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Mehr Aufmerksamkeit für die Nieren

In Deutschland sind circa 90.000 Menschen auf eine regelmäßige Dialysetherapie angewiesen. | Bild:  Александр Ивасенко / AdobeStock

Über neun Millionen Menschen in Deutschland haben eine chronische Nierenerkrankung. Diese Zahl nennt die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN). Doch die meisten Betroffenen wissen nichts davon, wie die Fachgesellschaft warnt.

Schleichender und stummer Krankheitsprozess  

Meist ist es ein schleichender, unbemerkt verlaufender Prozess: Eine Nierenschwäche entwickelt sich in der Regel über eine lange Zeit. Die Organfunktion nimmt über die Jahre hinweg ab. Stellen sich irgendwann Symptome ein wie Unwohlsein und Übelkeit, körperliche Schwäche, Müdigkeit etc., ist die Erkrankung oft schon sehr weit fortgeschritten. Dann kann eine Nierenersatztherapie notwendig werden. Gut 90.000 Menschen sind in Deutschland auf eine regelmäßige Dialysetherapie angewiesen.  

Gefährliche Folgeerscheinungen  

Hinzu kommt, dass eine chronische Nierenkrankheit viele Folgekomplikationen nach sich zieht, insbesondere Hypertonie und Urämie, bei der harnpflichtige Stoffe im Blut bleiben. Die Gefäße werden geschädigt und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt. Weitere Begleit- und Folgeerkrankungen sind unter anderem Anämie, Elektrolytstörungen, Juckreiz, Krämpfe und Depression. 

Hauptkrankheitsursachen: Diabetes und Bluthochdruck

Die häufigsten Ursachen für chronische Nierenkrankheiten sind Diabetes mellitus und Bluthochdruck. Zusammen sind sie für mehr als die Hälfte aller Dialysefälle verantwortlich. Da die Zahl der Diabetiker und Hypertoniker steigt, ist auch davon auszugehen, dass die Zahl chronisch nierenkranker Menschen zunimmt. Das bedeutet nicht nur Leid für die Betroffenen, sondern belastet wegen der hohen Kosten die ganze Gesellschaft. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie fordert deshalb mehr gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit für Nierenkrankheiten. Vor allem die Prävention müsse verbessert werden.  

Früherkennung ermöglicht therapeutisches Eingreifen  

Um ein schleichendes Nierenversagen zu verhindern, muss eine Nierenfunktionsstörung möglichst früh erkannt werden. Neben dem „klassischen“ Nierenmarker – dem Serumkreatinin – sollte dazu laut den Experten auch ein Test auf Albuminurie erfolgen. Rechtzeitig erkannt, lassen sich bei nachlassender Nierenleistung progressionshemmende Medikamente einsetzen. Wie die Nephrologen erklären, gehören dazu ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker sowie als weitere Substanzklassen die SGLT-2-Inhibitoren (Gliflozine) und die Substanz Finerenon, ein neuartiger, nichtsteroidaler, selektiver Mineralocorticoid-Rezeptor-Antagonist.

Tipps für die Vorbeugung

Um aber möglichst schon den Anfängen einer Nierenschwäche zu wehren, sind Lebensstiländerung, Blutdruck- und Diabetes-Einstellung wichtig. Und damit es erst gar nicht zu einer Nierenfunktionsstörung kommt, haben die Experten sieben Regeln für Gesunde parat:  

  • Regelmäßig körperlich aktiv sein
  • Sich gesund ernähren  
  • Gewicht kontrollieren  
  • Mit dem Rauchen aufhören  
  • Schmerzmittel nicht über einen längeren Zeitraum einnehmen
  • Ausreichend Wasser trinken (1,5 bis 3 Liter)
  • Regelmäßig die Nieren untersuchen lassen (einmal jährlich bei erhöhtem Risiko durch Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, familiäre Vorbelastung oder Alter) Quelle: Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN)