Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Stresstests gegen Arzneimittel-Lieferengpässe

Leere Apothekenschublade
Die Industrie fordert strukturelle Lösungen gegen die Arzneimittel-Engpässe. | Bild: Schelbert / PTAheute

Die forschenden Pharmaunternehmen in Deutschland haben Vorschläge gemacht, wie Engpässe bei Medikamenten möglichst vermieden werden können. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, plädieren sie in einem Positionspapier zum Beispiel für eine bessere Transparenz mit Blick auf Lagerbestände und Warenströme von Arzneimitteln. 

Außerdem sprechen sie sich für systematische Stresstests für Lieferketten aus. Dies könnte bedeuten, dass Medikamente am Ende teurer werden. Jedoch habe Liefersicherheit „einen Preis“, hieß es beim Branchenverband vfa.

Fiebersäfte, Antibiotika und Krebs-Medikamente betroffen

In den vergangenen Wochen hatten Verbraucher häufiger über fehlende Arzneimittel in Apotheken geklagt. Betroffen waren unter anderem Fiebersäfte für Kinder, aber auch Antibiotika und Krebs-Medikamente

Um die angespannte Lage zu entschärfen, wollen Krankenkassen die Festbeträge für bestimmte Medikamente mit den Wirkstoffen Ibuprofen und Paracetamol sowie für Antibiotika vom 1. Februar an für drei Monate aussetzen.

Es bedarf einer „strukturellen und nachhaltigen Lösung“

„Das Problem ist weder neu noch ist es überraschend“, sagte vfa-Präsident Han Steutel in einer Pressemitteilung. Schon lange werde davor gewarnt, dass zum Beispiel Antibiotika oder Schmerzmittel fehlen könnten. „Doch passiert ist fast nichts.“

Dass die Politik jetzt handele, sei überfällig. Gebraucht werde jedoch „eine strukturelle und nachhaltige Lösung“. Der Branchenverband hält es nicht für den richtigen Weg, Produktionen aus dem Ausland nach Deutschland zurückzuholen. So werde lediglich global nicht wettbewerbsfähige Fertigung in Deutschland dauerhaft subventioniert. Quelle: dpa, vfa 

Der Fünf-Punkte-Plan des vfa im Überblick

  • Transparenz über Lagerbestände und Warenströme: Wenn bekannt wäre, wo sich sich welche Packung befindet und wie lange Vorräte im Zweifel ausreichen, könne rechtzeitig gegengesteuert werden. Dabei helfen könne das securPharm-System.
  • Systematische Stresstests für Lieferketten: Mit ihnen sollen Abhängigkeiten von einzelnen Standorten oder Technologiezulieferern ermittelt werden. Anschließend sollten diese Risikien minimiert werden, z. B. indem Lieferverträge mit mehr als nur einem Arzneimittelhersteller geschlossen werden. Alternativ könne honoriert werden, wenn ein Hersteller seine Lieferstrukturen gegen Störungen absichert.
  • Strategische Bevorratung mit besonders kritischen Wirkstoffen: Auf diese Weise soll bei Unterbrechungen der Lieferkette Zeit gewonnen werden, um anderweitige Lösungen zu finden.
  • Rückholung von Produktion nach Deutschland nicht zielführend: Stattdessen solle die Attraktivität für Investitionen in international wettbewerbsfähige Produktionskapazitäten für innovative Arzneimittel verbessert werden. So könnten flexible Produktionsstätten am Standort Deutschland ausgebaut werden, um Reservekapazitäten für Krisenzeiten vorzuhalten.
  • Für technologische Souveränität sorgen: Würden innovativen Arzneimittel vom Standort Europa verdrängt, kämen zu möglichen Lieferschwierigkeiten auch Abhängigkeit von anderen Regionen in der Entwicklung von Arzneimitteln und deren Produktion hinzu.