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AMK-Meldung: Rückruf: Atomoxetin-Chargen verunreinigt mit Nitrosaminen

Die Buchstaben ADHS stehen in bunten Farben auf einer Tafel
Atomoxetin wird bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt. | Bild: matho / AdobeStock

Das Frage- und Antwort-Dokument der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zu Nitrosamin-Verunreinigungen ist zuletzt im März 2023 aktualisiert worden. Darin sind in der Vergangenheit auch immer wieder neue erlaubte Grenzwerte für Nitrosamin-Verunreinigungen veröffentlicht worden. Und zwar nicht nur für Nitrosamine wie NDMA (N-Nitrosodimethylamin), mit dessen Fund im Sommer 2018 die Nitrosamin-Krise begann, sondern auch für sogenannte Wirkstoff-Nitrosamine (N-Nitroso-API), die erst in den folgenden Jahren nach und nach entdeckt worden sind.

Zuletzt sind beispielsweise in dem EMA-Dokument Ende 2022 unter anderen für Fluoxetin und Paroxetin – zwei Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) – Grenzwerte für die beiden Verunreinigungen N-Nitroso-Fluoxetin und N-Nitroso-Paroxetin veröffentlicht worden.

Zwei Chargen Atomoxetin von Verunreinigungen betroffen

Rückrufe, aufgrund von Überschreitungen solcher Grenzwerte, gab es in Deutschland jedoch noch kaum: Nach N-Nitroso-Vareniclin im Raucherentwöhnungsmittel Champix® im Jahr 2021 rief Pfizer 2022 weltweit N-Nitroso-Quinapril-Präparate zurück (Accuzide und Accupro). Außerdem wurden 2022 bestimmte Chargen von „Rasagilin Heumann 1 mg“ zurückgerufen. 

Nun informiert die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) jüngst über den Rückruf zweier Chargen (Ch.-B.: 1207222 und Ch.-B.: 1206864) des Arzneimittels Atomoxetin-neuraxpharm®. Der Grund dafür ist eine neue Nitrosamin-Verunreinigung:

„Die Firma neuraxpharm Arzneimittel GmbH ruft in Abstimmung mit der zuständigen Aufsichtsbehörde, Bezirksregierung Düsseldorf, vorsorglich die genannten Chargen des Arzneimittels Atomoxetin-neuraxpharm® 40 mg, 7 Hartkapseln (PZN 14330250), und Atomoxetin-neuraxpharm® 60 mg, 56 Hartkapseln (PZN 14330304), zurück. Im Rahmen von Arzneimitteluntersuchungen wurde eine neue Nitrosamin-Verunreinigung identifiziert.“

Chargenrückruf über die AMK vom 26.05.2023

Bei der Verunreinigung handle es sich um N-Nitroso-Atomoxetin, welches sich von dem aktiven Wirkstoff ableitet. Im oben genannten EMA-Dokument taucht der Wirkstoff Atomoxetin als Nitrosamin-Verunreinigung zwar nicht auf, doch wie es bei der AMK heißt, liegen die Ergebnisse für die beiden Chargen „oberhalb des durch das BfArM und die EMA vorläufig festgelegten Grenzwertes“. Für Patienten bestehe jedoch kein unmittelbares Risiko, das Nutzen-Risiko-Verhältnis des Arzneimittels bleibe unverändert. 

Zur Erinnerung: Wann wird Atomoxetin verschrieben?

Atomoxetin kommt bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zum Einsatz. Anders als beispielsweise das bekannte Methylphenidat zählt es jedoch nicht zu den Stimulanzien, sondern ist ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer und soll nicht stimulierend oder euphorisierend wirken.

Atomoxetin®-Rückruf: betroffene Chargen zurücksenden

Die neuraxpharm Arzneimittel GmbH bittet jetzt um Kontrollen der Lagerbestände und gegebenenfalls Rücksendungen vorhandener Packungen der Chargen 1207222 und 1206864 – ausreichend frankiert und mit der Kennzeichnung „Rückruf“ an:

neuraxpharm Arzneimittel GmbH
Elisabeth-Selbert-Straße 23
40764 Langenfeld

Die zurückgesendete Ware und die Portokosten werden erstattet. Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung / dm