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Was ist eigentlich eine sarkopene Adipositas?

Übergewichtiger Mann sitzt auf Boden von Fitnessstudio
Muskelschwund bei Adipositas kann mit Krafttraining entgegengewirkt werden. | Bild: LIGHTFIELD STUDIOS / AdobeStock

Sarkopenie kennt man vor allem von betagten Menschen. Auch bei chronisch Kranken oder infolge längerer Immobilisation, zum Beispiel durch Bettlägerigkeit oder Tragen eines Gipsverbandes, wird Muskelmasse abgebaut. 

Nach neueren Erkenntnissen können aber auch junge Menschen an Muskelschwund leiden, wenn sie zu viel Körpergewicht auf die Waage bringen. Bei dieser Sonderform der Sarkopenie – der sarkopenen Adipositas – ist der Muskelschwund gleichsam maskiert. 

Muskelschwund wegen Bewegungsmangel

Die sarkopene Adipositas sei ein bislang kaum beachtetes Krankheitsbild, konstatiert der Ernährungsmediziner Prof. Dr. med. Stephan Bischoff von der Universität Hohenheim. Es beträfe vor allem Menschen mit starkem Übergewicht. 

Aufgrund von Bewegungsmangel könne es bei ihnen zu einem schleichenden Muskelschwund kommen. Dieser bleibe unter dem Fettmantel verborgen und damit unerkannt. 

Wie Bischoff erklärt, steigt zwar mit zunehmendem Körpergewicht erst einmal die Muskelmasse, um die Gewichtszunahme auszugleichen. Danach aber erreiche die Muskelmasse oft einen Kipp-Punkt, ab dem sie aufgrund von Bewegungsmangel wieder abnehme.

Ungefähr 15 Prozent der adipösen Männer und 23 Prozent der adipösen Frauen sollen von einer sarkopenen Adipositas betroffen sein.  

Muskelschwund erhöht Krankheitsgefahren

Die Folgen der sarkopenen Adipositas sollten nicht unterschätzt werden, warnt der Hohenheimer Experte. So seien Patienten mit Muskelschwund deutlich anfälliger für Krankheiten und hätten eine reduzierte Lebenserwartung. 

Laut Bischoff wirkt sich Muskelschwund auch auf die Atemmuskulatur aus. So könnten zum Beispiel COVID-Erkrankungen aufgrund der verringerten Atemleistung schwerer verlaufen. 

Wie sarkopene Adipositas diagnostiziert werden kann 

Um eine sarkopene Adipositas zu diagnostizieren, sind Körperzusammensetzung und Muskelfunktion entscheidend. Zur Bestimmung der Fett-/Muskelmasse-Anteile bietet sich zum Beispiel die Bioimpedanzanalyse an. 

Hierbei wird ein schwacher Strom durch den Körper geschickt. Anhand des elektrischen Widerstands, der sich dabei ergibt, kann auf den Wasseranteil geschlossen werden. Da Muskeln mehr Wasser enthalten als Fett, lässt sich auf diese Weise das Verhältnis von Muskelmasse zu Fettgewebe bestimmen.  

Um zusätzlich die Muskelfunktion zu testen, wird zum Beispiel geprüft, wie oft der Patient in einer Minute aufstehen und sich wieder setzen kann.  

Wenn sowohl zu wenig Muskelmasse vorhanden ist als auch die Muskelfunktion bereits beeinträchtigt ist, liegt eine sarkopene Adipositas vor.  

Behandlung von sarkopener Adipositas

Bei der Behandlung der sarkopenen Adipositas kommt es darauf an, Gewicht zu reduzieren, gleichzeitig aber möglichst Muskelmasse aufzubauen. Nach Aussage des Experten Bischoff erscheint dafür die Kombination aus Krafttraining und proteinreicher Ernährung am aussichtsreichsten. Bei der Bewegungstherapie sei es wichtiger, Gewichte zu stemmen als Ausdauertraining zu betreiben. Quellen: Universität Hohenheim; DocCheck  

Sarkopene Adipositas in Kürze

  • Zu niedriger Anteil von Muskelmasse sowie beeinträchtigte Muskelfunktion bei gleichzeitig stark erhöhtem Anteil an Körperfett; Muskelschwund durch zu viel Körperfett maskiert; Sonderform der Sarkopenie.
  • Entsteht aufgrund von Bewegungsmangel bei Adipositas; auch jüngere Menschen betroffen.  
  • Diagnose durch Bestimmung des Verhältnisses von Körperfett zu Muskelmasse, zum Beispiel mittels Bioimpedanzanalyse.  
  • Behandlung mit Kombination aus proteinreicher Kost und Bewegungstherapie in Form von Krafttraining.