GmbH Konkurrenz, das schon 2019 auf den Markt kam. Bei Cariban® handelt es sich nicht um Tabletten, sondern um Hartkapseln. 

Erste Wahl laut Embryotox ist, wie bereits erwähnt, dennoch Meclozin, und zwar weil es weniger sedierend wirkt als Doxylamin. Auch als Antiallergikum sei deshalb das Antihistaminikum Loratadin vorzuziehen.

Vor der Markteinführung von Cariban® – das wie Xonvea® rezeptpflichtig ist – war Doxylamin in der Apotheke vor allem aus OTC-Schlafmitteln bekannt, wie Hoggar Night®, Schlafsterne® oder Sedaplus®. Diese sollten Schwangere jedoch nicht in Eigeninitiative off-label anwenden, vor allem, weil Doxylamin dort in verschiedenen und höheren Dosierungen enthalten ist. Die Dosis von Cariban® und Xonvea® kann zwar gesteigert werden, das sollte jedoch schrittweise geschehen.

Pyridoxin bei Schwangerschaftsübelkeit

Beide Präparate gegen Schwangerschaftsübelkeit und Erbrechen enthalten zusätzlich Vitamin B6 (Pyridoxin). Der Wirkmechanismus der Kombination ist zwar nicht bekannt, Pyridoxin ist aber auch laut Embryotox bei Schwangerschaftserbrechen indiziert und auch ohne die Kombination mit einem Antihistaminikum erhältlich (z. B. Nausema®).  

Zur Therapie einer Hyperemesis sollte eine Tagesdosis von 80 mg/Tag Pyridoxin laut Embryotox nicht dauerhaft überschritten werden. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die Konzentrationen von Pyridoxin beim Fetus aufgrund eines aktiven Transports durch die Plazenta etwa doppelt so hoch ist wie bei der Mutter. Wer nur Pyridoxin einnimmt, sollte zusätzlich daran denken, dass laut Embryotox in placebokontrollierten Studien die Supplementierung nur Übelkeit, nicht jedoch Erbrechen reduzierte.