In der Apotheke werden PTA mit den unterschiedlichsten Themen konfrontiert. Lesen Sie hier die tagesaktuellen News aus den Bereichen Pharmazie, Forschung, Ernährung, Gesundheit und vielem mehr. Bleiben Sie informiert, um Ihre Kunden stets kompetent zu beraten.
Was ist eigentlich das Takotsubo-Syndrom?

Symptome wie Brustschmerz, Atemnot oder Herzklopfen, typische Blutwerte und ein entsprechendes Elektrokardiogramm deuten zunächst einmal auf einen Herzinfarkt hin. Wenn sich aber kein Verschluss eines großen Herzkranzgefäßes durch ein Blutgerinnsel findet, kann ein Takotsubo-Syndrom vorliegen.
Die akute Herzmuskelerkrankung wird bei ein bis vier von 100 Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt diagnostiziert, mehr als 90 Prozent davon sind Frauen. Besonders häufig tritt sie im mittleren bis hohen Lebensalter auf, meist nach dem 50. Geburtstag.
Bei jungen Menschen ist ein Takotsubo-Syndrom selten, dafür verläuft es bei ihnen oft komplikationsreicher.
Was sind mögliche Ursachen für das Takotsubo-Syndrom?
Ein Auslöser der Erkrankung ist die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin als Folge von emotionaler und/oder körperlicher Belastung. Gefährdet sind insbesondere Menschen, die anfällig für Stress sind, zum Beispiel Personen mit einer Störung der Schilddrüsenfunktion. Zudem gibt es eine genetische Komponente.
Als mögliche Ursachen kommen auch hormonelle Einflüsse, bereits bestehende Gewebeveränderungen am Herzmuskel oder akute neurologische Erkrankungen wie Hirnschlag, Epilepsie oder Hirnblutungen infrage.
Und dann gibt es noch den seltenen Fall, dass ein freudiges Ereignis – zum Beispiel eine Hochzeit oder die Geburt eines Enkelkindes – zur Erkrankung führen kann: In einer internationalen Studie unter Zürcher Leitung galt das für 4 Prozent der Personen, bei denen definitiv ein emotionaler Auslöser zum Takotsubo-Syndrom geführt hatte.
Als Gegenbegriff zum Broken-Heart-Syndrom bezeichneten die Studienleiter die Erkrankung in diesen Fällen als „Happy-Heart-Syndrom“.
Ganz allgemein sollten Ärzte in den Notfallstationen und -praxen, aber auch niedergelassene Mediziner, Apotheker und PTA wissen, dass Patienten mit Anzeichen eines Herzinfarktes, wie Brustschmerz und Atemnot, an einem Takotsubo-Syndrom leiden könnten.
Gut zu wissen: Woher stammt der Name „Takotsubo“?
Das Syndrom wurde erstmals im Jahre 1991 in Japan beschrieben. Der Name rührt von der Form der krankhaft veränderten linken Herzkammer her: Sie erinnert an die traditionelle japanische Tintenfischfalle (japan. „tako“ für Oktopus und „tsubo“ für Pott), ein amphorenartiges Gefäß mit bauchigem Korpus und engem Hals.
Alternativnamen sind Takotsubo-Kardiomyopathie, Stress-Kardiomyopathie „Broken-Heart-Syndrom“ oder „Syndrom des gebrochenen Herzens“.
Wie gefährlich ist das Takotsubo-Syndrom?
Der Name „Broken-Heart-Syndrom“, der von den häufigen, aber nicht immer vorliegenden emotionalen Triggern herrührt, könnte zu der Einschätzung verleiten, die Erkrankung sei nicht gefährlich. An einem gebrochenen Herzen stirbt man schließlich nicht.
Weit gefehlt: Am Takotsubo-Syndrom kann man ebenso sterben wie an einem Herzinfarkt. Letztlich ist es eine Sonderform der akuten Herzschwäche (Herzinsuffizienz), bei der die Fähigkeit der linken Herzkammer, sich zusammenzuziehen und sauerstoffreiches Blut in den Körperkreislauf zu pumpen, eingeschränkt ist.
Das geht mit charakteristischen Bewegungsstörungen der muskulären Herzkammerwand und einer ballonartigen Deformierung derselben einher. Die Prognose ist zwar bei den meisten Patienten günstig, und nach einigen Wochen ist die Herzfunktion bei der Mehrzahl von ihnen normalisiert.
Bei einem von 20 Betroffenen ist das Takotsubo-Syndrom jedoch aufgrund schweren Herzkammerflimmerns oder kardiogenen Schocks (Pumpversagen des Herzens) akut lebensbedrohlich. Hinzu kommt ein erhöhtes Komplikationsrisiko im Langzeitverlauf.
Mögliche Komplikationen sind Herzarrhythmien sowie Gerinnselbildungen in der Herzkammer mit nachfolgenden Thrombosen oder Gefäßembolien. Eine schottische Registerstudie stellte eine im Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich erhöhte Sterblichkeit innerhalb von etwa fünf Jahren fest.
Zudem kann in der akuten Erkrankungsphase parallel zum Takotsubo-Syndrom eine koronare Herzkrankheit (KHK) vorliegen. So ließ sich in einer Studie bei fast jedem vierten Takotsubo-Patienten eine obstruktive, also gefäßverengende, KHK feststellen, bei weiteren 42 Prozent eine nichtobstruktive KHK.
Wie wird das Takotsubo-Syndrom behandelt?
Weil das Wissen über die Krankheitsmechanismen noch begrenzt ist, existieren bisher keine gesicherten Behandlungsoptionen. Man orientiert sich deshalb generell an der Behandlung von Menschen mit Herzinsuffizienz.
Da bei der Krankheitsentstehung häufig Stresshormone eine Rolle spielen, versucht man deren ungünstigen Auswirkungen mit Betablockern entgegenzuwirken. Aus Registerstudien gibt es außerdem Hinweise darauf, dass Blutdruckmedikamente wie ACE-Hemmer und AT-Rezeptorblocker eine Wiederkehr der Erkrankung verhindern können.
Auch die Wirkung von antientzündlichen Substanzen wird untersucht. Zudem ist unter Umständen die Einnahme von Gerinnungshemmern gerechtfertigt, um Thrombosen und Embolien vorzubeugen.
In jedem Fall sollten Patienten nach einem überstandenen Takotsubo-Syndrom weiter in fachärztlicher Betreuung bleiben, um Langzeitrisiken zu minimieren. Quellen:
- https://herzstiftung.de/herzkrankheiten/herz-und-andere-organe/frauenherzen/taktosubo
- https://www.doccheck.com/de/detail/articles/2075-takotsubo-syndrom-weiblich-gluecklich-herzkrank
- https://academic.oup.com/eurheartj/article/37/37/2823/2469928
- https://de.wikipedia.org/wiki/Stress-Kardiomyopathie
Das Takotsubo-Syndrom in Kürze
- Ursache: psychischer oder physischer Stress, evtl. auch bereits bestehende Veränderungen des Herzmuskels, andere Vorerkrankungen oder hormonelle Störungen
- Symptome: Brustschmerz, Atemnot, Herzklopfen – ähnlich einem Herzinfarkt
- Namensgebung: von der japanischen Tintenfischfalle „tako-tsubo“
- Betroffene: meist Frauen über 50
- Therapie: Medikamente für Herzinsuffizienz
- Heilung: Normalisierung der Herzfunktion normalerweise nach einigen Wochen